Herbstmenü
Letzter Tage Kochen und Schlemmen mit Freunden in großer Runde. Thema: WILD
Amuse gueule: „Leberwurst“. (In Wirklichkeit eine selbstgemachte Wildschwein-Terrine mit Pumpernickel, einem Tatar aus Saurer Gurke, Zwiebellauch und Röstzwiebel-Crunch)
Mille-feuille vom Butternut-Kürbis im eigenen Sud
„Waldspaziergang“: Wild-Consommé, Grüner Eierstich, Wildklößchen, Morchel, Pfifferling, Kräuter
Feigen-Sorbet
Hirschkeule, Pommes Duchesse, Maroni, Rosenkohl
Dreierlei Schokolade, Preiselbeer-Eis, kandierter Rosmarin
Die Gäste taten so, als hätte es geschmeckt. Im Zweifelsfall haben die Weine es halbwegs rausgerissen:
Als Aperitif
Champagne Drappier Carte d’Or. Ein Klassiker, vielleicht ein bisschen altmodisch mit seiner überbordenden Quitte – aber halt wunderschön, wie er den Mund von innen tapeziert und nicht vergehen will
Zum Kürbis
2020 Weißburgunder trocken von Heiko Bamberger (Nahe). Der „Sparkling-Meister“ hat auch phantastische Stillweine im Programm. Sein Weißburgunder aus der Lage Meddersheimer Rheingrafenberg ist dank monatelangen Hefelagers voller Druck und Länge. Ein großartiger universeller Speisenbegleiter!
Zur Consommé
2020 Monte Bluna Vinho Branco, Arruda (Portugal). Eine Cuvée aus den autochthonen Rebsorten Arinto und Vital. Goldgelb mit komplexer Aromatik. Zitrusschale, Reneclauden, helle Trockenfrüchte, grüner Tee. Elegant, voller Tiefe und Länge. Auflage 1800 Flaschen, von „Visum“ kürzlich als bester portugiesischer Weißwein ausgezeichnet. Große Oper!
Zur Hirschkeule eine
kleine Vertikale Château Sociando-Mallet, unser ganz persönlicher Favorit aus dem
Haut-Médoc, Jahrgänge 2003, 2004 und 2005. Es war unbeschreiblich! Alle drei Weine auf dem Höhepunkt, der 2005er kirschig und von burgundischer Eleganz, der 2004er dunkelbeerig, dicht und komplex. Die größte Überraschung war der Wein aus dem Hitzejahr 2003 – kraftstrotzend, aber dank mürber Tannine und vitaler Säure harmonisch und voll vibrierender Geschmacksakkorde. Wir schwelgten im siebten Weinhimmel und hinterher sagte einer der Gäste mit Blick auf die leeren Flaschen: „Man möchte sie zerbrechen und die Scherben auslecken!“
Zum Dessert schließlich eine echte Rarität:
«Monica – El Encuentro», ein roter (!) „Süß“wein von der
Domaine Belles Pierresaus dem Languedoc.
Jahrgang 2018, aber als „Vin de France“ deklariert, weil er in keine weingesetzliche Schublade passt. Mourvedre, gewachsen nahe Montpellier in sengender Hitze und im salzigen Wind vom nahem Mittelmeer her. Schokoladig, dicht, würzig … und alles, was in diesem Wein analytisch als „Süße“ im Sinne von Restzucker drin ist, wird gegenbalanciert von vibrierender Säure. Süße Nachspeisen kommen uns eher selten auf den Tisch – aber wenn, dann basieren sie meist auf dunkler Schokolade und dann gibt es den „Monica“!