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Mein hochsensibles Kind

*****xed Paar
104 Beiträge
Themenersteller 
Mein hochsensibles Kind
Hallo ihr Lieben,

ich hoffe, ihr könnt mir in irgendeiner Art und Weise weiter helfen. Mein 9-jähriger Sohn und ich sind hochsensibel.

Seit er klein ist, stößt er immer wieder auf Probleme in seinem unmittelbaren Umfeld. Er wird ausgegrenzt, gerät aber auch immer wieder in Konflikte mit seiner Umwelt. Als Baby hat er sehr viel geweint. Wollte nur getragen werden. Er lernte sehr früh sprechen... Im Kindergarten geriet er immer wieder in Konflikte mit anderen Kindern, zeigte sich für alles aber sehr interessiert und offen. Er konnte sich Dinge sehr gut merken und hat bis heute ein ausgeprägt gutes Langzeitgedächtnis. Auf Empfehlung des Kindergartens wurde er auf eine Hochbegabung getestet. Diese zeigte sich in einigen Bereichen. Seither besucht er einmal wöchentlich die Entdeckertagsschule ( ein Förderprogramm für hochbegabte Kinder des Landes Rheinland-Pfalz). Kurz vor seiner Einschulung im Jahr 2014, habe ich mich von seinem Vater getrennt und bin mit meinem Sohn in eine eigene kleine Wohnung gezogen. In der Schule geriet er dann immer wieder in Konflikte mit anderen Kindern und wir wurden oft zu Elterngesprächen gebeten. Wir gingen zum Kinderpsychologen und man wollte ihm ein ADHS anhängen. Seine Noten sind tadellos. Er hat nur 1en und 2en auf dem Zeugnis. Ich selbst habe einige Jahre in der Kinderpsychiatrie gearbeitet und weiß, dass er definitiv kein ADHS hat. Dann viel das erste Mal der Begriff "HSP". Ich habe mich in das Thema eingelesen und ihn, aber auch vor allem MICH, wieder erkannt.

Seit 3 Wochen nun besucht er die 4. Klasse. In dieser Zeit geriet er wieder in Konflikte, ist gedanklich ganz woanders (seine Lehrerin ist der Meinung, dass er sich gedanklich noch in den Ferien befindet). Dabei möchte er nach den Sommerferien so gerne aufs Gymnasium wechseln. Er ist leidenschaftlicher "Harry-Potter-Fan". Leider zieht er sich immer mehr in diese Scheinwelt zurück. Er ließt auf dem Schulhof und in der Mensa, schmuggelte das Buch mit in die Schule... Es kam soweit, dass ich es ihm jetzt nur noch am Wochenende und auf Anfrage aushändige.
Er hatte einige Strafarbeiten... und nun sind wir am kommenden Do zu einem dringenden Elterngespräch gebeten. Wenn ich ihn frage was los ist, weiß er es selbst nicht und fragt immer wieder, warum er so anders ist als andere Kinder. Oft hat er schon geweint. Unsere Umwelt ist dem Thema HSP gegenüber eher abwertend. Ich fühle mich sehr unverstanden und hilflos.

Gibt es bei euch ähnliche Fälle? Und wie geht ihr damit um?
Kein QuickFix...
Vermittele Du Deinem Kind, daß es völlig ok ist.
Weise ebenso darauf hin, daß die Mitschüler völlig ok sind - anders sein ist ja auch ok. Denn eine Scheinwelt ist bei Kindern eher ein Zeichen dafür, sich imaginäre "Verbündete" zu suchen - dabei gibt es gar keinen "Feind".
Wir haben zwei Zebrakinder (HSP's) und sind es auch beide selbst.
Wir haben allerdings das Glück, daß wir den Kindern unsere "Sonderbarkeit" erbarmungslos vorleben (hochsensible Beziehungsanarchisten mit polyamoren Ansichten...) - und sie dadurch gewohnt sind, verschiedene "Welten zu wandeln" - ganz ohne Harry Potter (obwohl beide totale Leseratten sind - ja, altmodisches Papier).
Den Kindergarten haben beide gehaßt, zu laut, zuviele Kinder - beide sind widerwillig ein Jahr hingegangen, alles andere haben wir ihnen erspart (Papa ist Hausmann).
Zur Zeit 10 (m) und 12 (w) haben beide sehr erwählte und kleine Freundeskreise (2, max. 3 Kinder), exzellente schulische Leistungen und verfügen über das Glück, daß sie von ihrem schulischen Umfeld (und da sind die Lehrer gemeint) eher freudig akzeptiert bis unterstützt werden (wir haben kein TV, die Kinder keine Mobis etc.). Seltsam? Ja, gemessen am Mainstream schon. Aber mit eigenem Potential...!
Dadurch hat unsere Tochter mittlerweile ein Selbstbewußtsein wie ein Eisbrecher: Moden oder "alle machen" sind ihr unbekannt. Sie pflegt ihr kleines Häuflein "Auserwählter", läßt "Streber!"-Rufe an sich abperlen (obwohl's natürlich trotzdem nervt) und zieht ihre Bahn.
Für Sohnemann, für den Optisches faszinierend ist und der stärker von Peer-Gruppen beeinflußbar ist, gibt es nichtsdestoweniger Rückzugsräume in eine hochdetailreiche, nerdige LEGO-Welt (in die auch nicht jeder Kumpel folgt) und Phantasiereisen in Bücher oder jungsuntypische Spiele mit der Schwester (Elfen, Familie) im Haus. Und dann wieder Kumpels auf der Straße als Kontrastprogramm.
Jedoch: Was Du vom schulischen Umfeld her beschreibst, ist für uns ein Offenbarungseid. *heul*
Unsere Kinder verbringen dort schon fast einen halben Tag. Wenn dort das Unverständnis so hoch ist und die wohlwollende Anerkenntnis von Begabungen jenseits der "Schwarmintelligenz" (folgt der Masse...) sich nicht einstellen, dann fällt uns nur dringender Schulwechsel ein.
Leider haben wir von anderen Eltern aus Rh.P. gehört, daß durch die Kleinheit des Bundeslandes dies oftmals ein Problem ist (in ländlichen Regionen ohnehin).
Wir fanden Deine Schilderung gut verständlich. Du beschreibst keine ADHS-Karriere, sondern ein Kind, was nicht dem Mainstream entspricht. Es gibt Pädagogen, die das nach wie vor ebenfalls erkennen können und auch wertschätzen.
Wenn nichts anderes geht: Durchhalten! Auf der weiterführenden Schule kann meistens feinfühliger differenziert und gefördert werden - da gibt's einen Satz neue Karten!
*****xed Paar
104 Beiträge
Themenersteller 
Vielen Dank...
...für euer Statement, Glen_Ilme. Es ist nicht unbedingt die ländlichste Gegend hier. Aber trotzdem ist alles sehr eingefahren und konservativ. Wenn man das Thema HSP anspricht, wird man allenfalls armselig belächelt. Wir versuchen dieses Jahr noch durch zu stehen. Aber es ist schwer... sehr schwer. Ich selbst habe meine Kindheit schon als schwierig empfunden. Ich fühlte mich nicht dazugehörig.... War auch oft allein. Alles war mir zu viel und zu laut. Und das ist auch heute noch oft so. Aber meines Erachtens waren die Lehrer und Pädagogen damals noch nicht so sehr in ihrem "Schubladendenken" verfahren.
*******Sun Frau
1.193 Beiträge
Meine Meinung
Fakt ist leider, dass Hochsenisbilität im Berufsleben nicht vergütet wird. Also heißt es neben all unseren "Besonderheiten" dem gängigen Gefüge folgen und sich Wissen aneignen. So hat man später wenigstens die Wahl das zu arbeiten, dem man am meisten entspricht.

Das bedeutet nichts anderes als, "da muss er durch". Genau so würde ich das vorleben. Wir sind besonders, aber es muss gelernt und sich eingefügt werden. Anders wird die Schullaufbabn zum Horrortrip. Zuhause hat man seinen geschützen Raum und sein selbstgewähltes Umfeld.

Ich persönlich habe einen kleinen aber sehr feinen Freundeskreis, der sehr gut mit meinen "Talenten und Abneigungen" umgehen kann. Gleiches gilt es fürs Kind zu finden. Sportvereine, Musikgruppen, Malkurse.... das beste sind und bleiben soziale Kontakte. Man kann sich nicht ein ganzes Leben in seiner Höhle verstecken.

Rede mit ihm. Kläre ihn über Konsequenzen auf. Unternehmt viel in der Außenwelt (weg von dem Buch). Liebe ihn ohne wenn und aber. Kommuniziere das.

Und ja, im Gymnasium wird es i.d.R. besser.

Alles Liebe!
Sun
******fun Frau
8.229 Beiträge
@*******Sun... ich seh das jetzt nicht ganz so stringent...

aber womit ich voll daccord gehe ist, dass es im leben einfach unausweichlichkeiten gibt, dinge die sich in unserer gesellschaft einfach nicht vermeiden lassen. außer man wandert aus und lebt ein aussteigerleben in kanada oder uganda...

wichtig finde ich es jedem hsp-zwerg mitzugeben, dass anders sein vollkommen normal ist... beispiele aufzählen... vergleiche ziehen... zu lebenden oder fiktiven vorbildern... was kann er denn von harry mit in seine reale welt nehmen? harry musste auch durch ne harte schule, aber hat es geschafft... und am ende gibt es ein licht und eigene wege...

und das beste beispiel seid ihr selbst! ihr habt es auch geschafft, leider kann man seinen kleinen anvertrauten seelen nicht alle hindernisse aus dem weg räumen... aber man kann ihnen beistehen und sie stärken.

irgendwann müssen sie alleine klar kommen... für uns ist die welt ja leider auch nicht voll mit zuckerwatte, rosa einhörnern und glitter...
********gika Frau
731 Beiträge
Gibt es bei euch ähnliche Fälle? Und wie geht ihr damit um?

Gewisse Parallelen konnte ich aus deiner Beschreibung sofort ziehen: Auch mein Sohn samt mir sind HSP und auch bei meinem Sohn wurde eine Hochbegabung festgestellt (hab mich selbst noch nie testen lassen).
Vor dem Kindergarten war eigentlich, wenn man von diversen normalen, schwierigen Phasen absieht, alles in Ordnung. Kindergarten selbst war dann sehr wechselhaft. Wirklich richtig, enge Kontakte oder gar Freundschaften kamen nicht zustande. Gut, ich selbst tue mich mit Networking ebenfalls schwer. Mir muss mein Gegenüber auf Anhieb liegen, sonst bringe ich keinen gescheiten Austausch zustande.

Er drehte im Kiga häufig auf und ärgerte phasenweise massiv die anderen Kinder. Zu späteren Zeitpunkten fiel er teilweise sogar in Kleinkindverhalten zurück. Oftmals schien er mir vollkommen überreizt von der Hektik, dem Lärm und den vielen Kindern. Direkt nach Urlauben war es meist besonders schlimm. Der Unterschied muss wohl für ihn stets sehr heftig gewesen sein. Manchmal spürten wir die Auswirkungen auch zu Hause, manchmal waren wir aber auch völlig überrascht, wenn uns wieder etwas zugetragen wurde und wir dies von zu Hause damals nicht annähernd bestätigen konnten.
Zuckerhaltige Lebensmittel fördern bei ihm zusätzlich dieses überreizte, aggressive, nervöse und überdrehte Verhalten. Deshalb lassen wir sie seit längerem weg. War ein langer Kampf im Kindergarten dies durchzusetzen. Einsicht ist in den meisten Einrichtungen ein Fremdwort. Auch in Bezug auf sein Verhalten. Ich merkte oft an, dass ich annehme, dass mein Sohn von der Umgebung überfordert ist. Oder von diversen Neuerungen, Begebenheiten sowohl zu Hause als auch im Kiga. Aber irgendwie wurde das immer irgendwie abgewunken oder belächelt. Ich glaube, die haben gar nicht verstanden, von was ich geredet habe. Es hieß stets: "In dem Alter sollte er so etwas aber nicht mehr machen." Oder ähnliche hilfreiche Anmerkungen. Und natürlich, dass wir mit ihm reden sollten. Mein Sohn war zwar in den meisten Fällen nicht Uneinsichtigkeit. Ich hatte allerdings das Gefühl, dass ihm eine bewusste Änderung der Lage kaum möglich schien. Selbst das Belohnungsprinzip funktionierte nur bedingt. Mal mehr, mal weniger gut.
Das letzte Jahr vor der Schule war besonders schlimm. Die ganzen, jüngeren Kinder (mit ihren altersentsprechenden Verhaltensweisen) zusammen mit Langweile führten zu ziemlich häufig schlechtem Benehmen.

Seit ein paar Wochen besucht er nun die Schule. Wir haben uns, wegen der erwähnten Hochbegabung und der individuellen Förderung, letztlich für eine Montessorischule entschieden. Ich glaube hier könnten sie mit der Erwähnung HSP auch mehr anfangen. Sofern wir sie irgendwann einmal benötigen sollten. Bisher scheint es zumindest gut zu laufen. Endlich bahnen sich auch Kontakte mit anderen Kindern an. Ich hoffe, dass sich dies fortsetzt.

Es ist nicht immer einfach als HSP mit der Welt umzugehen. Erst recht ist es nicht einfach meinem Sohn den richtigen Umgang damit zu vermitteln. Mit sich und auch mit den anderen. Selbstverständlich ist Überreizung nichts, dass sich besonders gut steuern lässt, aber es gibt bessere und schlechtere Wege damit umzugehen. Kinder mit HSP (also auch mein Sohn), die sich nicht von alleine versuchen aus einer überfordernden Situation herauszunehmen, müssen dies beigebracht bekommen. Sie müssen lernen zu erkennen, welche Dinge sie überreizen und wie sie sich davor schützen oder zumindest hinterher wieder herunterfahren können.
Keine leichte Aufgabe. Zumal ich selbst auch nicht in jeder Situation optimal auf meine Reaktionen reagiere.
Noch schwieriger ist es anderen zu vermitteln, dass bestimmte Dinge nicht wie bei anderen funktionieren. Einige sind offener für solche Worte, für andere wie die genannten Erzieher passt dies schlichtweg nicht ins Weltbild. Wenn ein Kind nicht in die Norm passt, dann hat es heutzutage für die meisten entweder AD(H)S oder ist unerzogen.
Für Erwachsene gilt im Grunde dasselbe. Wobei diese dann einfach als schwierig, eigenbrötlerisch oder unsozial gelten. Im nettesten Fall noch egozentrisch.

Gerade deshalb sollten wir Kindern immer wieder aufs neue aufzeigen: Du bist richtig so wie du bist.
Ich wünschte mir hätte dies einer so deutlich aufgezeigt. Ich muss dies immer noch mühselig nachlernen.
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