Unterscheidung zwischen Sensorik und Emotion
Hallo,
mir fällt auf, dass bei HSP gemischt über zwei völlig verschiedene Dinge diskutiert wird: sensorische und emotionales Wahrnehmung und Bewertung. Und mir ist aus diesem Diskussionsforum deshalb nicht ganz klar, welchen der beiden Aspekt die HSP eigentlich hauptsächlich beschreibt.
Sensorische Wahrnehmung
Hier geht es für mich um die untere Reizschwelle, um die obere Reizschwelle zum Schmerz / zur Störung und die Möglichkeiten zum Filtern und Ausblenden.
Bei der unteren Reizschwelle kenne ich ganz unterschiedlich Ausprägungen, Menschen die das Pfeifen der Fledermäuse hören können (ich höre nichts), Nachtsichtigkeit, Gerüche wahrnehmen etc. Ich denke, das sind unterschiedliche (angeborene) sensorische Fähigkeiten.
Die Mustererkennung (zum Beispiel eine Stimme aus einer Vielzahl an Geräuschen zu erkennen) dagegen ist meines Erachtens eine bewusst oder unbewusst erlernte Fähigkeit. Hierbei werden bestimmte Objekte in der Wahrnehmung ausgeblendet. Z.B. wenn ich auf einem bunten Teppich eine heruntergefallene Nadel suche, blende ich innerlich die meisten Farbmuster aus und konzentriere mich auf ein sehr dünnes glänzendes Objekt (dessen Bild ich im Gedächtnis habe). Das lässt sich trainieren, z.B. sich in einem Konzert mal eine Weile ausschließlich auf den Klang und den Lauf eines (Neben-)Instruments konzentrieren. Die Sensibilität lässt sich so erstaunlich erweitern (das üben ja Dirigenten in Ihrer Ausbildung).
Ab einer bestimmten Schwelle ist entweder der Sensor überlastet (schmerzender Lärm im Ohr, Schneeblindheit etc.) oder die Verarbeitung im Kopf ist überfordert. Wenn ich zulange am Rechner gearbeitet habe, sind meine Augen überlastet, ich neige zu Schwindel und Kopfweh. Dass starke Reize wie Lichtblitze, bestimmte Gerüche auch Migräne auslösen, ist mir aus persönlicher Erfahrung bestens bekannt.
Wenn die Reize nicht teilweise ausgeblendet, gefiltert und gewichtet werden können, sehe ich dass nicht als Bereicherung, sondern als eine Einschränkung. Zu Glück gelingt mir das ganz gut, wobei ich durch permanente Anrufe mich auch nicht auf eine komplexere Arbeit konzentrieren kann, was aber völlig plausibel ist.
Emotionale Empfindlichkeit
Auch hier sehe ich zwei paar Stiefel. Die eine ist die Fähigkeit eine soziale Situation, eine Beziehungssituation in unterschiedlichen Nuancen zu erfassen. Das hat sicher mit Erfahrung, sozialer Intelligenz, Beobachtungsgabe zu tun. Und das andere ist, was es in mir bewirkt. Wie schnell ich mich freue oder gekränkt fühle. Und wie wechselhaft ich in meinen Gefühlen insgesamt bin. Und das bin ich sehr. Ich bin recht launisch, obwohl es mir überhaupt nicht so passt. Die unausgesprochenen Spannungen und Wechselhaftigkeiten zwischen den Eltern, ein frühkindliches instabiles Ich, und dann noch im Kopfkino gebastelte Gefühle. Ich muss sagen, mich nervt es selber. Nein, ich steh nicht eine coole Happy-Gesellschaft, die lächelnd mit dem Becks in der Hand irgendwo rumsteht. Lachen, Weinen, Trauern, Ärgern darf sein, muss sein ebenso wie pfeifen und tanzen im Bus und auf der Strasse. Der Kontakt zu anderen hilft zu „erden“ gegen das vom sich in seinen Gefühlen versenken.
Telepathie
Ich habe mal bei einem Freund erlebt, wie er im Urlaub einen Unfall zuhause träumte, am morgen zuhause anrief (wir hatte damals alle keine Handys), und es tatsächlich an Tag zuvor so geschehen ist. Er hat sonst nicht zuhause angerufen und ist auch nicht der sehr besorgte Typ. Es war Gedankenkommunikation über eine weite Entfernung. Erklären kann ich es nicht, ich habe es nur miterlebt.
Wenn ich ängstlich bin, habe ich manchmal den Eindruck klarer zu sehen, mehr wahrzunehmen. Oder ich fühle mich von äußeren Reizen schnell genervt. Also eine Wechselwirkung zwischen sensorischem Wahrnehmen und Empfinden sehe ich schon ganz. deutlich.
Wie ist das bei Euch differenziert ?
Fantasio