Interessante Gedanken! Ich finde es immer gut, wenn Menschen zur Reflexion fähig sind und Dinge hinterfragen. Ähnlich gelagerte Gedanken hatte ich auch schon gehabt, der Hintergrund war bei mir aber ein anderer.
Ich habe vor vielen Jahren damit begonnen immer mehr barfuß zu laufen (war eh schon immer viel) und praktiziere es mittlerweile von März bis November. Und obwohl die Füße sehr viel unanfäliger für Spitze Steinchen etc. werden, will man doch die Scherben vermeiden, die es hier und da gibt. Also entwickelt man automatisch einen "Sensorblick", der in regelmäßigen Abständen die paar Meter vor einem abscannt. In all den Jahren bin ich nie in eine Scherbe getreten (wohl aber zu Hause, weil der Staubsauger nicht perfekt gearbeitet hat
), aber im Zuge dieser "Scanarbeit" des Bodens vor einem, ist mir auch erstmals bewusst geworden, wie oft ich in der Vergangenheit beschuht wohl unwissentlich Insekten o.ä unbeabsichtigt um die Ecke gebracht habe. Zumindest auf dem Asphalt passiert mir das jetzt wahrscheinlich fast gar nicht mehr, eben weil ich regelmäßig nach unten schaue. Aber in jeder Wiese, wo man nicht sieht, was unter dem Gras kriecht und krabbelt, werde ich wohl unwissentlich doch einen Massenmord veranstalten und man kann es nicht mal verhindern. Noch schlimmer wird es wenn man Auto fährt, man kennt die Massengräber auf Motrohaube oder Frontscheibe.
Will damit sagen, moralisch kann und sollte man sich nur damit auseinandersetzen, was wirklich realistisch möglich ist zu vermeiden, oder man orientiert sich etwas als "Krücke" am Gesetz, welches erhebliche Unterschiede macht zwischen Wirbeltieren und wirbellosen. Ist das eine befriedigende herangehensweise? Ich weiß es nicht, müssen alle Menschen für sich entscheiden.
Sicher werden Insektenproteine eine größere Rolle spielen, ich schätze aber, dass es in Europa und Nordamerika weiterhin eine Nische bleiben wird, wenn auch eine größere als bisher.
Eine andere technologische Entwicklung wird mit großer Wahrscheinlichkeit aber eh daran vorbei ziehen und zwar die Präzisionsfermentation bei der ausgewählte Bakterien in diesem Verfahren bestimmte Proteine erzeugen, die dann weiterverarbeitet werden können. Vor einigen Jahren gab es die ersten Berichte dazu und das Verfahren sich so hocheffizient und revolutionär, dass es in der Lage ist die komplette Landwirtschaft zu transformieren. Obst und Gemüse muss zwar weiterhin angebaut werden traditionell, aber eine US-Agrarfachzeitschrift prophezeite schon vor 2 Jahren, dass diese Technologie durch den Preisdruck es schaffen wird den US-Rindfleischmarkt zum kollabieren zu bringen.
Die Flächeneffizienz in Sachen Platzbedarf im Verhältnis zum Kalorienoutput ist um den Faktor 20.000 besser, als bei allen anderen bisherigen Varianten der Proteinerzeugung (seien es Tiere, oder Agrarpflanzen wie Soja). Es braucht eigentlich nur große Metallbottiche, Wasser, die speziellen Bakterien und im Idealfall Sonnenkollektoren auf dem Dach. Fertig.
Aktuell werden noch die Verfahren verbessert und optimiert.
Was will ich damit sagen? Naja, vielleicht musst Du dir diese ethische Frage mit Insekten in Zukunft gar nicht stellen und wenn nicht, würdest Du die ethische Frage ausdehnen auf die Bakterien die in Zukunft Proteine erzeugen werden und dazu von uns "benutzt" werden?
Wen die Thematik weitergehend interessiert, kann sich gerne diesen Zeitungsartikel durchlesen:
https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/mikroben-werden-uns-retten