Hm, @*******ree , wenn es so einfach wäre. Selbstkritik <> Kritik bin ich bei Dir.
Ich glaube aber auch, dass wir es nicht unbedingt mögen uns selbst zu kritisieren. Und damit auch nicht, den Spiegel vorgehalten zu bekommen.
Ich meine jetzt nicht das "Shit, ich hab's (wieder) verbockt", das ist der innere Kritiker, den wir (oft) selbst installiert haben, in dem wir externe Kritik internalisiert haben.
Ich meine den ernsthaften Blick in den Spiegel. Birgit Untermair konzentrierte das für mich mal gut in der Frage bei 'Gedanken tanken': "wer hier im Raum würde sich auf der Stelle selbst heiraten?"
Wer kennen uns vielleicht nicht zu 100% selbst, aber wir kennen uns gut. Auch die Anteile, die wir nicht mögen, die wir als falsch oder zumindest nicht richtig empfinden.
Bezogen auf das Thema - verknappt - 'Tiere essen', die wenigsten Kinder würden ein Tier töten wollen, um es zu essen. Wir werden dahin sozialisiert, Melanie Joy spricht von 'Carnism', 'Tiere essen' ist Glaubensache.
Zum Toleranzbegriff, es gibt das sogenannte Toleranzparadoxon: man muss zwingend mit dem Intoleranten intolerant sein.
Beispiel: die AfD ist intolerant, gegenüber der AfD ist also Intoleranz zwingend.
Oder anders, wer sich außerhalb des Kreises von Toleranz stellt, verwirkt das Recht auf Toleranz.
Insekten zu töten in Ordnung zu finden, hat weniger etwas mit Toleranz zu tun, als damit 'Deutungshoheit' - trotz anderer Meinung - zuzulassen (, weil man es eh nicht verhindern kann). Widersprüche, die uns zwangsläufig im Leben immer wieder begegnen, auszuhalten heißt 'Ambiguitätstoleranz'.
Man kann "Insekten töten" durch "Schwule verfolgen", "Kinder schlagen" oder anderes ersetzen, dann wird das deutlicher. Gesellschaften, Gruppen, bubbles verständigen sich, oftmals nicht alle, darauf was im Zeitkontext gerade i.O. ist.
Das heißt aber nicht, dass es in Ordnung ist, man beansprucht lediglich die Deutungshoheit.
Tiere, welcher Spezies auch immer, nicht auszunutzen, zu quälen und zu töten, ist zwar zwischenzeitlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen, aber eben noch weit von Konsens entfernt.
Und wir zerstören damit ja unsere eigene Lebensgrundlage. Das ist dumm. Und da mangelt es uns als Spezies an Selbst-Kritik.
Mig konfrontiert hart. Und gefühlt - meine Meinung - mit einer gewissen Selbstüberhöhung. Und vom Eltern-ich zum Kind-ich mag kein äußerlich Erwachsener gemaßregelt werden.
Trotzdem halte ich den Versuch vegan zu leben für moralischer, als nicht vegan zu leben.
Warum sollte der Versuch Leid minimieren zu wollen nicht moralischer sein? Oder umgekehrt warum sollte die Entscheidung Leid zu verursachen gleich moralisch sein?
Wenn wir uns wehren oder angegriffen fühlen, dann, weil wir gerne moralisch und eben nicht unmoralisch sein wollen. Wir haben ja einen inneren Wertekompass. Ein Gewissen. Und blinde Flecken und dunkle Ecken in die wir nicht gerne schauen.
Aber das schließt eben auch nicht aus, dass nicht vegan lebende Menschen in anderen Bereichen moralisch/er sein können. Im Tierheim engagieren. In der Flüchtlingshilfe. Im Obdachlosenheim.
(was ein nicht vegan lebender Mensch nicht sein kann ist tierlieb. Seine Tierliebe ist dann eben selektiv auf eine oder mehrereSpezienzugehörigkeit, Katzen-lieb, Hunde-lieb, pet-lieb)
Ohne eine Lösung oder Antwort zu haben, wann wer wen wie konfrontiert /konfrontieren soll (und wie jemand gut konfrontiert werden kann oder überhaupt will) - was ist da richtig oder falsch?
Beispiel: menschen-induzierter Klimawandel.
Wie lange ist er bekannt? Was ist passiert? Was hat sich (absolut) verbessert?
Aber Klimakleber triggern (manchen von) uns, weil wir nicht schnell genug dahin kommen, wo wir gerade hin wollen.
Uns ist in der momentanen Situation wichtiger, wo wir hin müssen, als auch nur darüber nachzudenken unsere Lebensgrunde nicht weiter zu zerstören.
Die Klimakleber säßen da nicht auf der Straße, hätten wir in der Vergangenheit alle unseren Job gemacht.
Henne-Ei.
Vegan zu leben ist ein "Multitool". Wir reduzieren Leid. Klimagase. Welthunger. Wasserverschmutzung, Ressourcenverschwendung, Pandemie-Gefährdung, Antibiotikaresistenzen, falsche Subventionen, Zivilisationskrankheiten, Krankenkassenbeiträge, und bestimmt hab´ ich noch so manches vergessen.
Ich glaube da stellt sich nicht so sehr die Frage, ob es uns an Selbstkritik und -Reflektion mangelt.