Mittlerweile ist mein Grat breiter geworden und erlaubt mir in der Regel eine sichere Passage.
Dennoch muss auch ich achtsam sein, nicht wieder ausschließlich der Anwalt anderer zu sein und für jede ihrer Handlungen und Verhaltensweisen, auch die zu meinen Ungunsten, Verständnis aufbringen, sie zu verteidigen oder gar zu rechtfertigen.
Heute versuche ich, als mein eigener Anwalt aufzutreten und Plädoyers für mich zu halten, in eigener Sache.
Auch die Sache mit dem Perfektionismus ist so eine Sache. Mein Ehrgeiz und mein Perfektionismus waren und sind enorm starke Kräfte in mir und beide stehen im Dienste zweier Herrn: des Positiven und Gesunden einerseits sowie des extrem Schädlichen und Ungesunden andererseits. Auch hieraus ergab sich für mich ein breites Übungsfeld, welches mich immer wieder hinsehen und hinfühlen lässt.
... und ich versuche mit anderen so umzugehen, wie ich mir es für mich wünschen würde.
Nicht zuletzt rührt die Strenge, die ich anderen gegenüber an den Tag lege (obwohl ich mir das Meiste schon verkneife), aus meinen eigenen hohen Ansprüchen an mich selbst.
Situationen, in denen ich meinen Perfektionismus aus der Hand geben möchte und erkennen muss, dass ich meinen eigenen Ansprüchen gar nicht gerecht werden kann, sind für mich gute Gelegenheiten, ins Übungsfeld zu gehen und zu versuchen, die Angelegenheit mit Gelassenheit (für mich immer wieder ein Fremdwort) zu betrachten und vor allen Dingen
gnädig mit mir selbst zu sein.
Das Schöne ist: Ich wachse gerne!
... und ich versuche mit anderen so umzugehen, wie ich mir es für mich wünschen würde.
Und noch einmal hierzu, aus einem anderen Blickwinkel:
Nein, das versuche ich nicht immer. Wenn MICH jemand behandelt und mit mir umgeht, wie ich es NICHT für mich und auch niemand anderen wünsche, so bleibt meine Empathie gerne mal auf der Strecke, und er bekommt sein Echo so, wie ich es mir NICHT gerade wünschen würde.