Hallo ebruno,
mit Yoga habe ich keine Erfahrung, aber ich praktiziere seit vielen Jahren Zazen.
Zu deiner Frage, ob man das Zählen von 1 bis 10 auch mit Pranayama bzw. Atemtechniken verbinden kann:
Im Zazen ist das Zählen oft die Anfangsübung, die man gut - sogar auch über mehrere Jahre - erst einmal üben kann. Die meisten Lehrer raten dazu, den Atem nicht gezielt zu beeinflussen, in der Regel wird er von ganz alleine tiefer. Dabei verbindest du den Ausatem mit der jeweiligen Zahl - so als ob du die Zahl innerlich tönst, solange der Ausatem andauert.
Der Vorteil des Zählens ist, dass deine Konzentration sich am Anfang auf etwas richten kann und du leichter merkst, wenn du abgleitest. Man kann die Konzentration auch, ohne zu zählen, lediglich auf den Ein- und Ausatem lenken, oder gar - wie du es scheinbar zur Zeit machst - einfach alles beobachten, was sich ereignet (Shikantaza). Insbesondere letzteres ist allerdings, wenn man noch wenig Übung hat, sehr schwierig.
Zwar ist es nicht das Ziel - wie einige auch schon sagten - dass Gedanken gar nicht mehr auftauchen, sondern dass man sie bei Auftauchen einfach wieder gehen bzw. vorbei ziehen lässt. Aber gerade zu Beginn ist dies schwer zu unterscheiden: ziehen die auftauchenden Gedanken gerade vorbei oder laufe ich nicht schon die ganze Zeit wieder dem unablässigen Gedankenfilm hinterher?! Und diese Frage selbst ist bereits der nächste Gedankenfilm usw.
Um also nicht von einem Film in den nächsten zu geraten, ist ein kleines 'Konzentrationsmantra' wie das Zählen sehr hilfreich: sich einfach immer wieder neu der Aufabe zu wenden, sprich der "1" und / oder dem nächsten "Ausatem".
Es geht dabei nicht darum, die 10 zu erreichen (oder gar wie oft man das schafft). Aber man merkt beim Zählen schneller, wenn man von der Konzentration auf den Atem wieder abgleitet und man findet die Konzentration auch leichter wieder, wenn die Aufgabe so einfach und präzise ist.
Dann kannst du die Zahlen hungrig, durstig, traurig, euphorisch oder in welcher Verfassung auch immer atmen und stellt fest, dass diese Verfassungen ständig wechseln und in keiner Weise wesentlich sind, die eigene Aufmerksamkeit und Präsenz kann aber - davon unberührt - zunehmend länger anwesend bleiben. (Diesbezüglich gibt es, glaube ich, keine Beschränkung - und deshalb ist der Weg auch bereits das Ziel
)
Ich würde dir aber - wie Libelle1610 - auch raten, vielleicht einen Lehrer oder eine Gemeinschaft zu suchen, welche dir zusagen. Mit Lehrer und Gemeinschaft kann man ein Menge an zusätzlichem Input - Tipps, Motivation, Korrektur und reichhaltige Erfahrung - erhalten und das eigene Üben festigen und verfeinern. Auch mehrtägige Seminare - wie Saccidananda u. a. empfahl - sind in diesem Zusammenhang ungeheuer lehrreich (oder besser leer-reich?! *kicher*) und weiter führend.
Hoffe du kannst etwas damit anfangen ... wünsche dir viel Spaß und Beständigkeit bei deinem Üben
Herzlichen Gruß
breezel