hinter'm Mond und Tiefkatholisch?
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TraductionLick
Hey, jetzt mal ein ernsthaftes Statement von 'nem "
Zuag'reistn", "
Reing'schmeckten" echten "Rucksackdeutschen", der hier in Bayern seit immerhin 23 Jahren sehr gerne lebt:
Geboren in Niedersachsen, habe ich meine Kindheit in Berlin, die frühe Jugend im Rheinland erlebt und wurde in Baden Württemberg erwachsen ... meine Familiengründung fand vor 20 Jahren in Oberbayern statt, wo ich bis heute sehr sehr gerne "hängengeblieben bin!
Und ich attestiere Dir hier folgendes:
Niedersachsen:
Etwas "steiferes Deutschtum" mit echtem, beißenden Humor, der ebenso ehrlich-direkt, wie konsequent ist. Schwierige "Annäherung" für Außenstehende. Ich fiel mit meiner sehr freien, offenen und vor allem erst mal vorurteilfreinen Art immer deutlich "aus dem Rahmen". Politik? Naja, ziemlich "deutsch-konservativ" und wenig Volkesnähe ... (zu)viele Lobbyisten für Dienstleister (die nichts wirklich bleibendes, nachhaltigeses leisten!)
Berlin:
Zu "meiner Zeit noch "DDR-umrahmt". In meiner Kindheit habe ich Berlin (zu Zeiten Williy Brandts als Oberbürgermeister) als unglaublich freundliche, wahnsinnig lebendige und grrenzenlos tolerante Stadt erlebt. Charakteristisch war immer die besonders direkte Ehrlichkeit, der ich auch heute noch weitgehend ungebremst begegne. Dabei blieb der Mensch als Individuum immer respektiert ... Freundschaften waren immer leicht zu knüpfen ... viel menschliche Wärme und Offenheit habe ich dort erlebt.
Immer schon Weltstadt-Charakter ... soll sich aber leider Vieles seit Erlangen des Hauptstadt-Status "zum Intoleranteren" geändert haben ... wäre wirklich schade eigentlich.
NRW:
Mir ist nirgendwo so viel Scheinheiligkeit und gespieltes Lustigsein begegnet, wie im Rheinland ... von einem geradezu mittelalterlichen Katholizismus mal abgesehen, der noch im dunkelsten Kohlenkeller Schatten wirft. Die vielgerühmte "Lustigkeit" habe ich als vorwiegend "aufgesetzt" erlebt - einmal pro Jahr für eine breitere Öffentlichkeit "legalisiert" ... per Karneval. Vorgenannte Scheinheiligkeit schlälgt sich bis auf die Zwischenmenschlichkeit durch: Freundschaften sind gerne Oberflächlich und ohne echten Tiefgang - da mußte ich immer sehr aufpassen. Die Kommunalpolitik ist eher von Willkür und Geldverschwendung gezeichnet und parteipolitisch mag ich gar nicht erst ins Detail gehn: ich finde in "abenteuerlich" noch eine milde Umschreibung.
BaWü:
"Schaffe, schaffe Häusle baue" ... ein sowas von an Äußerlichkeiten und schierem Materialismus "erkranktes" Völkchen - schier unerträglich war, dass das regelmäßig bis in die Zwischenmenschlichkeit durchschlug. Freundschaften scheiterten gerne an unterstelltem "Habenichtstum", wenn nicht irgendwie auf eine "materialistisch optimierte Zukunft" hingelebt wurde ... selbst der Schein, sich so zu entwickeln oder entwickeln zu wollen reichte meist schon, um so Sympathien zu gewinnen. Echte, bis heute haltende Freundschaften habe ich dort nur mit Nicht-Schwaben entwickelnen können. Das schlimmste, was ich dort erlebte war eine übermoralisierende Möchtegernchristlichkeit: Obwohl in Bawü eher evangelische Christen leben, verhalten diese sich zumeist noch katholisch-konservativer, als es selbst der Papst von den Katholen selber wollte ...
Menschlich jedenfalls meine härteste Zeit - eingezwängt in ewig doppelmoralgeschwängerter Unaufrichtigkeit. Politsch waren zu meiner Zeit die Schwarzen (CDU) dran ... so wie es aussieht, unterscheiden sich die Grünen-Vertreter und deren Politk aber wenig von derjenigen ihrer Vorgänger .. reiner Lokallobbyismus (mir kännet älles, bloß et Hochdeitsch" ... enttäuschend.
Bayern:
Hier habe ich die härteste Schule für Aufrichtigkeit und Direktheit erleben dürfen ... eine echte Wohltat:
Wenn der Bayer (mal) was ankündigt, dann findet das auch genauso statt - wenn etwas gesagt wird, ist's auch genau so gemeint!
Irgendwie die straighte Art des Norddeutschen, begleitet von der Toleranz des Berliners und unterfüttert von einer ehrlich-warmen, liebenswerten Bruddeligkeit, wie sie nur in Bayern zu finden ist. Die wahrhaftesten Freundschaften habe ich hier regelrecht "erkämpfen" müssen ... bedarf echter Überzeugungsarbeit. Ohne eigene ehrliche Aufrichtigkeit, mit geeigneter "Beweisführung" geht hier gar nichts. Wer sich aber dir zuwendet, meint es aber auch so ... ehrlich halt.
Da bekommt "Vetterlnwirtschaft und Vereinsmaierei" für mich eine völlig neue Bedeutung:
Während sie überall sonst in Good old Germany verpönt ist, weil sie reine Vorteilsheischerei implementiert und alle Anderen "auf der Strecke bleiben" lassen soll, ist das hier geradezu obsolet ... gepflegte Kultur, bei der immer alle Interessierten und Mitgestaltungswilligen herzlich eingeladen sein dürfen, daran teilzuhaben.
Und noch was: Hier und
nur HIER wurde mir geschäftlicher Erfolg immer gegönnt!
Aus alle dem entwickelte Politik-Kultur ist genau davon geprägt. Immerhin gibt es in Bayern nachweislich nicht annähernd so häufige und vor allem gravierende Steuergeldverbrennung, wie in anderen Bundesländern ... Ich liebe diese Kultur - ich habe Bayern in mein "rucksackdeutsches" Herz geschlossen ... und werde nie mehr loslassen!
Und dir mein lieber Brucker
TraductionLick, sage ich hier folgendes:
Sei froh, das du hier bist. Bayern ist anders, aber erfolgreich - und zu Recht. Wenn da kommunalpolitisch vielleicht mal etwas "hinterwäldlerisch" ausschaut, wirst du bei interessiertem näheren Hinsehen mit Sicherheit überzeugten Lokalpatriotismus und sehr selten reinen Lobbyismus zu Gunsten irgendwelcher ganzer Branchen finden. Das macht den heutigen wirtschaftlichen Erfolg von Bayern aus.
Und noch was: erst wenn's Bayern mal wirklich mies geht, bekomme ich's mit der Angst, denn dann liegt ganz Deutschland nämlich längst am Boden - denke an meine Worte.
Danke für Eure Zeit.
Und jetzt:
1. Gott mit dir, du Land der Bayern,
deutsche Erde, Vaterland!
Über deinen weiten Gauen ...