Als ich die Nachricht im TV hörte, das sich Robert Enke das Leben genommen hat, war ich wie erstarrt.
Ein junger Mann, mitten im Leben, eine liebende Familie um sich, erfolgreicher Fußballer. Und dann der selbstgewählte Tod.
Wie sehr wird einem da wieder mal bewußt, kann man jedem Menschen nur vor die Stirn schauen.
Wie wenig, weiß man tatsächlich von den Menschen, grade auch von den Menschen, die einem nahe stehen.
Depressive sind Künstler der Verstellung, des Schauspielerns.
Das ist wohl so. Ein Schutz, den man aufbaut, damit man sich nicht öffnen muß, damit man in unserer Leistungsgesellschaft weiter
funktionieren kann.
Die seelischen Mauern werden hoch und höher gezogen, solange, bis man es nicht mehr
erträgt.
Man hat sein Leben im Griff, im
Würgegriff.
Und in einer solchen tiefen und dunklen Phase der Depression scheint es oftmals für den Depressiven, bleibt einem nur der Weg in den Tod.
Man möchte seine Umwelt nicht mit den eigenen Problemen belasten, schämt sich vielleicht sogar.
Der Begriff des
Gesichtsverlustes fiel hier im Thread.
Grade bei depressiven Prominenten ist dies wohl ein großer Aspekt.
Ist es bei "uns kleinen Lichtern" der gesellschaft schon schwer genug, sich zu outen, das man depressiv ist, auch Angst, das man belächelt wird, das geredet wird, das man ungerecht behandelt wird,
so haben die Prominenten noch den zusätzlichen Druck der Medien auf sich lasten.
SinasTraum schrieb:
Mich macht es vor allem fassungslos, dass der Mann sich nicht helfen ließ! Dass es ihm über alle anderen Maße hinaus wichtig war, dass das Ausmaß seiner Krankheit nicht bekannt wurde.
Wer SO krank ist, der braucht gute Hilfe! Scheiß doch drauf was die Öffentlichkeit denkt! Ja, geschissen drauf. LEBEN wollen, das ist das, was zählt.
Und zu dieser Erkenntnis muß man erstmal kommen.
Schayce drauf, was die Leute sagen, schayce drauf, was die Medien sagen, hauptsache man erhält Hilfe, die so dringend notwendig ist.
Der Weg aus einer Depression ist lang und mühsam, wer ihn schon mal gegangen ist, weiß, wie sehr er gespickt ist von Zweifeln, von Rückschritten, von Hilflosigkeit...und dennoch bewirkt jeder einzelne Schritt etwas. Und jeder einzelne Schritt ist wichtig und richtig.
Denn jeder dieser Schritte bedeutet ein JA zum Leben zu sagen.
Und das ist es doch, worum es geht. Zu leben, glücklich zu leben.
Warum haben wir das nur verlernt?
Wo ist unsere Leichtigkeit des Seins hin?
Wo ist unsere Liebe zu uns selbst?
Auf einen Satz möchte ich noch eingehen:
Über Krankheiten öffentlich zu reden, anzuerkennen, ist wichtig, läßt jedoch niemanden gesunden.
Das ist richtig, es läßt niemanden gesunden.
Doch die Akzeptanz der Gesellschaft, grade im bezug auf psychische Erkrankungen, könnte gestärkt werden und vergrößert.
Und alleine diese gesellschaftliche Akzeptanz kann bewirken, das sich Depressive leichter öffnen und sich Hilfe suchen.
Also wenn es etwas Gutes geben sollte, bei diesem selbstgewählten Tod Enkes, ist es vielleicht die Erschütterung , die durch uns alle ging und die Bereitschaft, nicht sofort zu urteilen oder verurteilen, wenn jemand sagt, er habe Depressionen.