Entschleunigt Reisen / Renaissance der Nachtzüge

Jo mei...
Hoffentlich funktioniert das auch!
Denn die liebe Bahn schafft es ja kaum tagsüber, ihre Fahrpläne etc. einzuhalten.

Jetzt seids ned immer so schiach zu der armen Bahn. Die Leute tun ihr Bestes und wenn kein Geld da ist, dann kann man keine Züge kaufen.
Ich komme aus einer Bahnerfamilie und muß daher die Bahn verteidigen, das gehört sich so.

Als ich ein Kind war sind wir oft mit dem Liegewagen gefahren und damals hatte ich dort auch keine Schlafprobleme, da wir zu fünft waren, hatten wir das Abteil mit den sechs Liegen meist für uns.

Aber nun denke ich mir: Wie muß das für die sechste Person gewesen sein, die ja doch immer wieder mal mit drinlag. Eine Familie mit drei Kindern, von denen ständig eins aufs Klo muß oder sonst irgendwie Streß macht. Ja gute Nacht auch, oder?
Bräuchte ich jetzt nicht mehr.

Und nachdem die Deutsche Bahn ja Partnerschaften mit den umliegenden Ländern eingegangen ist, die alle Schlafwagen betreiben, find ich das doch insgesamt elegant gelöst. Wer möchte, kann Nachtzug fahren, wer das nicht möchte, fährt halt am Tag. Und wer auf Leibesvisitationen und ewiges Warten steht, der kann immer noch fliegen.

Ich bin vor zwanzig Jahren mal von München nach Neapel gefahren, mit dem Nachtzug.
Die Idee, dass man sich langsam dem Urlaubsziel nähert, hat mir gefallen und es war auch vom Reiseveranstalter so angedacht (Renatour)
Gebucht war der Liegewagen, Schlafwagen war komfortabler, aber ich war ja jung und im Abteil habe ich gleich noch zwei Teilnehmer meiner Wanderreise im Cilento kennengelernt.
Alles war wunderbar, bis es dann ans Schlafen ging. Daran war nicht zu denken. Das steckte ich aber noch gut weg, der Ankuftstag war eh zum Ankommen und Eingewöhnen.
Die Rückfahrt war allerdings gruselig. Seltsame Mitreisende, die das Abteil abschlossen, ohne daran zu denken, dass jederzeit jemand zusteigen kann.
Wieder eine schlaflose Nacht. Zwei Stunden Verspätung, Anschlusszug verpasst und ziemliche Probleme mit dem Gleichgewichtssinn, noch nach Tagen.
Ich würde es nicht wieder machen, jedenfalls nicht bei dieser Entfernung, aber ein Erlebnis war es definitiv.

Wir mögen nächtliche Reisen nicht, schlafen sowohl im Zug als auch im Flieger nur sehr schlecht oder gar nicht und entschleunigen - wenn es möglich und sinnvoll ist - daher noch mehr, in dem wir Tageslichtetappen machen. So sieht man auch viel von der Reisestrecke.
Bei unserem Korčula-Urlaub waren wir mit Bahn, Bus und Schiff hinzu eine Woche unterwegs; zurück nahmen wir ab Dubrovnik einen Flieger.
Beim Montenegro-Urlaub war es genau umgedreht - hinzu Flug und zurück ab Bar mit dem Zug.