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Zukunftsängste

*****one Frau
13.323 Beiträge
Themenersteller 
Zukunftsängste
liebe zarten,
die momentane gesellschaftliche schieflage berührt jeden von uns- direkt oder indirekt.
wie empfindet ihr das, was bewegt euch und was könnte sich in diesem eigentlich tollen land tun?
nicht das, was die politik vermeintlich kann- das, was jeder tun kann.
bitte keine parolen, einfach eine meinung.

nachdenklich
Beate
*******a76 Frau
100 Beiträge
was können wir tun?
liebe beate, da sprichst du aber ein sehr großes thema an. ich glaube, wenn ich da ausholte, es würde hier den rahmen sprengen. aber ob das,w as ich dann zu sagen/ schreiben hätte, auch eine allgemeine relevanz hätte, weiß ich ehrlich gesagt, kaum zu sagen.

was mich mit am meisten bewegt, ist eigentlich eine auf vielen gebieten zunehmende unsicherheit. anch und nach durchdringt diese unsicherheit immer mehr bereiche. gott sei dank kamen nicht alle unsicherheiten auf einmal. und so bin ich auf dem ein oder anderen gebiet tatsächlich schon so weit, daß ich gelernt habe, damit umzugehen oder neue strategien gefunden habe oder aber einfach stärker geworden bin, die unsicherheit auszuhalten.

wenn ich aber einmal zurückblicke, 20 jahre zurück, auf die zeit um die "wende". oder noch einmal 5-10 jahre davor, in meine kindheit und jugend. so komme ich oft aus dem staunen nicht heraus, was sich seit dem alles verändert hat. allein all die computerisierung und technisierung, die ja noch gar nicht abgeschlossen ist, deren entwicklung noch gar nicht wirklich abzusehen ist.

aber du meintest wahrscheinlich gar nicht, daß man so weit zurückgreifen sollte, sondern vielmehr die aktuelle lage. was genau du meinst, weiß ich jetzt zwar nicht. aber das hast du vermutlich auch bewußt offen gelassen?

ich gehöre zu denjenigen, deren berufliche entwicklung schon seit jahren von unsicherheit bedroht ist, existenzängste mit eingeschlossen. im sozialbereich ist so viel gekürzt worden hier in berlin wenigstens. und ich habe es nach dem studium nicht rechtzeitig geschafft, in eine feste arbeitsstelle zu schlüpfen. so daß ich seit vielen jahren von einem mehr oder weniger miesen job zum nächsten hüpfe(n) muß. ohne daß aussicht auf besserung ist.
das hat mich lange zeit wirklich in krisen gebracht. und die auswirkungen auf alle möglichen bereiche meines lebens sind gravierend.

aber seit einiger zeit merke ich doch deutlich, daß ich beginne, damit anders umzugehen. ich will nicht sagen, daß ich schon den perfekten weg gefunden habe. aber ich merke, daß ich immer selbstbewußter damit umzugehen beginne. auch sage, daß ich darüber wütend bin, so um meine zukunft betrogen zu sein, für die ich in der shcule, im studieum und überhaupt so hart gearbeitet habe. und ich habe längst schon vor 2-3 jahren begonnen, mich auf meine eigenen füße zu stellen. nicht mehr auf die erlösung von außen zu hoffen. ich bin jetzt selbstständig, zwar immer noch prekär selbstständig. aber alles, was ich erreiche, das erreiche ich aus eigener kraft. ich verlasse mich auf niemanden mehr, schon gar nicht auf irgendwelche behörden, die doch keine antwort haben auf diese neuen herausforderungen.

was sich tun sollte in diesem lande? ja, das kann ich auch nicht sagen. noch ist es nicht so, daß man überhaupt schon genau erkennen könnte, wohin der hase überahupt laufen wird. es gibt vielerlei tendenzen, von denen noch nicht klar ist, welche sich durchsetzen wird. klar ist lediglich, daß wir in einem gewaltigen umbruchsprozeß leben. was bestehen bleibt und was sich wie ändern wird, das kann jetzt (so glaube ich) noch neimand wirklich sagen. vielleicht allenfalls ahnen.

was jede/r tun kann, daß ist das, was man/frau halt immer tun sollte im,leben: sein bestes tun, um die dinge zu meistern, nicht nur allein für einen selbst wenn möglich, sonderna uch das allgemeinwohl im auge behaltend. wenn das jede/r hierzulande beherzigt - ich glaube, dann ist schon viel erreicht.
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Ich empfinde das sehr direkt, denn mich hat die Wirtschaftskrise (und die Tatsache, dass ich ahnungslos genug war, kurz zuvor schwanger zu werden, aber das ist nur MEINE Auslegung) meinen sehr geschätzten Job gekostet.

Ich knabbere hart daran und schaue zurzeit wenig optimistisch in die Zukunft.
******ss4 Frau
1.300 Beiträge
So lange man ein Dach über den Kopf hat, zu essen hat, und einigermaße gesund ist, und auch bereit ist auch kleine Jobs anzunehmen - und immer ein wenig was für die Zukunft tun - mache ich mich keine Sorgen.
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Wenn man DAS alles hat, sehe ich allerdings auch keinen Grund für Sorgen.
Hmmm... ich fürchte, meine Meinung klingt wie eine Parole.. *roll* Ich halte es mit Krishnamurti:
Wir können die Gesellschaft nicht verändern, nur das Individuum kann sich verändern.

Jahrelang habe ich mich in Eine-Welt-Läden rumgetrieben, bin für Greenpeace und die Friedensbewegung auf die Strasse gegangen, aber dieser Windmühlenkrieg hat mich mürbe und müde gemacht.

Natürlich halte ich mich heute immer noch auf dem Laufenden, über die Globalisierung z.B., der ich sehr kritisch gegenüber stehe. Aber ich kämpfe nicht mehr aktiv, weil es mich zu sehr runterzieht und letztlich nur wütend macht. Der Kampf bzw. der Einsatz für "die Welt" hat mir mehr geschadet, als mich motiviert und dann stimmt etwas nicht.

Ich habe auf meinem langen, spirituellen Weg dann immer mehr Schritte weiter zurück zu mir gemacht. Mein Verhalten zu reflektieren, mich zu verändern, das zu leben, was mir wichtig ist und so in meinem direkten Umfeld zu wirken (und vielleicht auch etwas zu bewirken?), das ist alles, was ich tun kann.

Dieses Denken versuche ich auch an meinen Sohn weiterzugeben. Eine Gesellschaft verändert sich immer nur in langsamen Schritten und macht dann einen etwas größeren Sprung, sobald eine "kritische" Masse an Menschen sich selbst verändert hat.
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Und wie sieht das für Dich in der Praxis aus, @**e?
Was meinst du mit Praxis?

Ob ich Müll trenne, Strom spare, Kiga und Schule sehr sorgfältig aussuche oder was meinst du konkret mit deiner Rückfrage?
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Hm... ja, zum Beispiel...

Du sagst, und ich kann Deine Resignation da durchaus nachfühlen, dass man "das große Ganze" eh als Einzelner kaum beeinflussen kann. Aber man kann innerhalb seiner Möglichkeiten etwas bewirken.

Und ich wüsste eben gern genauer, was man als Einzelner bewirken kann und was genau es ist, was Du Deinem Sohn vermittelst. Denn die Aussage "Du kannst als Einzelner in Deinem Umfeld etwas tun" ist ja eigentlich erst einmal nur eine Hülse, die es mit Aktion zu füllen gilt.

Ich habe durchaus ähnliche Gedanken wie Du, aber ich habe diese Idee, als Einzelner kleine Dinge tun zu können, auch schon oft als hoffnungslos idealistisch empfunden und neige wohl noch mehr zur Resignation als Du.

Ich frage mich oft WAS genau ich vorleben und was weitergeben kann, was tatsächlich sinnvoll ist...
******ss4 Frau
1.300 Beiträge
In English gibt es einen Spruch: Charity begins at home.

Es macht immer Sinn erst für sich zu sorgen, und dann für andere.
Fremde zu übernehmen, da viele viel mehr tun können als was sie sich zutrauen, oder, andersherum, sie meinen sie seien "zu gut" oder "gebildet" um genau dasselbe zu tun. Für sich selbst sorgen.

Erst dann, wenn das eigene Haus in Ordnung ist, macht es überhaupt Sinn für andere grossartig was zu tun.

Das hört sich sehr hart an, aber die Erfahrung zeigt mir immer wieder, dass das eine gute Einstellung ist.
******ss4 Frau
1.300 Beiträge
...oops, da fehlte eien Satz...
In English gibt es einen Spruch: Charity begins at home.

Es macht immer Sinn erst für sich zu sorgen, und dann für andere.
Ich halte es nicht für gut, Verantwortung für Fremde zu übernehmen, da viele viel mehr tun können als was sie sich zutrauen, oder, andersherum, sie meinen sie seien "zu gut" oder "gebildet" um genau dasselbe zu tun. Für sich selbst sorgen.

Erst dann, wenn das eigene Haus in Ordnung ist, macht es überhaupt Sinn für andere grossartig was zu tun.

Das hört sich sehr hart an, aber die Erfahrung zeigt mir immer wieder, dass das eine gute Einstellung ist.
Ja, ich kann nicht für die Welt kämpfen, wenn ich mit mir selbst nicht klar komme.

@*******aum:
Ich frage mich oft WAS genau ich vorleben und was weitergeben kann, was tatsächlich sinnvoll ist...
DAS ist doch schon ein wichtiger Schritt. Ich überlege das auch ständig und es wandelt sich.

Werte sind individuell. Wenn ich dir meine aufzähle, hilft dir das nicht weiter. Aber wichtig war und ist mir, meinem Sohn beizubringen, dass man kein Opfer ist, sondern immer nach Möglichkeiten und Lösungen suchen muss.

Er hat schon mitbekommen, dass ich mehrfach in Betreuungs- und Schulangelegenheiten für ihn und auch mich eingetreten bin, bisher sogar erfolgreich. Das wird nicht immer der Fall sein, aber ich muss es doch wenigstens versuchen, oder? Viele Eltern sind passiv, lassen sich alles gefallen und ich frage mich oft, haben die noch Ideale oder jemals welche gehabt?

Ich glaube, du bist da auf dem richtigen Weg, weil du dich hinterfragst. Das ist der erste und notwendigste Schritt zur Veränderung. Ohne Reflektion ist Veränderung nicht möglich. Wenn du die Dinge, die dir wichtig sind, selbst lebst und weitergibst, und dich nicht unbedingt von der Mode, dem Mainstream oder den Nachbarn beirren lässt (und manchmal auch nicht von deinem Kind *lol*), dann ist es für dich richtig.

Vielleicht schaffe ich es, ein paar Beispiele zusammenzuschreiben, die schicke ich dir dann per CM... *smile*
*******a76 Frau
100 Beiträge
hallo dieeineeinzige
als ich zuerst deinen spruch von krshnamurti gelesen habe, hat sich ganz viel wiederspruch in mir geregt. esist ein sehr resignativer satz, so für sich gesehen (wie auch im übrigen krishnamurti eine, wie ich finde, zur resignation neigende philosophie vertritt. ich durfte erst kürzlich wieder lang und breit mit einem jungen menschen diskutieren, der krishnamurti als seinen guru sieht und leider völlig verpeilt ist.)
aber als ich dann gelesen habe, was du danahc geschriben hast, konnte ich dir zunehmend eigentlich nur zustimmen. ich sehe das im grunde genauso. zuerst muß man für sich selbst sorgen. erst wenn dies getan ist, das eigene leben im gleichgewicht, ist man überhaupt in der lage, sich um andere und anderes zu kümmern. wie kann jmand schon helfen, der selbst nicht mehr die kraft hat, sich aus mangel an existenzsichernder arbeit z.b. selbst ausreichend zu versorgen, wie kann ein solcher mensch sich um andere kümmern? er hat ja nicht einmal genügend kraft für sich selbst, geschweige denn auch noch für andere.
das darf allerdings nicht dazu führen, daß er sich NUR um sich selbst dreht. gemeinschaft ist wichtig, auch in zeiten der not. oder gerade dann.

und ich sehe es auch so, daß jede/r sich in seinem umfeld zunächst einmal für das einsetzen sollte, was machbar ist. nicht gleich sagt, das geht nicht, das kann ich nicht etc. ich war gerade heute in meiner alten heimat, wo es einen massiven sozialen abrutsch gegben hat in den letzten 10-15 jahren. dort traf ich eine sozialarbeiterin, die sich lang und breit bei mir beschwerte, wie schlecht sie bezahlt wird, wie schlecht ihre arbeitsbedingungen sind und wie schwer ihre verantwortung. und daß sie daran ja nichts ändern kann,s ie sei ja froh, daß sie überhaupt noch arbeit hat. ich habe ihr einfach geantwortet, daß sie vermutlich noch schlechtere arbeitsbedingungen bekommt und noch schlechter bezahlt werden wird, eben weil sie es sich gefallen läßt, weil sie es hinnimmt. sie sorgt nicht für sich selbst. sie hat mich ganz groß angeschaut und gesagt, wir können doch nichts tun (die da oben, meinte sie). und ich sagte ihr, daß sie so lange nichts tun kann, wie ihre einstellung diejenige ist, daß sie nichts tun kann. erst wenn sie restlos die nase voll hat von ihren arbeitsbedingungen und den mund aufmacht. erst dann wird etwas passieren. auf mittlere sicht wenigstens. ich z.b. lasse mir bereits seit einigen jahren solche arbeitsbedingungen nicht mehr gefallen. notfalls arbeite ich eine zeitlang gar nicht. solange bis ich etwas passendes für mich gefunden habe. aber ih habe die erfahrung gemacht, seit dem ich für mich die entschedung getroffen habe, mir nicht mehr alles auf dem arbeitsmarkt bieten zu lassen, seit dem ist es zwar immer noch sehr schwierig. aber zumindest ist es aus dem grunde erträglicher, weil ich nicht mehr unter so miesen arbeitsbedingungen leide, sondern selbst dafür sorge, daß ich wenigstens an der arbeit spaß habe nd das, was ich letztendlich mache, auch wirklich vor mir und anderen vertreten kann. das bringt mir trotz aller schwierigkeiten eine gewisse befriedigung, die sonst gefehlt hat.
Den eigenen Weg gehen...
@*******a76

Ich finde es mutig und es zeugt in meinen Augen von innerer Stärke lieber zeitweise ohne einen Job zu leben, als Dich zu verbiegen. So etwas mag ich. Nicht mit dem Strom schwimmen, nicht resignieren aber auch nicht zu sehr kämpfen.

Ich kann das gut nachvollziehen, denn ich habe jahrelang meine Arbeitstellen gewechselt, nicht weil man mich dort nicht hätte haben wollen, sondern weil mich jedes Unternehmen wieder davon überzeugt hat, dass meine Zeit zu kostbar ist um sie dort zu opfern. Ich wollte kein Teil eines Getriebes sein, welches seinen Kunden nicht das versprochene Glück bringt, sondern ihn letzendlich nur ausnutzen will.

Das, meine Unzufriedenheit mit der Art in der Mitarbeiter behandelt werden, und die Suche nach Sinnhaftigkeit in meinem Leben, der Wille etwas zu verändern hat mich vor vielen Jahren an einen Punkt gebracht, wo es für mich nur noch zwei Wege gab.

Den politischen (eher in der Art der Betriebsratsebene als auf dem großen Parkett) oder der selbstständige. Nachdem ich gesehen habe, wie die Menschen aussehen, die jahrelang in Betriebsräten kämpfen habe ich mich entschieden mich nicht derart opfern zu wollen und den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt.

Auf diesem Wege habe ich tatsächlich in meinem kleinen bescheidenen Rahmen etwas verändern können. Aber auch da ist es so, sobald Du zu groß wirst, sobald Du zu viel veränderst, sobald die ganz Großen auf Dich aufmerksam werden, musst Du wieder entscheiden - "Kampf gegen das System" oder Rückzug.

Ich habe mich inzwischen entschieden nicht zu kämpfen. In meinem speziellen Fall habe ich wohl etwas zu mutig agiert und hatte plötzlich mit Anwälten zu tun...darauf habe ich einfach keine Lust, ich bin kein Märtyrer.

Um noch einmal den Bogen zum ursprünglichen Thema zu schlagen "Zukunftsängste"...ich persönlich habe keine Zukunftsängste mehr. Früher war ich ein regelrechter "Weltuntergangsprophet", aber inzwischen bin ich überzeugt, es geht immer weiter und alles hat seinen Sinn.

Ich gehe stark davon aus, dass wir an einer Schwelle der größten Veränderungen der Menschheit stehen, und ob diese so gut sind, wage ich zu bezweifeln. Stichworte: Schere zwischen arm und reich, Wasserversorgung der nächsten Jahrzehnte/Jahrhunderte, Klimawandel, Technisierung, Möglichkeiten der Überwachung, globale Konflikte, Gentechnologie, um nur einige wenige zu nennen.

Ich sehe viele Szenarien, die sehr negative Auswirkungen für einen Großteil der Weltbevölkerung haben könnten und traue es den Menschen nicht unbedingt Ihre Habgier und Machtgelüste den Notwenidigkeiten unter zu ordnen. Vielleicht schaffen wir es, vielleicht auch nicht.

Ich für meinen Teil baue mir meine Unabhängigkeit auf und beobachte dies auch im Freundeskreis. Jeder tut dies auf seine Weise, ich tue es auf meine Weise.

Durch mein Handeln und eine tiefe spirituelle Überzeugung, habe ich seit einigen Jahren jegliche Angst vor der Zukunft verloren und hoffe, dass sich die Umstände nicht derart schnell und heftig verändern, dass ich wieder in einen Zustand von Angst komme.

Ich wünsche jedem dass er es schafft sich seine eigene Form von Sicherheit zu erschaffen, die es ihm ermöglicht angstfrei und hoffnungsvoll in die Zukunft zu schauen.

Mit herzlichen Grüßen
Dennis
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
@****is:

Ich finde Deine Einsichten und Entscheidungen nachvollziehbar und trotzdem erstaunlich.

Mich hat der Verlust meines Arbeitsplatzes massiv persönlich getroffen. Und das trotz der Bitte meines Vorgesetzten bei Überbringung der "bösen Nachricht", das nicht persönlich zu nehmen.

Wie kann man so etwas NICHT persönlich nehmen?

Ich war jahrelang das Lieblingskind der Chefetage, habe mich für die Firma mit Überzeugung krumm gelegt, mich von der Pieke hochgedient, immer signalisiert, dass ich Willen und Interesse habe. Wie gesagt, nicht nur aus Angst vor Jobverlust, sondern weil ich die Firma wirklich mochte. Ich wurde zu Schlüsselprojekten hinzu gezogen, ich habe Sondergratifikationen abgesahnt, ich wurde gefördert...

Und dann habe ich es gewagt, a) schwanger zu werden und b) eine Problemschwangerschaft zu haben, die mich viel früher ans Haus und sogar ans Bett gefesselt hat als es geplant war.

Glaubst Du, jemand aus der Firma hat sich mal erkundigt, wie es mir geht?

Nein. Statt dessen wurde mir auf Nachfrage vorsichtig untergeschoben, dass ich "wegen der schlechten Wirtschaftslage" eigentlich gar nicht wiederkommen brauche nach der Elternzeit.

Ich habe meine Kraft und mein Herz an diese Firma gegeben und das Arschloch erzählt mir, ich soll das nicht persönlich nehmen.

Doch. Tu ich. Verdammt persönlich sogar.

Ich habe mir geschworen, mir nie wieder für andere Leute den Arsch aufzureißen. Nie. Es wird einem nie gedankt.

Ich werde, wenn mein Sohn alt genug für den Kindergarten ist, auch an meiner Selbstständigkeit arbeiten. Ich muss sehen, ob sich das in meinem Metier rentiert.

Leider, lieber Dennis, habe ich nicht Deine spirituellen Überzeugungen und es gibt wenig, das mich trösten kann, auch etliche Monate nach der schlechten Nachricht.

Mein Ziel ist aber eine ähnlich Einstellung wie Du sie hast. Frei von Angst, von der ich im Moment noch viel zu viel spüre.
@ SinasTraum
Liebe Sina,

ich bin mir sicher, wenn man mich so "herauskomplimentiert" hätte, würde es mir genauso gehen wie Dir. Was nützt es wenn Dir jemand sagt, Du sollest es nicht persönlich nehmen. Gar nichts - leere Worthülsen. Erst recht wenn sich danach niemand mehr bei Dir meldet, wenigstens mal fragt, wie es Dir geht.

Das ist genau das, was mich so ankotzt und weswegen ich den Spieß bei meinem letzten Arbeitgeber (ein Großkonzern) umgedreht habe...das "Zugpferd der Abteilung" geht von einem Tag auf den anderen.

Die Vorgesetzten bis zur dritten Ebene über mir haben versucht mich zu überzeugen, dass ich doch bleiben soll. Mein direkter Vorgesetzter hat geschaut als ob er die Welt nicht mehr versteht.

Wenn es jedoch umgekehrt ist so wie bei Dir, dann kann ich mir gut vorstellen, dass das längerfristig nahe geht. Erst recht, wenn du vielleicht sogar gedacht hast es gäbe auch eine menschliche Ebene.

Ich denke ein Weg um da rauszukommen ist, Dir darüber klar zu werden, dass es tatsächlich nichts persönliches war. Es zählen nur Zahlen und Leistung. Dahinter steckt natürlich die Erkenntnis, dass es auch vorher nie um Dich als Mensch ging - so ist das leider, alles nur gespielt. Teamgeist? Fehlanzeige...

Hauptsache es lässt sich das letzte Geld aus Dir herausquetschen. Bei mir hat es das erste Mal klick gemacht, als ich Zugang zu Informationen bekam, wieviel Geld meine Firma mit jedem einzelnen Mitarbeiter in meinem Bereich machte...bis dahin dachte ich ich hätte ein nettes Gehalt. Wenn Du dann aber siehst, dass das nicht mal 10% dessen sind, was die Firma an Dir verdient nützt es Dir auch nichts mehr, wenn das mehr ist als andere Angestellte bekommen.

Versuch Deine Erfahrungen tatsächlich nicht persönlich zu nehmen, mit jedem anderen hätten Sie es genauso gemacht. Ich finde den Ansatz, in die Selbstständigkeit zu gehen, sehr gut. Ich habe in den letzten Jahren so viele Menschen beobachten und teilweise begleiten können auf diesem Weg - und alle sind glücklicher als im "Sklavendienst" eines Konzerns.

Selbstständigkeit hat andere Seiten, da ist auch nicht alles Gold was glänzt. Finanzielle Sorgen, bis hin zu Existanzängsten können in den ersten Jahren dazu gehören. Angriffe von der Konkurrenz, bis hin zu dem Versuch Dich aus dem Weg zu räumen...kommt sehr darauf an in welchem Bereich Du Dich selbstständig machst.

Magst Du sagen, in welche Richtung das bei Dir gehen würde?

Ich wünsche Dir auf jeden Fall, dass Du Deinen Weg findest erstmal die Erfahrung als Erfahrung zu sehen und nicht mehr als Verletzung. Und wenn Dir das gelungen ist wünsche ich Dir die nächste "Tür" zu Deinem beruflichen Glück zu finden.

Vorerst hast Du ja aber auch eine andere Aufgabe und ich denke ein Kind in die Welt zu führen ist eine der wertvollsten und umfangreichsten Aufgaben, die zu sehr viel Zufriedenheit führen kann.

Alles Liebe
Dennis
*******a76 Frau
100 Beiträge
liebe sina
Ich habe mir geschworen, mir nie wieder für andere Leute den Arsch aufzureißen. Nie. Es wird einem nie gedankt.

so nachvollziehbar ich das in deiner lage finde, was du beschreibst. aber ich bitte dich, dir noch einmal zu überlegen, ob di diese EINE erafhrung wirklich verallgemeinern wirst. solch eine verallgemeinerung führt im allgemeinen in die verbitterung und in den menschenhaß. früher oder später. warum? weil du mit dieser einstellung die grundbedingung der sich selbst erfüllenden prophezeihung erfüllst. die einstellung, so rigoros, wir d dir erfahrungen bringen, die genau das wieder bestätigen werden, was du ind er vorannahme bereits vorweg nimmst. (im normalfall jedenfalls)

darum verarbeite diese erfahrung erst mal. das ist hart und dauert eine zeit. aber irgendwann laß los und nimms leben wieder leichter.

im übrigen, ich glaube, dein chef hat sogar recht. du solltest es tatsächlich nicht persönlich nehmen. denn dies,w as du da erlebt hast, ist für dieses system symptomatisch. es ist ihm inhärent, wie man so schön sagt. es ist hart, das zu erleben. und ich selbst habe mich da auch rausgezogen. ich würde mir nie für eine firma den arsch aufreißen. weil ich weiß, für eine firma, bin ich nur austauschbar, ein mittel zum zweck, nur eine arbeitsmaschine, wenn man es mal genau nimmt. und wie du siehst, sobald du nicht mehr nutzbar bist, wegen deiner risikoschwangerschaft usw. bist du für die firma nichts mehr wert. sie haben kein interesse an deiner persönlichkeit. nur an deiner arbeitskraft und an dem nutzen aus ihr. das ist der kern, denke ich. selbst wenn das im wahren leben, vor allem in kleinen firmen, manchmal noch anders ist. wo man sich kennt und mehr zusammenhält. aber sonst? gerade in krisenzeiten werden wohl eher noch mehr mitarbeiter "abgestoßen", die nicht mehr ausnutzbar sind. aber das hat mit der person, mit dem wert dieser person absolut nicht das geringste zu tun. aber es wirkt auf die person, kränkt das selbstwertgefühl, macht im schlimmsten falle depressionen und womöglich wird jemand dadurch selbstmordgefährdet, weil er den halt und den boden unter den füßen verliert. der grund dafür? der mensch hat seinen wert an der arbeit festgemacht. nicht an sich selbst.

du solltest gut auf dich achten, sina. und nicht sauer sein auf andere. das lohnt sich nicht. den ärger verspürst du dann nur bei dir selbst, und er greift DEINE gesundheit an, wenn du den ärger zu sehr an dich ranläßt. also paß besser gut auf dich auf, sei gut zu dir!
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
du solltest gut auf dich achten, sina. und nicht sauer sein auf andere. das lohnt sich nicht. den ärger verspürst du dann nur bei dir selbst, und er greift DEINE gesundheit an, wenn du den ärger zu sehr an dich ranläßt. also paß besser gut auf dich auf, sei gut zu dir!


Wie wahr, Carlotta... wie auch der Rest Deines Postings...

Danke. *blume*
********sure Paar
347 Beiträge
weiterer Aspekt
Liebe Gruppe,

ein bewegendes Thema! Ich teile die Ansichten, die ich hier gelesen habe, weitgehend. Vor allem der Mut von Aussteiger78 beeindruckt mich.

Dennoch möchte ich einen weiteren Blickwinkel einbringen. Auch Unternehmer haben Ängste.

Ich habe nie in einem Konzern gearbeitet, aber Konzerne sind teilweise meine Auftraggeber. Die Erfahrungen die ich da mache sind teilweise krass. Die Lieferanten werden Anfangs mit großen Aufträgen geködert und viele geraten so in eine Abhängigkeit. Dann werden die Preise gedrückt bis eine Schieflage eintritt. Die systemrelevanten Kleinen dann einfach geschluckt und die Anderen gehen in die Insolvenz. Großes Thema, dem ich vielleicht mal ein Buch widme.

Schlimm finde ich, dass die immer weniger werdenden Mittelständler mit den Konzernen und Konzernmanagern in einen Pott geschmissen werden. Dies macht es einem engagierten Unternehmer, der alles in seine Visionen investiert hat immer schwieriger das Vertrauen seiner Mitarbeiter zu erhalten. Zumal aufgrund des oben beschriebenen Drucks der finanzielle Handlungsspielraum immer mehr sinkt. Ich denke, wenn die vorhandenen Überkapazitäten, die im Mittelstand derzeit noch mit Kurzarbeit und mit den letzten verbleibenden Rückstellungen in Unternehmen vorgehalten werden, abgebaut sind, wird das mittelständische Unternehmertum weitgehend verschwunden sein. Für einen gescheiterten Gesellschafter, der für eine Idee mit Bankmillionen ins Risiko ging und damit auch für Arbeitsplätze sorgte, gibt es kein soziales Netz. Ich arbeite an mir, dass mich solche Schicksale nicht verbittern.

Lange habe ich daran geglaubt, dass viele das erkennen und der Mittelstand, ob Arbeitnehmer oder Unternehmer, zusammen rücken wird. Doch das Misstrauen auf beiden Seiten ist zu groß und das spielt den Konzernen in die Hände.

Angst ist ein schlechter Ratgeber, aber sie hilft den Mächtigen uns zu kontrollieren. Genauso wie das wecken unserer Konsumlust auf den ganzen teuren unnötigen Müll, den uns die Werbung als Lückenfüller für unsere Leere anbietet. Auf der anderen Seite ist eine Welt in der es nur noch "Einzelkämpfer" gibt schwer vorstellbar.

Vieles ist im Wandel und am Ende wird die Menschheit lernen, dass das Urvertrauen in die Natur und in die Naturgesetze das einzig Stetige ist. Die Natur ist ein Kreislauf und hat daher unendlich viel Zeit und wir sind ein Teil davon. Manchmal, meistens wenn mich Krankheit aus der Hetze herausreißt spüre ich die Herzenswärme, die damit verbunden ist.

Zerrissene Grüße - zwischen Angst und Frieden -

soul
*****one Frau
13.323 Beiträge
Themenersteller 
@all
ich bin begeistert von den beiträgen, sie spiegeln genau das, was mich auch bewegt.
es ist ein schöner bogen, individuelle wahrnehmungen und vor allem: ersthaft!
ich danke euch.
@********sure: vor allem dein/ euer beitrag begeistert mich.
das ist das thema, das mich und mein soziales umfeld gerde am meisten bewegt.
visionäre ideen, verkannt, versteuert...


ich sage, obwohl ich mich vielleicht zu weit aus dem fenster lehne:
schade um das, was unser bestes sein könnte- die ideen.

nachdenklich
Beate
Erlaubt mir bitte...
... ein kleines Zitat aus dem Eingangsposting:
...nicht das, was die politik vermeintlich kann- das, was jeder tun kann.

Ich sehe die Schieflage genau so wie alle anderen hier auch, und sie ist für jeden Einzelnen immer bedrohlicher, weil unausweichlich. Man ist dieser Schieflage ausgesetzt, egal in welcher Position man sich befindet. Die derzeitige Frage lautet also nur, wie lange es dauert, bis sie bei jedem angekommen ist und sich die Auswirkungen bemerkbar machen.

Wir haben, um aktiv gegen diese Schieflage anzugehen, "einfach" einen Verein gegründet, der sich mit Kinderbetreuung auseinder setzt. Dazu haben wir ein komplett neues Modell entwickelt, ein neues Entgeltmodell umgesetzt und bieten somit Eltern die Möglichkeit, bei uns Ihre Kinder im Alter von 0 (!!) bis 14 Jahren betreuen zu lassen. Das besondere ist, dass nicht wie in einem Kindergarten zB üblich, ein sogenannte Blockbuchung notwendig ist, sondern die Eltern sagen uns, wann Sie Betreuung brauchen. Und unsere Aufgabe ist es nun, diese Betreuung sicher zu stellen. Das Neue ist nun, dass die Eltern nur das bezahlen, was Sie in Anspruch nehmen!
2stellige Zuwachszahlen geben uns recht, unser Dorf wirbt inzwischen bei Grundstücksverkäufen mit unserem Modell, wir werden in andere Kommunen eingeladen um das Modell vorzustellen...

DAS ist unser Beitrag, die entstandene Schieflage in einem ganz kleinen Bereich zu mildern, indem wir Eltern die Möglichkeit geben, dass beide Teile arbeiten gehen, ohne dass dabei das verdiente Geld durch die Kinderbetreuung wieder aufgefressen wird.

Wer mehr dazu wissen möchte,kann uns gerne per CM anschreiben.

*kindergarten* Grüße von Stefan
********sure Paar
347 Beiträge
etwas tun überschreibt die Angst
es ist schön von der Initiative von euch, Danswingers, zu lesen. Eine Freundin von uns macht das auch, mit ähnlichem Erfolg.

Hier spricht der Verbraucher. Und der Verbraucher ist der wirklich mächtige. Wir entscheiden in diesem Fall wo wir unsere Kinder hinbringen.

In anderen Fällen können wir genauso entscheiden. Kaufen wir die Lebensmittel vom Hofladen und Produkte von einem Bio-Label wie z.B. Demeter oder kaufen wir Stopfmittel die industriell lieblos gezogen, dann durch die ganze Welt gekarrt werden und uns mit negativer Energie verseuchen. Nebenbei zerstören wir so die eigene Lebensgrundlage - unsere wenigen verbliebenen unabhängigen Landwirte.

Wir entscheiden täglich mit unseren Kaufentscheidungen, ob sich Kapital weiterhin konzentriert und wenige noch mehr Macht über uns ausüben können oder ob wir mit unseren notwendigen Ausgaben heimische Betriebe stärken. Es ist schon merkwürdig wie viele mit einem Auto fernöstlichen Fabrikats zur Demo für den Erhalt deutscher Arbeitsplätze z.B. bei Holzmann oder bei Opel anreisen.

Bei unseren Kaufentscheidungen ist weniger und das bewusste mehr.

Wir hoffen, dass wir damit jetzt nicht allzu off-Topic sind, doch dieser Denkanstoß ist uns ein Anliegen.

Grüße
soultreasure
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
@*******gers:

Was Ihr tut finde ich phantastisch!

Nicht über Mängel jammern, sondern sie in Eigeninitiative bereinigen.

Nicht in Erwartungshaltung erstarren, sondern selbst Abhilfe schaffen.

Das finde ich gut.

GERADE was das Thema Kinderbetreuung betrifft.

Ich selbst habe schon oft überlegt, eine Art Eltern-Netzwerk zu gründen, um mich dieses Themas anzunehmen UND zu entledigen. Ich habe nämlich auch nicht viel Chancen auf einen angemessenen Betreuungsplatz für meinen Sohn.

Ich finde Eure Initiative *top*
*******a76 Frau
100 Beiträge
@soultreasure
In anderen Fällen können wir genauso entscheiden. Kaufen wir die Lebensmittel vom Hofladen und Produkte von einem Bio-Label wie z.B. Demeter oder kaufen wir Stopfmittel die industriell lieblos gezogen, dann durch die ganze Welt gekarrt werden und uns mit negativer Energie verseuchen. Nebenbei zerstören wir so die eigene Lebensgrundlage - unsere wenigen verbliebenen unabhängigen Landwirte.

dazu muß ich etwas ergänzen/ erwidern.

so sehr ich euere einstellung teile, so muß ich euch doch etwas widersprechen.

meine einstellung entspricht, was das essen angeht und die herstellung desselben und die negative energie und das alles, in etwa der eueren. leider kann ich mir das aber nicht leisten. es ist eine tägliche zerreißprobe für mich, diesen zwiespalt auszuhalten.

die krise, die seit gut einem jahr die öffentlichkeit erreicht hat bzw. die entwicklungen, die dazu geführt haben, daß sie sich als eine solche krise im finanzbereich fokussiert entladen hat, hat mich bereits vor ca. 10 jahren erreicht. ich habe mal im sozialbereich gearbeitet, als sozialarbeiterin. und mich hat der sozialabbau schons ehr früh volle kanne erwischt. in der form, daß arbeitsplätze, noch kurz vor beendigung meines diploms vollzeitarbeitsplätze und tariflich bezahlt und abgesichert, auf einmal flexibilisiert wurden. auf einmal war das nur noch abm und mit der hälfte bezahlt und nur noch für kurze fristen (erst 1 jahr, später dann nur noch jeweils ein halbes jahr), später als ein-euro-job sogar (wie gesagt: die gleiche arbeit, die vorher tariflich war) und auch sonst dereguliert, was die arbeitsorganisation angeht etc. das höchste der gefühle war ein auf 3 jahre befristeter arbeitsvertrag mit 20/25 stunden, unglaublich hohe leistungsanforderungen, zeitlich flexibel bis zum geht nicht mehr (abrufbar auch sams- und sonntags, auch bereitschaft zu abenddiensten etc.), zwar tariflich bezahlt, aber unetrste grenze. was soll man mit einer 20-stunden-stelle, bei der erwartet wird, daß man 30 und mehr stunden wird (das ist in dem bereich üblich). da kommt man am ende TROTZ der ganzen arbeit, auch des hohen engagements etc. nur auf einen lohn von knapp oberhalb sozialhilfe, was in etwa der soziallage der betreuten klienten entspricht. ich habe das eine zeitlang mitgemacht und dann 2006 entnervt aufgegeben, obwohl ich den beruf gerne weiter gemacht hätte. in der zwischenzeit habe ich mitbekommen, daß es bereits kurzlehrgänge gibt, vom job-center als qualifizierungsmaßnahme angeboten im rahmen von ein-euro-jobs, die den "abschluß" eines "sozialarbeiters" haben, oder etwas in dieser art. diese leute werden faktisch dort eingesetzt, zu ebenso miesen arbeitsbedingungen wie ich sie beschreiben habe, und betreuen dort andere arbeitslose. wobei sie selbst noch wegen des ein-euro-jobbes ebenfalls beim amt gemeldet sind.
ich sage nicht, daß dies überall so ist, aber so und ähnlich hat sich das sozialbetreuungssystem hier pervertiert. leute, die unter so miesen bedingungen sozialarbeit leisten sollen (und oft sogar wollen), können gar nicht wirklich helfen. denn sie sind selbst unterversorgt, in sozialer not und stetig am existenzminimum, inklusive aller existenzängste usw.

ich schreibe dies nur, in diesem bereich kenne ich mich etwas aus, weil unter solchen bedingungen es nicht möglich ist, sich bio-food zu lesiten. da ist man teilweise froh, wenn man in der lage ist, sich aus den discountern halbwegs gesund ernähren zu können. soweit ist es mittlerweile wirklich gekommen in dt. und das innerhalb nur sehr kurzer zeiträume.

unter normalen umständen würde ich genauso handeln wie ihr. als ich kurz nach dem diplom noch eine befristete stelle unter normalbedingungen hatte (vollzeit und vollbezahlt), da habe ich das auch getan.
es geht mittlerweile vielen so in diesem land. sich bio-food kaufen zu können, ist ein privileg (geworden). zwar wird es überall angepriesen, auch in den discountern (mal abgesehen von deren zweifelhaftem tatsächlichen bio-wert), aber wer kann sich das leisten?
ich will jetzt nicht, daß ihr deswegen ein schlechtes gewissen habt. ganz im gegenteil. wer es sich leisten kann, der soll das tun. um so besser. aber der weitaus größte teil ist doch nach wie vor gezwungen, sich minderwertige lebensmittel (alles so schön bunt verpackt hier!) kaufen zu müssen.

mir persönlich hängt das zum hals raus. und ich habe auch keine lust mehr, mich dem zu unterwerfen. daher habe ich seit 2006 begonnen, für mich alternativen zu finden. ich tu mich zwar noch etwas schwer damit, gebe ich ehrlich zu (viel lieber wäre es mir gewesen, ich hätte so eine prinzipiell abgesicherte berufslaufbahn genommen wie meine eltern zb.). aber so nach und nach drehe ich mir die dinge so hin, daß sie besser passen für mich und ich mich dem nicht unterwerfen muß.

neben dem, daß ich begonnen habe, beruflich selbständig zu agieren (auch wenn das ebenso anstrengend ist und genauso mit unsicherheiten verbunden wie früher, allerdings deutlich befriedigender), habe ich mir letztes jahr einen garten angeschafft. damit habe ich die möglichkeit, mich wenigstens über einige monate des jahres einigermaßen gesund zu ernähren. und ich habe es nicht bereut. auß0erdem ist gartenarbeit äußerst befriedigend. und man sieht am ende, daß man etwas geschafft hat. und das ist etwas, was ich in dieser dereulierten arbeitswelt in den letzten ajhren nicht mehr erlebt habe. so habe ich egsundheit und befriedigung auf unterschiedlichen ebenen zugleich.

ich sage jetzt nicht, daß das das gelbe vom ei ist. für jeden gibt es da ganz andere wege. aber das wichtige für mich ist, daß man selbst aktiv wird. ich glaube, hierin sind wir uns alle einig. darauf läuft es letztlich hinaus.

ich finde es auch toll, daß es solche initiativen gibt. egal wie die auch ausehen mögen, gemeinsam ist ihnen, selbständig eine lösung zu finden aus einem dilemma, was uns die neuen zeiten eingebracht haben. eigeninitiative ist es auch, die im großen und ganzen weiterbringen werden. davon bin ich überzeugt. früher oder später wird das der fall sein. vorerst aber sollte ejde/ zusehen, daß er bei sich und in seinem umfeld aktiv ist/ wird.

noch ein letztes sei mir erlaubt als anmerkung. als ich eueren beitrag gelesen habe, dachte ich, daß ihr letztlich eigentlich noch aus der genau gleichen lgik des systems handelt wie es das althergebrachte ist, welches jetzt beginnt zu kriseln. ihr habt es nur auf die öko/bio-ebene verlagert. ich kann es nicht exakt erklären, warum das so ist, dazu fehlen mir die konkreten wiwi-hintergrundkenntnisse. aber trotzdem hatte ich das gefühl, es ist eigentlioch nicht viel anders, nur auf die grüne ebene verlagert. mehr nicht.

ich hoffe, ihr nehmt mir diese bemerkung nicht übel, vor allem nicht persönlich oder als angriff. ich will nicht angreifen, nur aufmerksam machen. und zur diskussion/ zum nachdenken/ hinterfragen anregen. nicht mehr und nicht weniger.
********sure Paar
347 Beiträge
@carlotta76
Deine Ergänzungen können wir sehr gut nachvollziehen, umso wichtiger ist es aus unserer Sicht, dass jeder in dem Maß wie es individuell irgendwie geht, sich den Idealismus leistet. Ob im Mikro- oder im Makrobereich, es bewegt immer etwas - Ursache und Wirkung.

Zum System: Ich habe einen Hof Ende der 80er aufgegeben - nur ein Kleinbetrieb. Heute ist meine Schwester mit Ihrem 130 ha Hof dran und kämpft ums Überleben; und das mittelständische Industrieunternehmen das wir aufgebaut haben wird gerade in der Weise ausgeblutet wie ich es in meinem Ersten Beitrag dieses Freds beschrieben habe.

Zum Ursprungsthema Angst: Ja wir haben Angst, aber die Dinge sind wie sie sind und wir werden nie unser Herz und unser Urvertrauen in die Natur verlieren. Die nächste Tür wird sich öffnen.

Die Ursachen für die laufenden großen Veränderungsprozesse, vor denen wir Angst haben, sind gesetzt. Dieses Rad lässt sich nicht zurück drehen. Die Wirkung entfaltet sich jetzt. Lasst uns neue Ursachen setzen.

lg soultreasure
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