Mitleid oder Egoismus
Ich fuhr heute nach Berlin zum Arzt und musste auf einem Vorplatz eines Friedhofes parken.
Ich fuhr recht dicht an eine Mauer heran und bemerkte plötzlich zwischen den anderen parkenden Autos ein ca. 70jährige Dame.
In der Hand eine leere 2L Cola Flasche und eine große Tüte mit weiteren Flaschen.
Sie sah mich an als wollte sie sich entschuldigen, dass sie mir im Wege stand.
Aus welchem Grunde auch immer überkam mich ein Schamgefühl der Dame gegenüber was ich nicht einordnen konnte. So etwa nach dem Motto: „Ich muss zum Überleben Flaschen sammeln und du fährst mit deinem dicken Wagen spazieren“
Die Frau tat mir furchtbar leid und ich wußte, dass ich im Kofferraum noch ein paar Leerflaschen hatte. Ich nahm die Flaschen und fragte die Dame, ob sie die Flaschen gebrauchen könnte.
Etwas ungläubig schaute sie mich an und fragte: „Kann ich die alle haben?“
Ich gab sie der Dame und sah, dass sie ganz feuchte Augen hatte.
Sie bedankte sich und ich sagte nur noch: „Einen schönen Tag noch und Tschüss“.
So weit, so gut.
Anschließend kam ich mir vor wie der Retter der Menschheit.
Dann wiederum habe ich mich selber gefragt, ob ich das der Dame wegen getan habe, oder um mich wohler zu fühlen. Ist es nun Egoismus oder wirklich Nächstenliebe oder Mitleid gewesen?
Ich habe mich dann damit zufrieden gestellt, dass ich mir sagte: „Was solls, die Dame freut sich, ich freue mich, warum drüber nachdenken“.
Ich habe es jetzt nicht geschrieben, um zu zeigen wie unheimlich toll ich bin, dass ich 5 Pfandflaschen verschenke, ich will damit nur mal erzählen, was so eine kleine Aktion in einem Menschen auslösen kann.