Oh Mann
Wenn ich mir einige der Beioträge hier anschaue, bestätigt das mein Grundsatz, hier im Forum besser nicht zu viel zu Lesen und zu Antworten, (das schont meine Nerven) aber zum Jahrgang 2007 will ich jetzt doch mal ein paar Sachen aus der Sicht eines Winzers schreiben:
Bei uns in der Pfalz (und meines Wissen im Rest von Deutschland) war 2007 klimatisch gesehen ein fast perfekter Jahrgang. Die Trauben waren bis zur Lese perfekt ausgereift, mit einem harmonischen Zucker/Säure Verhältnis und bei den meisten nur wenig Fäulnis. Aus diesem Grund haben es viele Winzer geschafft wirklich hervorragende Weine aus diesem Jahrgang zu zaubern.
Bei uns im Weingut kann ich mich über die 2007er jedenfalls nicht beschweren, die Rieslinge sind sehr ausgewogen und vielschichtig, die Scheureben wunderbar exotisch mit leichter Bittere und auch die Rotweine sind bis jetzt wunderbar typisch und kräftig.
Allerdings vertreten wir den Standpunkt, das man zum jetzigen Zeitpunkt noch keinen Rotwein verkaufen sollte, sondern im noch etwas Zeit im großen oder kleinen Holzfass gönnen sollte.
Und es würde mich wundern, wenn meine badischen Kollegen und Spätburgunderexperten nicht auch so denken würden.
Wenn man nur wenige Weine eines Jahrgangs versucht hat und dann schon sein Urteil über diesen Jahrgang fällt, ist das ungefähr so, wie wenn man einmal den Musikantenstadl hört und sich daraus ein Urteil über deutsche Musik bilden will.
Ich muß allerdings gestehen, dass ich zu dieser Einsicht auch erst nach langjähriger Verkostungstätigkeit gekommen bin. Vorher glaubte ich auch vieles was in den einschlägigen Fachzeitschriften von sogenannten "Weinpäpsten" veröffentlich wird.
Meiner Meinung nach (übrigend auch die Meinung von "Weinpapst" Hugh Johnson) ist Wein ein viel zu vielschichtiges Thema, um ihn mit so eindimensionalen Begriffen wie gut oder schlecht pauschal beurteilen zu können.
Da ist mir ein subjektives "Schmeckt mir" oder "schmeckt mir nicht" bzw. "Den finde ich interessant" oder "den finde ich langweilig" lieber, denn Geschmack ist nun einmal subjektiv, ich kann nicht beurteilen, ob meinem Gegenüber der Wein genauso gut schmeckt wie mir.
Zumal das Geschmacksempfinden ja auch noch von anderen Einflüssen wie emotionale Verfassung, Tagesszeit, körperlicher Zustand und vielem mehr abhängt.
Darum Leute lasst und über Wein und seine Vielfalt, seine interessanten Nuancen, seine überraschenden Momente und seine Wandelbarkeit im Laufe der Jahre diskutieren, aber bitte nicht so, das blutet einem engagierten Winzer und Weinliebhaber wie mir das Herz.
Kein Jahrgang hat es verdient pauschal als schlecht beurteilt zu werden, jedenfalls nicht wenn man sich ernsthaft und ohne Vorurteile damit auseinandersetzt, dann findet man in jedem Jahrgang interessante und für den persönlichen Geschmack gute Weine.
So jetzt aber genug aufgeregt.
Ich wünsche euch allen noch ein schönes Wochenende und viel Spaß beim Probieren und Trinken