Für mich ist "Marsch blasen" eindeutig kontraproduktiv. Ich versteh manchmal eh nicht, was da vorher abgelaufen war.
Und als Kind wäre ich froh gewesen, wenn ich eine ruhige und geduldige Mutter gehabt hätte, die mir Dinge so erklärt, dass ich die verstehe und eben nicht sofort die Schimpfkanonade zu bekommen, dass mein Kopf ewig brauchte, um wieder zu funktionieren und dass da nicht mal gesehen wurde, dass ich auch Grenzen habe. Wenn man meine Gefühle und Hilfeschreie gehört und verstanden hätte, statt sie zu ignorieren und abzutun.
Ich wäre auch froh und dankbar gewesen, wenn ich verständnisvolle und auch aufgeschlossene Kinder und Jugendliche getroffen hätte, die mich nicht ausgelacht hätten, weil ich deren Sprache kaum noch verstehe. Und die mich deswegen nicht ständig ablehnt haben.
Ich wär auch froh und dankbar gewesen, wenn meine Ex`n mit mir das Gespräch auf Augenhöhe, wertschätzend - im Guten - gesucht hätten, wenn sie Wünsche, Bedürfnisse und Probleme hatten, um gemeinsame Lösungen zu finden, statt mich dauernd anzuschreien oder einfach aus der Kalten und teilweise ohne ein Wort und teilweise mit echter Abwertung mich abzuservieren (In einem Fall gabs auch emotionale Gewalt merfach gegen mich)
Und ich wär froh und dankbar gewesen, wenn die gesellschaftlichen Normen so einfach gestrickt wären in Kommunikation und Verhalten, dass auch ich sie gut verstehen könnte.
Und ich wär froh und dankbar gewesen, wenn ich nicht sofort für alle meine Bemühungen die Breitseite oder Ablehnung bekommen hätte, sondern Verständnis und Empathie!
Ich persönlich hab zu viel Emotion in mir und auch zu viel von außen, dass ich "Marsch blasen" oder schnippischen Terror noch ertrage. Das schneidet wie Messer, schwärt wie Gift und tut nur weh! Und ich bin davon zunehmend im Leben überfordert. Weils mir auch den Raum zum Denken und zum Entwickelt nimmt. (Thema Reizüberflutung)
Selbst wenn ich mal scheiße mache, ist es nicht angebracht, gleich in die vollen zu gehen! War es nie und ist es nie!
Das hat halt m.E. den widerlichen Beigeschmack davon, dass ein Mann immer perfekt zu funktionieren hat und nie Fehler machen darf, ansonsten kalte Schulter oder Strafen durch Schweigen oder schlimmeres, wie Liebesentzug oder Gewalt... (Schreien oder Ohrfeigen sind auch Gewalt!)
Ich bin dadurch selber traumatisiert und hatte auch echt üble Erfahrungen mit weiblicher Gewalt, körperlichen Übergriffen und emotionalen und psyschischen Missbrauch. Von Seiten von Mitschülerinnen. (Betone Mädchen!)
Und zwar solche, die es ausgenutzt haben, dass man sich als Junge ja nicht wehren darf, wenn man von Mädchen angegriffen und schikaniert wird. Denn sonst ist man der Schläger, weil man ein Junge ist. Weil man als Junge immer automatisch der Täter ist. Und die mit dem Gefühlen von Jungs gerne spielen oder gern manipulieren und sie dermaßen verletzen, dass die ihr Leben lang leiden.
Und dieses Bild, dass nur Frauen eingetrichtert wird, dass sie ja nicht bestimmte Gefühle zeigen dürfen, ist für meinen Geschmack zu einseitig. Das betrifft nämlich alle Geschlechter. (Beispiel: "ein Indianer kennt keinen Schmerz" "Wahre Männer weinen nicht!")
Das Bild der sexuellen Attraktivität sieht bei Männern in der Gesellschaft nach wie vor meist nur groß, stark, dominant und ja nicht mit Problemen, extrovertiert, immer lieb, nett, fröhlich und positiv, immer perfekt im Aussehen und Charakter und Verhalten und so weiter vor. Soll Leistung bringen und und und... Und die anderen, die diesem Bild nicht entsprechen? Raus. Eindeutig. Denn wer Jammert oder sich zum Opfer macht, oder Schwäche zeigt, ist ja laut den Menschen im allgemeinen Konsens unsexy.
In einem Punkt hast Recht: Gefühle unterdrücken, der allgemeinen Harmonie wegen ist falsch, aber wenn dann gleiches Recht für alle! Alles andere ist m.E. eben falsch! Wenn dafür dann gesorgt wird, dass dann alle Männer stellvertretend dafür stehen was mal völlig verkehrt gelaufen ist, ist kein Feminismus, sondern Coping, pauschalisierend, verletzend und damit ungerechtfertigt. Siehe toxische Männlichkeit und was da alles passieren kann: Ursache und Auslöser...
Ich hab nämlich auch keinen Bock mehr, meine Gefühle zu verbergen und für jemand anderem hinterm Berg zu halten, denn das tut mir auch nicht gut!
Grenzen einhalten gilt nicht nur für ein Geschlecht, sondern für alle!
Was ich anderswo zu hören bekommen habe, dass da eben auch die anständigen Kerle als Kollateralschaden betrachtet werden, hatte mir dem Fass den Boden ausgeschlagen.
Wenns gerechtfertigt ist, sich zu wehren, okay. Aber die Verhältnismäßigkeit zu vergessen und dann unfair zu werden, ist kacke.
Und ehrlich: Bitte bloß keine Vorwürfe jetzt mehr wegen Whataboutismus. Denn ich weiß genau, was dieser Ausdruck eigentlich bezwecken kann. Nämlich ein Gegenargument was unbequem ist, im Keim ersticken. (und damit selber Whataboutismus zu machen)
Bin da der Meinung dass es nicht nur wichtig ist, nur die Männer und Jungen zu sensibilisieren, sondern dass man mal gegenseitig sensibilisiert. Wer setzt denn so Gewalttäterinnen (ob emotional, psychisch oder physisch) denn Grenzen?
Ganz gewiss sind Männer nicht die tumben Elefanten im Porzellanladen, als wir gern mal hingestellt werden, sondern wir sind ebenfalls Menschen mit eigener Persönlichkeit, Grenzen und Gefühlen!
Ich mag auch keine Pauschalurteile von Seiten Frauen oder deren Vorurteile. Oder von solchen meine Grenzen mit Füßen getreten zu bekommen. Sondern lieber Augenhöhe und Respekt!
Wir haben nämlich auch Rechte - zwar dieselben.
Als Junge/Mann hast da in der Gesellschaft weniger Hilfe. Da wirste nämlich als Opfer einer Frau erst recht nicht ernst genommen... Such mal nach Anlaufstellen... Der Bedarf ist da, aber Angebot kaum.
Man kann seine Sicht sagen - hast du gemacht - und jetzt sag ich eben auch mal meine.