Ich habe mal ein Kohlmeisen Küken im Garten gefunden, das ganz offensichtlich aus dem Nest in unserem Dachgiebel gefallen war. Unmöglich es wieder zurück zu setzen. Ich habe erst versucht, es in einem kleinen Körbchen so zu platzieren, dass die Katzen nicht drankommen und es gleichzeitig von den Elternvögeln gefunden werden konnte. Die ließen sich jedoch nicht blicken. Adäquates Futter hatte ich natürlich nicht zur Hand und es war Samstagnachmittag.
Bei der Recherche, was mit so einem Ästling zu tun ist, bin ich auf die lokale Wildvogelhilfe gestoßen, habe dort angerufen und konnte den kleinen Vogel hinbringen. Ca. 40 km eine Strecke. Das Küken wurde dort in ein Nest mit anderen
Meisenküken gesetzt und direkt gefüttert.
In einem anderen Jahr bemerkte ich einen lautstarken Tumult in meinem Garten. Elstern kreischten wie verrückt. Als ich nachsah, entdeckte ich zunächst eine Katze, die ich direkt verscheuchte, und dann eine große Menge an Federn von einer Ringeltaube. Die verletzte Taube floh vor mir und landete im Teich, wo ich sie einfing. Ihr Hinterleib war fast federlos und ein Bein ausgerenkt oder gebrochen. Ich schlug sie in ein Handtuch ein und packte sie in einen gelöcherten Karton.
In der Wildvogelhilfe hatten sie keinen Platz für die Taube, gaben mir aber die Telefonnummer der lokalen Taubenhilfe.
Wieder 40km Strecke. Die Taube wurde liebevoll gepflegt und aufgepäppelt.
Warum erzähl ich Euch diese beiden Geschichten?
Die Leute hatten Verständnis dafür, dass ich für das Meisenküken so einen Aufwand getrieben habe.
Bei der Taube haben sie den Kopf geschüttelt, das sei doch der Lauf der Natur.
Wie bitte? Was ist an 60 Millionen Hauskatzen in Deutschland natürlich? Und warum soll die Taube weniger wert sein als die Meise?
Der Partner der Taube kam übrigens noch tagelang in meinen Garten und hat Ausschau nach ihr gehalten.
Ich will die Tiere nicht vermenschlichen. Aber es bringt mich auf die Palme, wenn Menschen Tiere derart entwerten.