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Chemie und Physik des Whiskies

*********ve69 Mann
8.152 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Chemie und Physik des Whiskies
Nachdem in einem anderen Thread aktuell kräftig über die die Einflüsse von Wasser und Eis diskutiert wird, dachte ich mir, dass ein Thread zum Thema Chemie und Physik des Whiskies noch irgendwie fehlt. O.k., vielleicht bin ich als Chemiker da ein bisschen nerdy, aber mich fasziniert doch immer wieder der Einfluss des Fasses oder etwas darüber zu erfahren, wie der Whisky sich mit der Zeit der Lagerung verändert und warum. Woher kommt das häufig zu beobachtende Vanille-Aroma, woher Jod und Phenol in den Islays? Welchen Einfluss haben Wasser oder Eis beim Whisky? Warum muss Whisky mindestens 40% ABV haben? Was besagen eigentlich die ppm beim Torf? etc. etc.

Ich will hier mal einen Bereich schaffen um solche Fragen aufzuwerfen, zu diskutieren und ggf. auch kompetent zu beantworten. Dazu muss ich sagen, dass ich mir das Wissen dazu auch meist nur anlese bzw. aufgrund der Ausbildung z.T. beantworten kann. Ich bin aber sicher, dass es in der Gruppe viele gibt, die sich zur einen oder anderen Frage einmal eingelesen haben und etwas dazu sagen können, so dass dieser Thread quasi eine Möglichkeit bietet, das Schwarmwissen zu teilen - oder in manchen Fällen eventuell auch sachlich zu korrigieren.

Ein Beispiel will ich in dem Zusammenhang gleich anbringen:
Die Zugabe von Wasser ändert die Dichte und auch die Oberflächenspannung des Whiskies. Das ist aber nicht der Grund, warum sich das Aroma verändert. Whisky ist ein Wasser/Alkohol-Gemisch, in dem die Aromastoffe eine gewisse Löslichkeit haben. Gebe ich Wasser zu verändert sich die Löslichkeit einzelner Substanzen. Manche sehr fettliebenden (lipophilen) Aromastoffe fühlen sich in dieser Umgebung nicht mehr wohl und trennen sich aus der Lösung ab (oder entmischen sich). Da diese meist eine geringere Dichte als Wasser haben, wandern sie dann in Richtung Oberfläche und verdunsten. Oft sind dies florale oder Fruchtaromen, die von sogenannten Fettsäureestern stammen. So machen Fettsäureethylester >>90% der flüchtigen Bestandteile des Whiskies aus (vom Alkohol mal abgesehen).

Die Dichte spielt zwar somit eine Rolle, allerdings erst in dem Moment, in dem die Entmischung eintritt. Vorher herrscht in der Lösung eine gleichmäßige Verteilung vor, das gibt die sogenannte Entropie vor. Ohne dass ich Energie hineinstecke oder einen Grund für die Entmischung liefere, wird sich die Lösung nicht in Ihre Bestandteile trennen. Diese Energie kann in Bezug auf die Verdunstung im Glas natürlich bereits die Raumtemperatur liefern!

Übrigens ist es auch interessant am nächsten Morgen mal am Whiskyglas des Vorabends zu riechen. Meist herrschen dann Vanille- und Karamellaromen vor. Der Rauch ist oft deutlich schwächer und auch florale Aromen haben stark abgenommen. Dazu muss man wissen, dass Vanillin, das aus dem Holz des Fasses stammt ein Feststoff ist. Er verdunstet also deutlich langsamer als als andere, flüssige Aromen und bleibt dadurch dann in der Neige noch erhalten.
*******love Paar
305 Beiträge
*lach*
Vorsicht, jetzt kann man wirklich was lernen.
Sehr interessant und ich überlege jetzt, ob ich mir das Fachwissen abspeichern will um bei Gelegenheit damit glänzen zu können, oder ob ich bei meiner bisherigen Einstellung bleibe:
Mir schmeckt, was mir schmeckt. Egal warum oder gar wer auch immer mir sagt, dass der eine gut (und teuer) und der andere nicht so gut (und billig) ist.

Chemie hat mich in der Tiefe nie wirklich interessiert und was mich nicht interessiert bleibt in meinen Gehirnzellen leider auch nicht haften. aber vielleicht lerne ich ja über die Synapsen zum wirklich interessanten Themas Whisky dann doch noch was dazu.
*********ve69 Mann
8.152 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Abspeichern braucht man es nicht. Man kann es ja dann bei Bedarf nachlesen, man muss nur wissen wo es steht *grins*

Ich denke, wenn man ihn einfach nur trinkt, weil er einem schmeckt ist das Ganze drum herum ziemlich wurst. Aber manchmal fragt man sich halt doch z.B. "woher kommt der Geruch?" oder eben die immer beliebte Frage Eis oder kein Eis? Was passiert dann eigentlich?

Letztendlich ist das aber schmückendes Beiwerk. Entscheidend ist, dass es schmeckt...

*pegasus*
P.S.: ich sehe gerade, das war das 4000ste Traktat, das ich hier verfasst habe... *torte* Und immerhin nicht mal ein Einzeller, äh... Einzeiler.
Ich fotografiere selbst gerne...
********REBS Mann
462 Beiträge
Also...

• physikalisch rinnt der Whisky immer von oben nach unten
• chemisch bewirkt er eine Reaktion beim Trinken, die einem sehr gut tut (wenn man nicht zuviel davon genießt.

Beides wird mir in vielen Selbstversuchen und eigenen Feldstudien immer wieder bestätigt.

Slanté!
*******916 Mann
11 Beiträge
Hallo Alternative69!
Sehr interessante Ausführungen. Bin gespannt, was du uns in dieser Richtung noch alles erzählen kannst.
Ich muss aber zugeben, dass für mich zwei Faktoren ausschlaggebend sind: "schmeckt" oder "schmeckt nicht".
Aber so ein bisschen Hintergrundwissen kann ja nicht schaden. Vielleicht kann ich beim nächsten Tasting im Whiskeyclub damit glänzen ... *zwinker*
Euch allen ein schönes Wochenende!
Slàinte mhath
Schuhe. Schuhfetisch
*********on64 Mann
1.441 Beiträge
Stellschrauben
Ich finde es spannend, dass der Alkoholgehat in unseren Breiten mit der Zeit abnimmt, in asiatischen Gefilden durch die klimatischen Bedingungen zunimmt. Ich finde es spannend, wie sich verschiedene Eichensorten auf die Reifumg des Whiskys auswirken. Weiterhin spannend ist die Behandlung des Holzes durch das Toasting oder das Auskohlen. Spannend ist auch die Wirkung dessen was vorher in einem Fass gereift wurde. Spannend auch wie oft ein Fass genutzt wird. Auch wie unterschiedlich schnell ein Whisky reift, je nachdem wo auf der Welt er reifen darf und nicht zu vergessen, wie oft er destilliert wird, wie lange die Hefe arbeiten darf, welche Hefestämme genutzt werden, und, und, und. Das alles macht ja unser Faible für Whisky aus. All die vielen Einflussparameter, die uns immer wieder neue Geruchs- und Geschmacksnuancen bringen...
*********ve69 Mann
8.152 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Ice, ice, baby, ice, ice....
Oder Eis oder kein Eis? Was macht das Eis mit Whisky und uns?

Nachdem eben hitzige Diskussionen in einem anderen Thread ob der Beteiligung an der Gruppe entstanden, begann ich etwas darüber zu sinnieren die Gemüter zu kühlen. O.k., im Whisky-Bereich führt das häufig eher zu erhitzten Gemütern und Debatten. Aber was macht das Eis eigentlich? Primär hat es zwei Effekte: es kühlt und es verdünnt. Als Naturwissenschaftler hat mich das gerade natürlich näher interessiert. Daher habe ich gerade einen der Eiswürfel in meinem Cocktail mal gewogen: 27g. D.h. ein Eiswürfel in einen 3cl Dram bewirkt komplett geschmolzen grob eine 1:1- Verdünnung. Das ist selbst für einen 60%igen in Fassstärke schwer zu verkraften. Temperaturmäßig kann man ganz grob abschätzen dass 30g Eis mit -10°C und 30g Whisky mit 20°C 60mL mit 5°C ergeben.

Die Kälte hat nun zweierlei Effekte:
a) sie betäubt die Nerven im Mund. Auch die Geschmacksnerven. Das wäre an sich gar nicht so dramatisch, denn der Großteil der Aromenwahrnehmung passiert gar nicht im Mund (da können wir nur fünf grundlegende Geschmäcker [süß, sauer, salzig, bitter und umami] unterscheiden), sondern in der Nase. Deshalb schmeckt z.B. Essen bei Erkältung und verstopfter Nase oft fade. Aber genau da kommt
b) ins Spiel. Durch die Kälte wird die Verdampfung der Aromen verringert. Wer Ouzo mag kennt das: eisgekühlter Ouzo ist trüb und hat viele kleine Kristalle drin. Das ist auskristallisiertes Anisol, der Hauptgeschmackszräger des Anis. Es ist, denke ich logisch, dass von Kristallen weniger Duft ausgeteilt wird als von einer Flüssigkeit, da letztere einfach leichter verdampft.

Senkt man nun die Temperatur des Whiskies durch Eis sind die Aromen zwar nach wie vor da, werden aber durch die Betäubung der Nerven und den geringeren sogenannten Dampfdruck der Aromen weniger stark wahrgenommen. Der Whisky verliert also an Geschmack.

Letztendlich - so sehe zumindest ich es für mich - trinken wir aber den Whisky des Geschmacks wegen. Eis zugeben kann man dann natürlich machen, wäre in dem Zusammenhang aber aus mehreren Gründen kontraproduktiv. Whiskysteine lösen da zwar das Problem der Verdünnung (und sind daher m.E. dem Eis auf jeden Fall vorzuziehen), nicht aber das der unterkühlten Aromastoffe.

Insofern ist mein persönlicher Standpunkt: wenn es mir (egal bei welchem Getränk) auf den Eigengeschmack ankommt - kein Eis. Aber letztendlich ist es eine Frage des persönlichen Geschmacks...
Schuhe. Schuhfetisch
*********on64 Mann
1.441 Beiträge
@*********ve69
Interessante Frage.
ich stimme dir voll und ganz zu, aber was machen wir bei Temperaturen um die 35°C wie wir sie gerade hatten?
Ich habe zum ersten Mal Whiskysteine ausprobiert und denke das ist ein gutes Mittel, um das Glas auf 20-25°C herunterzukühlen. Das finde ich persönlich die beste Trinktemperatur. Darüber wird mir der Alkohol, gerade bei Fassstärke zu dominant.
Was ist die optimale Trinktemperaturberiech für Whisky, bei der sich die Aromen am besten entfalten?
Denke das ist ähnlich wie bei Weissweinen. Oberhalb eines bestimmten für den Wein optimalen Bereichs kippen sie im Geschmack/Geruch.
Die Steine sind nur mit einer Zange nach dem Kühlen wieder aus dem Glencairn zu entnehmen, da sie beim Trinken sonst im Glas herumklappern umd stören. *lach*
*******amGK Paar
206 Beiträge
Also auch wir mögen kein Eis im Dram, weder zum Abkühlen noch zum Verdünnen.
Bei hohen Außentemperaturen wählen wir eher einen leichteren Whisky und trinken viel Wasser dazu. Die Hochprozentigen und stark aromatischen sind dann einfach too much.

Die Steine sind nur mit einer Zange nach dem Kühlen wieder aus dem Glencairn zu entnehmen, da sie beim Trinken sonst im Glas herumklappern umd stören
Dann würde ich doch vorher lieber die Flasche und das leere Glas klimatisieren, da entfällt das Prozedere. *lach*
Schuhe. Schuhfetisch
*********on64 Mann
1.441 Beiträge
@*******amGK
Ja daran hatte ich auch gedacht. Whisky und Glas in den Weinschrank. Die Steine hatte ich aber schon. Denke ersteres ist wesentlich eleganter *g*
Eine schöne Alternative sind Highballs. Die sind sehr erfrischend und passen wunderbar zu Gegrilltem. Dazu eignen sich auch die leichten Whiskys hervorragend.
****ns Mann
3.061 Beiträge
Was sind denn Highballs?
******ird Mann
654 Beiträge
@ spamns

Das ist ein Gemisch aus einer Spirituose, Eis und einem filler, also soweit ich das sehe ist das ein anderes Wort für einen longdrink...
Gin Tonnic, Bourbon mit Ginger...
Schuhe. Schuhfetisch
*********on64 Mann
1.441 Beiträge
@****ns
Das ist das Getränk der Japaner: Whisky, Eis und Soda und ggf. noch Saft. Super erfrischend mit leichten Whiskys.
****ns Mann
3.061 Beiträge
Ah, verstehe. Danke für die Erklärung. *danke*
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