Adam und Eva - Teil I
Eine Liebesgeschichte besonderer Art...Erzählt von der hochsensiblen Eva:
ADAM und EVA
Eva lebte und doch lebte sie nicht. Sie war auf ihre eigene Weise schön.
Sie wußte um ihre Ausstrahlung und doch: Sie nahm es nie wirklich tief in sich auf. Seit ihren Kindertagen suchte sie nach ihrem Prinzen; nach dem ganz Besonderen. Sie strebte nach dem Glück, nach dem ganz eigenen Glück und auch dem inneren Frieden.
Kein Mann konnte sie je halten.
Sie gab, nahm, verabschiedete sich und sie ging.
Einige Herzen hatte sie wohl gebrochen.
"Ein bisschen ist mir nicht genug..." - das könnte sie erfunden haben.
Eines Tages trat ein Mann in ihr Leben, der sie faszinierte.
Es begann damit, dass er SIE gesehen hat, ihre Augen. Ihr Bild hat ihm den Atem genommen. Sie hat ihn berührt, von Beginn an.
Als sie ihm gegenüberstand, sah sie in himmelblaue wunderschöne Augen, in denen das Klare der Weisheit und das Trübe der Erfahrungen und Enttäuschungen lag.
Sie liebte diese Augen sofort.
Er liebte ihre dunklen Augen.
Sie versanken nach nur wenigen Minuten in einer unendlich süßen Umarmung, leidenschaftlichen Küssen und einer berauschen
den Extase.
Seit diesem Tag waren sie unzertrennlich. Ein zartes Band hatten sie geknüpft. Eine Liebe begann zu wachsen, die beide in einen Sinnesrausch versetzen konnte.
Doch zu viele Widrigkeiten des Alltages gab es, die das Band nicht kräftigen konnten. Sie verloren sich und fanden sich wieder. Sie stritten und versöhnten sich.
Webn sich ihre Körper begegneten, gab es nichts um sie herum.
Wollust, Leidenschaft und Begierde empfanden sie und ihre Leiber verschlangen sich in himmlischem Verlangen.
Bei Adam lernte Eva das erste Mal, sich fallenzulassen, alles von sich zu geben und sie lernte auch, zu nehmen.
Er wusste genau, wie er ihr Lust verschaffte, wie er sie in andere Sphären verführen konnte. Adam liess Eva gewähren. Sie stöhnte und schrie, wenn sie in Extase geriet - laut und unaufhaltsam, gierig und völlig machtlos ergab sie sich ihm.
Wenn sie miteinander schliefen, waren sie miteinander verschmolzen.
So, nur so wünschte sie es sich und nur so konnte sie sich vorstellen, zu verweilen.
Eva war weich, zerbrechlich. Ihre Seele krankte an so vielen Dingen, die ihr Leben seit ihrer Kindheit überschatteten. Sie kannte kein Glück und betrachtete es als unverdient.
Er war kräftig, optimistisch; ja, er erschien sogar robust und unbeugsam. Das hat sie fasziniert und auch die Momente, in denen er in ihren Armen weich wurde; in denen er aufgefangen wurde durch ihr sanftes Wesen.
Sie wußte, wie er ist, wenn sie alleine waren und wie er sein kann, wenn sie ihm in die Augen sah. Sie wußte, wie verletzlich er tief in seinem Inneren war.
Sie wünschte sich seine Liebe mehr als alles andere auf dieser Welt. Sie wollte von ihm ohne Hindernisse gesehen und erfühlt werden.
Oh, sie hatten Träume; gemeinsame wunderschöne Träume. Doch sie konnten sie nicht verwirklichen. Ihre Tiefe machte ihn glücklich und doch so oft hilflos.
Nie zuvor kannte er eine Frau, die so sehr liebte, so viel gab und nahm und eine so hinreißende Seelentiefe besaß. Eva berührte Adam ganz und gar. Er liebte sie von ganzem Herzen.
Sie konnte nicht begreifen, warum er sie so oft nicht zu hören vermochte.
Nur ihn wollte sie und sah sie auch. Nur seine Liebe und Aufmerksamkeit konnten sie unbeschreiblich glücklich machen.
"Wo bist du nur, mein Prinz?" schrie sie leise - unhörbar für ihn.
Der Alltag zermürbte ihn immer mehr. Große materielle Tiefschläge machten ihm das Leben schwer. Tag für Tag hatte Adam das Gefühl, sich in einem Hamsterrad zu drehen. Er konnte dieses Rad nicht anhalten; seine Gedanken wurden beherrscht von Zukunftsängsten und Sorge.
Auch Eva hatte Kummer. Ihre Tochter liess sich gehen, zerstörte ihre eigene Zukunft, brach den Kontakt zu Eva ab. Eva´s Gesundheit war nicht stabil; immer wieder gab es Tage, an denen sie kraftlos und krank war.
Sie wurde tief in ihrem Inneren einsam und hörte auf zu sprechen.
"Liebster, komm doch! Sieh mich an, hör mir zu, fühle meine Seele, berühre sie, nimm sie in deine Hände. Nimm meinen Körper als ein Geschenk. Liebe mich zärtlich. Liebe mich hart, besitze mich in Deiner Wollust und ich lass mich in Dir fallen. Befehle mir, was ich tun soll, verbinde mir die Augen, fessle mich, bestrafe mich, nimm meinen Leib! Mach mich gefügig!"
Er hörte sie nicht. Immer wieder hörte er sie nicht.
Stumm lief sie davon, suchte sich andere Männer, die ihr in Worten Bewunderung und Aufmerksamkeit zu schenken schienen.
Der Tag kam, an dem auch sie ihn nicht mehr hörte. Die alltäglichen Schwierigkeiten machten ihn nun völlig taub.
Sie begann, sich von ihm zu entfernen. Ihre Liebe verdrängte sie. Angst in überwältigender Macht holte sie ein. Die Angst vor dem Abgleiten in einen höllischen Abgrund, den sie nur zu gut kannte. Die Angst vor der Liebe; vor deren Macht und Hingabe, deren Bedingungslosigkeit.
Sie hatte Angst vor dem, was sie sich am Meisten wünschte.
Nun begann der große schöne Mann zu laufen. Er lief und lief. Doch sie war schneller. Er konnte sie nicht mehr erreichen. Sie war ihm bereits entschwunden, ohne dass er es bemerkte.
Ein Versteck konnte sie finden, in welchem sie sich vor ihm und ihren Emotionen verbarg. Das Dach der Vorsicht behütete sie. Eine Mauer der Ängste umgab sie.
Der Tag kam, der ohne ihn begann. Die Nacht brach hinein ohne ihn.
Ihr Leiden schien ein Ende zu haben. Was wollte sie mit unerfüllter Liebe? Die hatte sie ihr Leben lang. Ihr Leben wurde damit begonnen. Sie wollte nicht, dass es auch so endete.
Weiter suchte sie Bestätigung und sie bekam sie auch. Die Männerwelt lag ihr zu Füßen.
So vergingen einige Tage.
Es machte sie nicht glücklich.
Sie wollte Adam, doch nicht um jeden Preis. Wenn der Preis der Verrat ihrer Träume ist, so wollte sie ihn nicht bezahlen.
Eines Morgens wachte sie schweißgebadet auf uns sah ihn. Sie sah seine wunderschönen klaren Augen, hörte dem Klang seines Atems nach, fühlte seine Haut. Sie sah sein Lächeln, welches sie immer wieder entzückte.
Sie weinte. Doch nur kurz duldete sie dieses Gefühl der Sehnsucht. Sie versuchte, sich abzulenken. Immer wieder lief ein Film in ihrem Kopf ab.
Sie konnte ihn niemals aufhalten. Als sie glaubte, seinen Haß zu spüren, war der Abgrund sehr nah.
In ihrem Herzen zog eine Trauer ein, die ihren Alltag überschattete und ihr Dasein wurde ihr zur Bürde.
Sie wollte nicht, dass es so endete. Sie wollte nicht, dass es überhaupt endete. Nur konnte sie es nicht spüren.
Überall sah sie ihn - ihren Prinzen. Egal, was sie tat; egal, wo sie war: Er war immer gegenwärtig.
Nach einigen Tagen spürte sie seine Hände auf ihrem Körper. Ihre Zunge schmeckte die seine. Sie roch seinen Duft: diesen unübertrefflich wunderschönen Duft seiner Haut, der sie immer wieder betörte.
Und die Stunde brach herein, in der sie auch seinen Schmerz körperlich zu spüren begann.
Trauer überkam sie, Wut, Ohnmacht.
Sie brach zusammen.
Stunden später erst konnte sie aufstehen, sich bewegen.
Doch aber war sie noch immer unfähig, ihre Gefühle spüren zu können und die ihr bekannte Leere nahm von ihr Besitz.
Sein T-Shirt musste gewaschen werden, denn bald wird er seine Sachen abholen. Er wollte sie nicht mehr sehen - nie wieder. Sie nahm das Shirt aus dem Wäschekorb und führte es an ihre Nase.
"Oh, mein Gott! Da ist er - mein Adam. Ich rieche ihn. Er ist da; ganz nah bei mir."
Tränen rannen aus ihren Augen.
Nein - sie hatte doch so viel zu tun.... Sie durfte keinen Schmerz zulassen.
Die Sonne schien am nächsten Tag. Sie nahm das T-Shirt von der Leine. Sie roch wieder an ihm. Es duftete immer noch nach ihm.
Sie legte sich, wie betäubt, mit dem Shirt auf die Couch und deckte ihr Gesicht damit zu.
Der Duft umgab sie, hüllte sie ein wie samtig süße Wolken.
Sie weinte. Unaufhaltsam kamen sie nun: diese ihr sonst so unliebsamen Tränen. Tränen, die Schwäche zeigen; Tränen die ihr bewußt machen, wie verletzlich sie ist. Tränen, die sie wissen lassen, was sie fühlt.
Sie sagte leise: "Ich liebe Dich!" und als sie diese Worte ausgesprochen hatte, erschrak sie zutiefst. Nach diesem Erschrecken kam Erleichterung. Und nach dieser eine ungebremste Angst.
Es war vorbei. Es war vorbei. Es war vorbei....
"Ich habe ihm weh getan. Ich hätte noch einmal sprechen müssen. Er ist doch mein Mann."
Schmerz bracht über sie hinein. Sie war am Ende.
Nein, er war nicht ihr Mann. Sie hat es so empfunden. Wie oft lächelte Adam, wenn sie - seine Eva - aus Versehen "mein Mann" sagte....
Sie dachte an seine Mauer. Ihr fehlte die Kraft, darüber zu klettern. Er ließ es nicht zu, dass sie diese Mauer einreißen konnte.
Adam hatte sie einst errichtet, um nicht wieder verletzt zu werden. Auch er hatte immer wieder Hoffnung, wenn er einer Frau begegnete. Oft begegnete er Eva mit Kühle und Resignation; nicht in Worten, doch aber in seinen Augen schien Abwehr zu liegen.
"Bin ich nicht gut genug? Bin ich nicht die richtige Frau für dich?" fragte sie sich immer wieder.
"Warum lässt er mich nicht tiefer in sich hinein?"
Fragen. So viele Fragen.
Sie fand keine Antworten.
Nein, die nicht. Aber sie fand die Liebe. Adam war ihre Liebe. Die Liebe, auf die sie gewartet hat:
Diese reine und bedingungslose Liebe. Eine Liebe, die sie immer wollte. Eine, die vollkommen und stark ist, die glücklich und doch auch so schmerzlich ist.
Sie hatte ihm eine versteckte Nachricht hinterlassen.
Wann er sie lesen wird, war völlig ungewiß.
Aber sie hatte Zeit, viel Zeit. Sie wird auf ihn warten.
"Ich liebe dich so sehr. Komm zurück!" dachte sie.
Zwei Stunden später summte ihr Telefon. Eine Nachricht war eingegangen. Gerade zündete sie sich eine Zigarrette an. Die Sonne ging gerade unter. Ein rotgelber Strahl fiel durch ihre Wohnzimmerfenster. Es war still in ihrer Wohnung, wie immer, wenn der Kleine schlief.
Sie mochte kein Fernsehen.
"Werde ich heute Kerzen anzünden?" überlegte sie.
"Aber wozu? Ich habe ohnehin keine Freude daran" und so lauschte sie dem Ticken der Uhr und öffnete lustlos die SMS.
Sie war von Adam. Sie glaubte, sich versehen zu haben. Ihr Herz hüpfte, sie zitterte am ganzen Leib. In ihrem Kopf begann es zu hämmern.
Sie glaubte, zu träumen.
Eva liebte.
Sie liebte wirklich. Diese Liebe erreichte eine ungeahnte Tiefe.
Sie war Zauber, sie war edel und sanft, süß und bitter.