Ein tolles Thema, über das ich mir auch schon viel Gedanken gemacht habe. Ich wollte selbst schon einen Thread in die Richtung eröffnen, der aber eher den Schwerpunkt auf „Alkohol und andere Drogen als Mechanismus mit der hochsensiblen Seite umzugehen“. Und schon sind wir mitten im Thema ...
Ich habe lange (sehr lange) Zeit, Alkohol und Drogen ge- bzw. missbraucht, um mit der breiten Amplitude meiner Emotions- und Wahrnehmungswelt umgehen zu können. Alkohol/Drogen dämpfen die Wahrnehmung und lassen die Reize von außen weniger kräftig, weniger „hart“ erscheinen und schneiden die Spitzen der extremen Gefühle. Es wird alles aushaltbarer, ist es nicht so????
Ansonsten bin ich auch jemand, der nach außen gerne mal die toughen und rauhen Anteile zeigt. Ja, Rhabia hat das gut auf den Punkt gebracht.
Ein weiterer Mechanismus, der hier auch schon öfter angesprochen wurde, ist auch bei mir Vermeidung! Ist es bei mir im Hof zu laut, schließe ich das Fenster, im Zug reise ich nur mit Ohropax, ich gehe nicht ans Telefon und verabrede mich nicht.
Es ist ein schmaler Grat zwischen Vermeidung und Überforderung. Ich versuche, mich so gut es geht zu konfrontieren, setze mich aber nicht mehr unnötig irgendwelchen Situationen aus und verlasse sie, wenn ich merke, dass es zu kritisch und zu anstrengend wird, weil ich weiß, dass ich mit den Nachwirkungen auch noch zu tun haben werde (das ist wie beim Schwimmen auf’s offene Meer: man muss immer auch die Kräfte für den Rückweg einplanen!!).
Ich habe bei mir allerdings beobachtet, dass meine Sensibilität nicht statisch ist, sondern Wandlungen unterworfen ist, weshalb auch die „Strategien“ unbewusst angepasst werden. Meine Geräusche-/Lärmempfindlichkeit wird immer stärker (dafür funktionieren meine visuellen Filter mittlerweile relativ „normal“) und da ich die Ursachen für Geräusche ja nicht immer vermeiden kann, stehe ich manchmal unter einer ziemlichen Anspannung , die ab und zu auch in Aggression umschlägt, mit der ich dann irgendwann rausplatze.
Das mit der „unbewussten Krankheit“ kenne ich auch. Ich weiß aber auch, dass meist etwas im Argen liegt mit meinem Seelchen, wenn ich mich in Krankheit „flüchte“. Irgendwas bedrückt mich, lastet auf mir und ich bekomme eben Durchfall, Kreuzschmerzen etc., noch bevor mein Kopf überhaupt weiß, was mich bedrückt. Auf alle Fälle ist klar, dass es auch eine (meiner) Form(en) ist, auf Überforderung zu reagieren. Bin ich dann erst einmal krankgeschrieben, geht es mir meist schon erheblich besser. Ich bin zuhause in meiner beschaulichen Umgebung, kann vor mich hinträumen, rumfaulen und mir das holen, was davor zu kurz kam.
Ein anderer Mechanismus von mir ist das „Jetzt erst recht!!“. D. h. ich gehe vorsätzlich in die Überforderung, weil ich denke, ich bin in vielerlei Hinsicht nicht so leistungsfähig wie andere und um mithalten zu können, werfe ich mich voll ins Zeug. Mittlerweile höre ich besser auf meine Körpersignale und bremse mich meist rechtzeitig ab, bevor die Gäule völlig mit mir durchgehen.
Ach, mir fiele bestimmt noch viel dazu ein, würde ich noch länger darüber nachsinnen. Ich bin da äußerst vielseitig und kreativ ...
Liebe Grüße,
Michaela