Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Silicon Valley
2382 Mitglieder
zum Thema
Was ist das größte Kompliment für Euren Partner?51
Welches ist das größte Kompliment, dass ihr Eurem Partner schenken…
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Reisebericht Yakima Valley

*******se_B Mann
266 Beiträge
Themenersteller 
Reisebericht Yakima Valley
Ich habe das Wochenende in einer der für Europäer vielleicht unbekanntesten Weinbaugebiete verbracht, im Yakima Valley (wineyakimavalley.org – bei allen Webadressen lasse ich das www und ggf. das .com weg). Neben Walla Walla (ja, heißt wirklich so) ist das das größte Weinanbaugebiet im Bundesstaat Washington, mit über 50 meist recht kleinen Weingütern. Wer schon einmal in der Umgebung von Seattle war und den vielen Regen kennt der wundert sich vielleicht, wie denn da Wein gedeihen soll. Tut er um Seattle auch nicht, aber zwischen der Küste und Yakima gibt es die Cascade-Gebirgskette, und hinter diesen Bergen ist Steppe statt immergrüner Wald angesagt.

Die Stadt Yakima (70000 Einwohner) ist kaum bemerkenswert, das Zentrum nur an den Restaurants erkennbar. Aber wir haben eine schöne Weinbar gefunden, in der die Kellnerin (Angie, stammt von deutschen Eltern ab und war ganz glücklich, sich den Abend auf Deutsch mit uns unterhalten zu können) mit ihren Weinproben und ein schwarzer Sänger mit Klasse-Stimme für einen schönen Abend gesorgt haben. Angie hat uns auch mit einer Empfehlungsliste für sehenswerte Weinhöfe (Gut ist vielleicht nicht der richtige Begriff, aber ich lasse ihn dann doch mal) versorgt.

Am nächsten Tag war dann also Besuch der Weingüter angesagt. Das Tal liegt zwischen niedrigen, durch Versteppung derzeit größtenteils mit gelbem Gras bewachsenen Hügeln, ist geschätzt 80km lang und durch den Yakima River gut mit Wasser versorgt. Es gibt hier nicht nur 45km² Weinanbau, sondern auch viele andere Arten von Früchten, und Hopfen – wobei der größte Teil des Hopfens ein Tal weiter nördlich erzeugt wird (in Summe 80% der US-Produktion). Es gibt 4 Appellations, also begrenzte Anbaugebiete, wir waren mit einer Ausnahme (Piety Flats) in der Rattlesnake Hills Appellation. Fast alle Weingüter haben „Tasting Rooms“, also Proberäume, in denen man die Weine des Hauses probieren und kaufen kann, oft gibt es auch eine kleine Gastronomie. Also das ideale Gebiet für einen schönen Sonntag, wenn man einen Fahrer mithat. Allerdings haben wir auch Ältere-Leute-Kleinbustouren und anscheinend geführte Radtouren (mit Tandems) gesehen.

Das erste Weingut war Silver Lake (silverlakewinery). Das liegt auf einem kleinen Hügel und ist wunderschön ausgebaut: großer Proberaum in Holzbalkenarchitektur, Terrassenrestaurant, Wiese mit Bänken, einem kleinen Wasserfall und ein toller Ausblick über das ganze Tal. Wie in den meisten Gütern kann man die preiswerten Weine kostenlos testen, die teureren kosten 5 Dollar für 4 Proben. Die habe ich nach zwei der preiswerten dann gern bezahlt. Ich hatte einen Syrah, der nicht meins war, einen guten, nicht so schweren Chardonnay und einen Zinfandel. Das hat mich erstaunt, da ich Zinfandel doch weiter südlich angesiedelt hätte. Der Winzer erzählte auf Nachfrage auch, dass die Traube in diesem Gebiet schwer anzubauen ist und nur vier Güter einen Zinfandel haben. Er war dann auch nicht so doll. Ziemlich gut, wenn auch geschmacklich recht anders als in Deutschland war der Riesling. Nach einem ganzen Glas des zur Sonne so schön passenden Chardonnay und Spare Ribs zum Mittag und als Grundlage für weitere Proben ging es zum nächsten Gut Bonair (bonairwine).

Hier konnte man am Ententeich sitzen, an den Rebstöcken zwischen Parkplatz und Eingang waren Schilder, worum es sich handelt. Die Probe gestaltete sich etwas schwierig, da man nicht bereit war, die vier bezahlten Proben auf einmal rauszugeben und ich so zwischen Bank draußen und Proberaum pendeln musste. Vielleicht ein Test, ob ich noch laufen kann. Der Riesling war wieder ganz annehmbar, die drei Rotweine gar nicht mein Fall – obwohl sie formal die teuersten Weine des Tages waren. Ich hatte wie so oft an diesem Tag bei den Rotweinen den Eindruck, dass man sie einfach zu weit ausbauen möchte. Der Proberaum selbst war sehr groß und hatte ein paar nette Bilder über die Geschichte des Guts – ein Ehepaar, das sich seinen Traum erfüllt.

Das nächste war dann Piety Flats (pietyflatswinery). Die behaupten von sich, als Erste moderne Bewässerung eingeführt und somit den Weinanbau erst ermöglicht zu haben. Wir waren allerdings da, weil es von einer deutschen Dame geführt wird. Die war aber grad abwesend. Die Lage ist ernüchternd, nicht weit von der Autobahn, direkt an der Shell-Tankstelle. Und nach den schicken Proberäumen bisher war dies nur eine Weinbar in einem Laden. Der Laden war allerdings ein lokales Schlemmerparadies; neben Wein stellt man zum Beispiel auch ca. 8 Sorten Barbecue Sauce her, was meinen Fahrer begeisterte. Und ich liebe Chuka Cherries. Nun aber zum Wein. Der Rotwein war wieder nicht so doll (habe ich schon erwähnt, dass die meisten Rotweine gekühlt serviert wurden?), aber der Chenin Blanc, den ich gerade trinke (die einzige Flasche des Tages, die ich gekauft habe – Übergepäck ist zu teuer) war sehr lecker. Und als Rosé war der Black Muscat passend zur Sonne fast noch besser. Merke: ein schöner Ausblick ist nicht alles (Pause, mein Glas ist leer).

Den schönen Ausblick gab es dafür satt bei der letzten Station des Tages: Windy Point (windypointvineyards). Man fährt eine Weile mitten zwischen Apfelbäumen und Rebstöcken, über eine Brücke mit 5t Maximallast und steht oben auf dem Hügel in einem Holzbau mit einer Glasfassade zum Fenster über das ganze Tal, mit superbequemen Liegesesseln und sehr nettem Personal. Amis sind ja eh nett, aber die Frau wollte von mir unbedingt lernen, wie man „Gewürztraminer“ ausspricht. Hier muss jeder 5$ für die Probe bezahlen, dafür gab es insgesamt 7 Proben (2* weiß, 4* rot und ein guter, nicht ganz so schwerer Port). Und den ersten wirklich annehmbaren Rotwein - Exclamation Point, 60% Cabernet Franc, 40% Merlot. Beide Trauben gab es auch einzeln und sie waren nicht so gut.

Das war dann der würdige Abschluss eines wundervollen, weinseligen Sonntag. Und sobald wir Richtung Westen über den Snoqualmie Pass fuhren hatte uns auch der Regen wieder. Wer mal in der Gegend ist, Yakima Valley ist eine Reise wert, und das Wetter ist meist auch gut. Und nach Walla Walla schaffe ich es vielleicht nächstes Jahr. Außerdem ein Muss im Tal: Toppenish, eine Kleinstadt voller Wandgemälde (schade, dass ich keine Bilder posten darf)
Ich hoffe, dieser Reisebericht hat Euch ein wenig gefallen. Alles, was nichts mit Wein zu tun hat auf Anfrage

Einen schönen Abend wünscht
DerGrosse
Dankeschön
Für diesen wirklich sehr anregenden Wein(-reise)bericht.

Ursprünglich wollten wir auch diesen Sommer in die Staaten reisen (New York - Washington - Florida), Pässe (mit Fingerprint *panik* ) waren schon besorgt... Aber dann kam alles anders:-/

Auf jeden Fall hoffen wir natürlich, dass es nächstes oder übernächstes Jahr klappt und dann werden wir das Yakima Valley auf jeden Fall in unsere Route aufnehmen!
*******se_B Mann
266 Beiträge
Themenersteller 
Urlaub
Ja, die USA sind schon eine Reise wert, auch und gerade für Rebläuse.
Wobei die von Euch genannte Ostküste da nicht ganz so viel zu bieten hat wir der Westen.

Gruß,
DerGrosse
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.