WH-Ost-Weihnachtsfete 12/11
Liebe Genossen und Genossinen!Bald ist es wieder so weit, das Weihnachtsfest steht vor der Tür und wie wir alle wissen, handelt es sich dabei um eine besinnliche Zeit.
Sie gibt uns Gelegenheit zur Rückschau auf jene Formen unseres Ostdeutschen-
Weihnachtsbrauchtums.
Deshalb laden wir Euch recht herzlich zu unserer
WH-Ost-Weihnachtsfete
ein.
Die Ernteschlacht liegt hinter uns und der letzte aller vier Feinde des Sozialismus (der Winter) klopft leise an unsere Neubau-Türen!
Seit Wochen schon zermarterten sich die Weihnachtsmänner des Politbüros die Köpfe darüber, welche Art von Südfrüchten sie durch Umschichtung der ewig schwindsüchtigen Devisenvorräte noch herbeizaubern konnten. Und das Ergebnis wird wie immer absehbar sein – es wird die gefürchteten Kuba-Orangen geben, kleine gummiartige, völlig ungenießbare Kullerchen, die sich im Westen eher als Flummis verkaufen lassen.
Aber gemütlich ist es doch: Der Strom schwankt zum Beispiel so nett, dass alle Glühlampen flackern und ganz von selbst Kerzenschein simulieren.
Wir schalten das Radio an und aus dem Plastik-Empfänger klingt es hoffnungsfroh: "Morgen Kinder wird´s was geben!"
Nur der sozialistische Einzelhandel hat davon natürlich wieder kein bißchen mitbekommen, denn es gibt auch dort morgen wieder das selbe wie gestern....nämlich nichts!
Und in der Plattenbauwohnung ist die Gemütlichkeit kaum noch zu ertragen, denn die Heizung läßt sich nicht drosseln, so dass man immer mehr Fenster aufreißen muss, je kälter es draußen wird. Das ist aber keineswegs schlecht, denn man kann auf diese Weise ein Wort mit seinen Nachbarn aus der Hausgemeinschaft wechseln und erfährt ganz beiläufig, dass in der HO-Kaufhalle die ersten Leckereien zum Fest eingetroffen sind.
Also nichts wie hin und selber nachsehen. Es sind dann doch nur die üblichen Weihnachtsschokoladenhohlkörpe r, die statt nach Kakao immer nach Mehl schmecken, und dazu jener zuckersüße Fondant-Baumbehang, den der staatliche Zahnarzt seinen Lieben schenkt, damit er über die Feiertage das Plombieren nicht verlernt.
Immerhin: Uns ist bei dieser Gelegenheit der Baum eingefallen, während wir vergebens nach einer polnischen Weihnachtsgans suchen. Den mussten wir ja auch noch besorgen.
Auf dem Verkaufsgelände herrscht schon Hochbetrieb. Vor den Augen einer gelangweilten Kassiererin schichten mehrere Dutzend Familien irgendwelche grünen Gebilde um, die eher an plattgedrückte Grabdecken als an richtige Nadelbäume erinnern. Der laufende Meter kostet um die zwei Mark, so dass wir uns gleich zwei Stück davon leisten.
Zu Hause angekommen, werden die Äste eines Exemplars sorgfältig abgesägt und mit Hilfe des Klebstoffs "Duosan Rapid" ringsum in den Stamm des zweiten implantiert. Fertig! Professor Brinkmann wäre angesichts dieser chirurgischen Fingerfertigkeiten vor Neid erblasst, aber er ahnt im fernen Schwarzwald wahrscheinlich gar nichts von unseren kniffligen Operationen.
Nun fehlt nur noch das Lametta! Die alten Ost-Stanniol-Streifen vom Vorjahr herauskramen, das Bügeleisen ansetzen und schon sieht es aus wie neu. Solange niemand den Bundfernseher einschaltet oder mit einem elektrisch aufgeladenen Woll-Pullover daran vorbeigeht, denn sonst klappt der Baum so schlagartig das Lametta hoch, wie sonst höchstens Knecht Ruprecht die Rute.
Wir staunen....alles perfekt!
So, liebe Kollegen und Kolleginnen!
Als Verantwortliche für unsere anstehende Weihnachts-Brigadefeier, haben wir unter anderem unsere Jahresendprämie geopfert, sowie die Mittel aus dem "Kultur- und Sozial-Fond" eingesetzt.
Damit ist es uns möglich einige Köstlichkeiten aus dem "Delikat" und einige Waren aus dem "Exquisit", zu ergattern.
Das Angebot erstreckt sich über:
Würstchen und Kartoffelsalat
Soljanka
Broilern
Bouletten
Schmalz-Schnittchen
Schnitzel mit Letscho
und
Spreewald-Gurken.
Ebenfalls hat mir Inge, die Kassiererin aus der Kaufhalle, zugesagt, eine ungarische Weihnachtsgans extra nur für uns zurückzulegen.
Diese werden wir Euch, auch wenn dafür all unsere LP´s draufgehen, mit Rotkohl und Thüringer-Klößen servieren. Inge steht total auf Gitarren-Klänge ...
Erfreuen möchten wir Euch, auch wenn kaum noch Forumschecks da sind, mit
Schlachtewurst von der LPG „Rote Rübe“ und den Käse aus der Volkseigenen Molkerei „Glückliche Kühe“.
Wer nicht nur Lust auf
Club-Cola
und
Rondo-Kaffee
hat, kann es sich mit
Bier des VEB „Nieman Brauerei“
Kirsch-Whiskey
Wermut-Wein
Apfelkorn
Rotkäppchen-Sekt
oder auch
Rosenthaler-Kadarka
gemütlich machen.
Mal sehen, was HO und Konsum noch so alles bieten.
Ebenfalls warten wir noch auf unsere Weihnachts-Päckchen, von Tante Hanna und Onkel Bernhard aus Bochum! Hoffentlich kommen diese rechtzeitig an.
Die Partei-Sekretärin Susen hat mit Zitaten des Reinhard Ulbrich und der Hilfe des Organisators Rolf diese Einladung angefertigt!
Bis Samstag, den 10.12.2011
Wir freuen uns auf Euch!
Mit sozialistischen Grüßen
Rolf und Susen
-Organisatoren der WH-Ost-Weihnachtsfete 12/11