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29. Juni 1764: Der Jahrtausendtornado von Woldegk
von Henning Strüber, NDR.de
Wildeste Gerüchte kommen dem Stargarder Propst Gottlob Burchard Genzmer über die "ausserordentliche Lufterscheinung" zu Ohren, die am 29. Juni 1764 einen Landstrich bei Woldegk im östlichen Mecklenburg in ungeheuerlicher Weise verwüstet haben soll. Gerüchte über bis auf die Grundmauern abgetragene Wohngebäude und in die Luft gehobene Scheunen, über Kinder, die von einem Wirbelwind fortgeweht und nicht wiedergefunden wurden, über Gänse, die von riesigen Hagelkörnern erschlagen wurden, über vereiste Äste, die kilometerweit durch die Luft flogen. Die Erzählungen von der "unerhörten Naturbegebenheit" dringen bis an den Hof des Herzogtums Mecklenburg-Strelitz in Neustrelitz. Ein Minister erteilt Genzmer den Auftrag, vor Ort zu prüfen, was an den Behauptungen dran ist.
Die "ausserordentliche Lufterscheinung" von 1764
Kupferstich vom Tornado bei Woldegk von 1764 © Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern Schwerin Foto: Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern Schwerin
Der Tornado, der am 29. Juni 1764 eine rund 900 Meter breite Schneise der Verwüstung durch die Region um Woldegk zieht, ist mit geschätzten Windgeschwindigkeiten von 450 km/h der stärkste Tornado, der jemals in Deutschland registriert worden ist.
Kupferstich vom Tornado bei Woldegk von 1764 © Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern Schwerin Foto: Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern Schwerin
Dank eines empirischen mit Kupferstichen ergänzten Berichtes des Stargarder Propstes Gottlob Burchard Genzmer sind die Schäden genau dokumentiert. Deshalb lässt sich nachträglich eine Klassifizierung als F5-Tornado vornehmen.