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Mit meiner Frage meine ich, wie nahe es hier einen gehen darf.
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Sensibel: nur auf sich bezogen oder auch anderen gegenüber?

Sensibel: nur auf sich bezogen oder auch anderen gegenüber?
Für mich ist eine Selbstkritische Haltung selbstverständlich und ich versuche mit anderen so umzugehen, wie ich mir es für mich wünschen würde.
Ich persönlich komme mit meinem Umfeld an Menschen sehr gut zurecht, während ich, insbesondere wegen meiner selbstkritischen Art, mit mir oft das eine oder andere Problem ausfechten muss.

Mich würde mal interessieren, ob sich eure Sensibilität nur im eigenen Empfinden zeigt, oder auch in eurem Verhalten anderen gegenüber wiederspiegelt?

Liebe Grüße
Tom
****rie Frau
3.296 Beiträge
Schönes Thema, gute Frage ...
Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Wie aufrichtig bin ich mir selbst gegenüber??

Ich versuche es für mich mal so zu erklären:

Vor Jahren musste ich mir eingestehen, dass ich eine Art Doppelleben führe und einige dunkle Seiten in mir einfach nicht wahrhaben will. Ich erkannte, dass das Leugnen dieser dunklen Dinge mich immer mehr entfernt von einem authentischen Weg.

Offensichtlich war mein Bedürfnis nach Authentizität und meine Furcht vor einer Lebenslüge so groß, dass ich beschloss, mir eben diese Dunkelheit anzusehen und aufzuräumen in mir, reinen Tisch zu machen, schonungslos. Dieser Weg der selbstkritischen Reflexion wäre mir ohne therapeutische Begleitung nicht möglich gewesen.

Heute bemühe ich mich redlich, es ist mir ein inneres Bedürfnis, selbstkritisch zu sein und auch meine Unzulänglichkeiten nicht vor mir zu verbergen, weil alles andere meinem Wachstum und meinem Weg im Wege steht. Wie gut meine Bemühungen im Ergebnis wirklich sind, sei dahingestellt.

Ob sich meine Sensibilität nur im eigenen Empfinden zeigt, oder sich auch in meinem Verhalten anderen gegenüber widerspiegelt?

Jetzt könnte ich leicht so antworten, dass ich möglichst gut dastehe ...

Es ist ein Leichtes zu schreiben „Ja, natürlich bin ich auch den Gefühlen und dem Wesen anderer gegenüber sehr empfindsam ...“ und sicherlich bemühe ich mich auch redlich, meinem Gegenüber gerecht zu werden, sein Wesen wahrzunehmen und es in seinem Anderssein zu achten.

ALLERDINGS, und das sei mit Verlaub angemerkt, ist mir manchmal das Hemd einfach näher als die Hose, und das wirkt sich dann natürlich auch auf mein Verhalten dem anderen gegenüber aus.
Liebe Havarie
du hast es schön beschrieben.

Diese Entwicklung ist ein langer Prozess und Hilfe dabei kann sehr wichtig sein.

Es ist nicht angenehm sich mit seinen "dunklen Seiten" zu beschäftigen, noch schwerer fällt es (mir) sich dann noch zu mögen.
Bei mir kommt noch ein idealisiertes Selbstbild hinzu, wohin ich mich gerne entwickeln möchte. Und ein Bild, wie mich andere möglicherweise sehen.
Das gibt reichlich Konfliktstoff zwischen Ist-Zustand/idealem Sollzustand und Aussenwirkung.

Wobei ich die Außenwirkung regelmäßig negativ einschätze, obwohl dies auf Nachfrage gar nicht zutrifft. Im Gegenteil wird von mir mehr gehalten als ich selber glauben kann... .
Also ein internes Problem aufgrund meiner Selbstkritik, obwohl ich mit meiner Umwelt sehr gut klarkomme.

ALLERDINGS, und das sei mit Verlaub angemerkt, ist mir manchmal das Hemd einfach näher als die Hose, und das wirkt sich dann natürlich auch auf mein Verhalten dem anderen gegenüber aus.

Für mich ist das ist eine Erkenntnis, die ich erst mühsam lernen musste und noch weiter lernen muss: Die eigenen Bedürfnisse überhaupt wahrzunehmen und sie nicht automatisch hinter die Bedürfnisse anderer zurückzustellen. Und das in eine Form gepackt, in der sie von anderen gut angenommen werden, ohne jemanden vor den Kopf zu stoßen.

Liebe Grüße
Tom
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Mein Übersensibel-Sein drückt sich einmal gern sehr körperlich aus (ich habe diverse Ängste und Phobien und halte für mich unangenehme Situationen, Menschen, Gerüche, Geräusche nur sehr schwer aus) aber ich bin gern so ehrlich, auch zuzugeben, dass sich meine dünne Haut auch anderen gegenüber oft deutlich zeigt. Ich neige dazu, überzureagieren oder auf eine Weise, die sich dem Gegenüber nicht oder nur schwer erschließt, ich brauche oft Raum und Zeit für mich selbst, einfach um der Flut von Anforderungen, die die reine Existenz an mich stellt, ab und zu entfliehen zu können und auf niemanden eingehen zu müssen. Wenn ich sehe dass es jemandem schlecht geht, ist es mir fast unmöglich, dass zu ignorieren. Ich muss fast zwanghaft etwas dagegen unternehmen weil es mir so nahe geht, dass ich sonst selbst nicht zur Ruhe komme. Ich muss mich dann selbst dazu zwingen, es zu respektieren, wenn derjenige sagt, dass er keine Hilfe braucht oder dass er einfach Ruhe möchte...

Es fällt mir oft in mancherlei Hinsicht schwer, mein Verhalten anderen gegenüber gut auszutarieren. Nicht zuviel zu geben, nicht zu wenig. Nicht zuviel an mich heranzulassen, aber auch nicht zuwenig.

Gleichgewicht. Darum dreht sich doch schließlich alles. Und wo andere kaum Schwierigkeiten haben, ihre innere Mitte zu finden, fühle ich mich oft wie ein dünner Bindfaden der hilflos im Wind der ganzen Eindrücke und fremden Schwingungen hin - und herflattert und alles hat, aber kein Gleichgewicht.
@SinasTraum
Nicht zuviel zu geben, nicht zu wenig. Nicht zuviel an mich heranzulassen, aber auch nicht zuwenig.

Du bringst es genau auf den Punkt, den ich meinte: Auch meine eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu erkennen und zu achten. Und nicht nur die der anderen... .
Das bedeutet für mich ein Leben lang lernen.

Liebe Grüße
Tom
****rie Frau
3.296 Beiträge
Nicht zuviel zu geben, nicht zu wenig. Nicht zuviel an mich heranzulassen, aber auch nicht zuwenig.
Das ist für mich immer ein sehr schmaler Grat zwischen Überforderung einerseits und Vermeidung andererseits.
Das ist für mich immer ein sehr schmaler Grat zwischen Überforderung einerseits und Vermeidung andererseits.

Ich kann diese Gratwanderung sehr, sehr gut nachvollziehen, habe ich doch sehr lange Zeit mit ihr gelebt.
Und es hat mich oft genug zerrissen zwischen dem Eindruck eigener Unvollkommenheit, dem Wunsch nach selbstauferlegtem Perfektionismus, Selbstaufopferung für andere und zeitweisem Rückzug.
Energie ging raus, es kam aber keine mehr zurück. Irgendwann bin ich zusammengeklappt, denn die Gradwanderung war für mich extrem anstrengend... .
****rie Frau
3.296 Beiträge
Mittlerweile ist mein Grat breiter geworden und erlaubt mir in der Regel eine sichere Passage.

Dennoch muss auch ich achtsam sein, nicht wieder ausschließlich der Anwalt anderer zu sein und für jede ihrer Handlungen und Verhaltensweisen, auch die zu meinen Ungunsten, Verständnis aufbringen, sie zu verteidigen oder gar zu rechtfertigen.

Heute versuche ich, als mein eigener Anwalt aufzutreten und Plädoyers für mich zu halten, in eigener Sache.

Auch die Sache mit dem Perfektionismus ist so eine Sache. Mein Ehrgeiz und mein Perfektionismus waren und sind enorm starke Kräfte in mir und beide stehen im Dienste zweier Herrn: des Positiven und Gesunden einerseits sowie des extrem Schädlichen und Ungesunden andererseits. Auch hieraus ergab sich für mich ein breites Übungsfeld, welches mich immer wieder hinsehen und hinfühlen lässt.

... und ich versuche mit anderen so umzugehen, wie ich mir es für mich wünschen würde.
Nicht zuletzt rührt die Strenge, die ich anderen gegenüber an den Tag lege (obwohl ich mir das Meiste schon verkneife), aus meinen eigenen hohen Ansprüchen an mich selbst.

Situationen, in denen ich meinen Perfektionismus aus der Hand geben möchte und erkennen muss, dass ich meinen eigenen Ansprüchen gar nicht gerecht werden kann, sind für mich gute Gelegenheiten, ins Übungsfeld zu gehen und zu versuchen, die Angelegenheit mit Gelassenheit (für mich immer wieder ein Fremdwort) zu betrachten und vor allen Dingen gnädig mit mir selbst zu sein.

Das Schöne ist: Ich wachse gerne!

... und ich versuche mit anderen so umzugehen, wie ich mir es für mich wünschen würde.
Und noch einmal hierzu, aus einem anderen Blickwinkel:

Nein, das versuche ich nicht immer. Wenn MICH jemand behandelt und mit mir umgeht, wie ich es NICHT für mich und auch niemand anderen wünsche, so bleibt meine Empathie gerne mal auf der Strecke, und er bekommt sein Echo so, wie ich es mir NICHT gerade wünschen würde. *smile*
Nein, das versuche ich nicht immer.

Da hast Du vollkommen recht!

Das

ich versuche mit anderen so umzugehen, wie ich mir es für mich wünschen würde


ist meine Grundhaltung, die von anderen natürlich nicht immer zurückkommt.

Und doch bin ich anderen gegenüber viel nachsichtiger, kann viel mehr verzeihen als mir selbst gegenüber.
Schön blöd, ist aber so.

Es gibt aber gegenüber anderen durchaus eine Grenze. Die ist zwar recht weit oben angesiedelt, aber wenn sie überschritten wird, dann ist meine Reaktion - für manche oft überraschend - hart und konsequent.

Wenn es um Verletzung meiner Grundwerte geht, gibt es die rote Karte.

*rotekarte*

Dafür
gnädig mit mir selbst zu sein.

muss ich noch viel üben...
****rie Frau
3.296 Beiträge
Ich habe mittlerweile ganz gut gelernt, mir selbst gegenüber gnädig zu sein, und ich kann Dir sagen, lieber Tom, es fühlt sich verdammt gut an, nimmt mir viel Druck und entlastet enorm!!!

*bussi*
Danke! *knuddel*
Und es hat mich oft genug zerrissen zwischen dem Eindruck eigener Unvollkommenheit, dem Wunsch nach selbstauferlegtem Perfektionismus, Selbstaufopferung für andere und zeitweisem Rückzug.
Energie ging raus, es kam aber keine mehr zurück. Irgendwann bin ich zusammengeklappt, denn die Gradwanderung war für mich extrem anstrengend

Wie ich mich in diesem Statement reflektiert sehe!!! Ich hätte mir einiges an selbstaufgelegtem Druck ersparen können, hätte ich das früher realisiert!


Es gibt aber gegenüber anderen durchaus eine Grenze. Die ist zwar recht weit oben angesiedelt, aber wenn sie überschritten wird, dann ist meine Reaktion - für manche oft überraschend - hart und konsequent.

Und genau das macht manchmal das Zusammenleben so schwierig. Wenn ich trotz mehrmaliger Abmahnung, plötzlich sehr hart und konsequent handle, weil eben diese Grenze einmal zuviel übertreten wurde. Da ernte ich dann sehr oft Unverständnis.
Doch habe ich offenbar noch nicht den richtigen Nachdruck, oder die richtige Lautstärke erreicht, damit mein STOP schon viel früher wahrgenommen wurde......
Liebe Wallburga,

ich habe für mich das Gefühl, genau das ist der Knackpunkt:

Ich sende - nach meinem Verständnis - ganz klare Warnungen, äußere mein Befinden in einer Deutlichkeit, da würden bei mir sämtliche Alarmglocken schrillen... und es wird sang- und klanglos darüber hinweg gegangen.

Typisches Beispiel:
"Mir geht es heute wirklich schlecht, ich habe keine Kraft mehr..."
Antwort: "Sowas. Übrigens müsste man noch die Bestellung aufräumen."

Ich hätte jetzt nachgefragt: Wieso, was, warum, erzähl, kann ich Dir helfen, komm ich mach das für dich...
@Tom
Genau das habe ich gemeint........
Ich stehe immer wieder fassungslos vor der Ignoranz meiner geäusserten Wünsche oder Feststellungen. Leider habe ich noch nicht herausgefunden, WIE ich mich denn äussern müsste um gehört zu werden. Und glaub mir lieber Tom, ich bin wirklich keine Person, die man einfach übersieht......... weder zierlich noch leise......
Ich bin auch kein Wurzelzwerg und trotzdem... .

Man müsste vielleicht mal protzig, rücksichtslos, laut, angeberisch, hochdramatisch, grob, egoistisch, mit Knalleffekt, vordrängelnd auftreten...?
Nur blöd wenn man nicht so ist.

Und das ist doch wieder WUNDERBAR *sonne*
@tom
na das in die "Ohnmacht-fallen" habe ich mir auch abgewöhnt, nachdem mein Gegenüber einfach die Füsse gehoben hat und darüber hinweg gestiegen ist....... *haumichwech*
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