Der T1- Das Wirtschaftswunder
Wer kennt sie nicht, die legendäre Zeichnung des holländischen VW-Importeurs Ben Pon. Zusammengekritzelt auf einem Blatt Papier skizzierte er der Überlieferung nach (es tauchen immer wieder auch anderslautende "Väter" der Ur-Idee auf) das Grundprinzip eines ersten Transporters von VW- so wie er ihn für seinen Markt haben wollte.Genauso bekannt ist sicher die für den Laien verwirrende Bezeichnung "Typ2" des T1. Er war die zweite Baureihe nach dem Käfer, der intern als "Typ1" geführt wurde.
Offiziell gestartet als "VW Transporter" wurde er 1949 entwickelt, nachdem bis dahin nur einfache Plattenwagen (Fahrersitz hinten und davor eine kleine Ladefläche) werksintern genutzt wurden. Der erste VW-Generaldirektor Heinrich Nordhoff beauftragte seinen Entwicklungsleiter Alfred Haesner im Herbst 1948 mit der Konzeption des ersten Bulli.
Die Produktion startete bereits im darauffolgenden Jahr –nach heute unvorstellbaren 51 Wochen Entwicklung und Tests-, da alle wesentlichen Baugruppen vom Käfer übernommen wurden. Diesen übertraf er mit 4,28m Länge nur um 21 cm- was verdeutlicht wie klein der T1 in Wirklichkeit war (der aktuelle Golf ist fast exakt so lang und breit wie der erste Bulli.) Nur die viel zu leichte Bodengruppe des Käfers war ungeeignet für den Lastentransport und musste neu konstruiert werden. Mit 5850 DM lag er nur 150 Mark über dem Preis eines voll ausgestatteten Käfers.
Für die Nachkriegszeit war er die ideale Lösung bei Handwerk und Handel. Und so verwundert es nicht, dass bis zu seiner Ablösung 1967 immerhin 1,8 Mio. mal gebaut wurde. Dabei gab es durchaus schon Wettbewerber wie den DKW-Schnelllaster auf dem Markt. Der Tempo Matador war sogar größer, wenngleich auch teurer. Und praktischer, denn im Heck des VW war der vom Käfer übernommene Boxermotor mit 1131 cm³ Hubraum und 25 PS (18 kW) untergebracht, was eine durchgehende Ladefläche verhinderte- ein Handicap, das erst mit dem T4 der 90er Jahre entfiel. Gebremst wurde damals natürlich nur mit Trommelbremsen!
Nach nur fünf Jahren lief im Oktober 1954 bereits der 100.000ste T1 im VW-Werk Wolfsburg hergestellt. Doch nun reichten die Kapazitäten längst nicht mehr aus, und man errichtete ein eigenes Transporterwerk in Hannover. Weitere acht Jahre später war die erste Million erreicht. Typisch für alle folgenden Generationen war die jeweils lange Bauzeit, in der jedes Jahr zahlreiche Modifikationen einflossen. Das war auch nötig, denn die Motoren hielten anfangs kaum 50.000 km durch.
Zu seinem Megaerfolg trug nicht zuletzt die Variantenvielfalt bei: Neben dem geschlossenen Kastentransporter mit einem flachen oder einem Hochdach gab es den „Kombi“ mit Seitenscheiben, die normale und breitere Pritsche und Doppelkabine, sowie nicht zuletzt ab 1951 den wunderschönen und legendären „Samba“-Bus, der inzwischen für Preis über 100.000 Euro gehandelt wird.
Doch der T1 hatte noch viele andere Besonderheiten: Aus Kostengründen war die Frontscheibe plan und zweigeteilt- daher wurde ihm im englischen Sprachraum der Spitzname „Splittie“ zuteil.