Eine
Schöne Überlegung und leider ist Marshall verstorben. Denn er hat bei einigen Menschen viel bewegt. Die gewaltfreie Kommunikation kann ein hilfreicher Ansatz sein, Menschen zu verstehen. Immerhin steht hinter jedem Handeln, mag es noch so schrecklich sein, ein Bedürfnis.
Wie oftmals, steckt eine gewisse Ironie in dem Zitat. Aber die GfK hierauf zu reduzieren, verkürzt das Thema. Genießen umschreibt eher ein Fühlen. Empathische Menschen dürften daher keine Sadisten sein, sondern nehmen den Schmerz Dritter lediglich wahr ... weil sie es zulassen, um zu verstehen, was dahinter verborgen liegt.
Eine gewisse Anlage dürfte wohl vorhanden sein und dennoch hat Rosenberg dazu beigetragen, dass die Fähigkeit verfeinert werden kann. Die Menschen neigen nun einmal dazu, wertend durch „die Welt zu flitzen“. Beobachten, ohne zu bewerten, ist eine Fähigkeit, die man nicht lernen muss. Vielmehr muss man das Erlernte wieder ablegen und dies geht oftmals nicht einfach.
Empathie hat grds. nichts mit BDSM/SM zu tun, kann aber auch dort hilfreich sein, um einfühlsam zu handeln, glaube ich derzeit zumindest.
Im Übrigen sollte man wohl zwischen Empathie und Empathiefähigkeit unterscheiden, also die Einfühlung vom Einfühlungsvermögen trennen. Ebenfalls sollte man die Fähigkeit, empathisch zu sein, sorgsam betrachten. Wie immer im Leben gibt es auch eine dunkle Seite.
Empathische Personen sind nachsichtig. Sie erfassen auch bei schlimmen Umständen, dass Dritte bei ihrem Handeln oder Nichthandeln Bedürfnisse haben und sie oftmals gute Motive bewegen. Der erste Eindruck ist ihnen unwichtig, weil sie wissen, dass sie erst durch eine gewisse Nähe und der Gabe des Zuhörens Zugang zu Dritten finden können, was mit Vertrauen einhergeht und womöglich ein ganzes Leben lang dauern kann. Sie beschenken durch Schweigen, wenn Menschen Zeit benötigen, ihr Herz auszuschütten, wissen aber auch, wann sie besser gehen sollten, um sich nicht aufzudrängen.
Deswegen durchleben sie nicht nur die Freude, sondern auch den Schmerz derer, denen sie sich zuwenden.
Diese Fähigkeit kann jedoch auch Nachteile haben, wenn sie sich nicht distanzieren. Es kann ihnen schwerfallen, Verbindungen mit Personen aufzugeben, die zerstörerisch oder giftig für ihr Leben sind, da sie emotional mit ihnen verbunden sind. Dies aber BDSM/SM-mäßig zu betrachten, dort womöglich hineinzuschieben, ist meines Erachtens nach jedoch wenig hilfreich, da es sich nicht um eine Neigung handelt, sondern der mangelnden Distanz geschuldet sein kann.
Für Dritte, die nicht empathisch sind, dürfte es leichter sein, sich von Menschen zu lösen, die ihnen Leid zufügen. Für empathische Personen ist es dagegen eine harte emotionale Arbeit, sich aus solchen Verbindungen zu lösen und oftmals schaffen sie es auch nicht vollkommen, da ihnen Dritte wichtig sind.
Denn sie wissen, was andere brauchen, sich wünschen und wann sie es ihnen geben sollen, was dann auch erfolgt. Dagegen bekommen sie, wenn sie nur auf die Bedürfnisse Dritter unter Außerachtlassung der eigenen Bedürfnisse ausgerichtet sind, von anderen oftmals nicht, was sie brauchen oder erwarten, da ihr Focus auf das Zuhören gerichtet ist. Dies ist für diese Vertreter fatal, hat aber ebenfalls nichts mit BDSM/SM zu tun.