@soultreasure
In anderen Fällen können wir genauso entscheiden. Kaufen wir die Lebensmittel vom Hofladen und Produkte von einem Bio-Label wie z.B. Demeter oder kaufen wir Stopfmittel die industriell lieblos gezogen, dann durch die ganze Welt gekarrt werden und uns mit negativer Energie verseuchen. Nebenbei zerstören wir so die eigene Lebensgrundlage - unsere wenigen verbliebenen unabhängigen Landwirte.
dazu muß ich etwas ergänzen/ erwidern.
so sehr ich euere einstellung teile, so muß ich euch doch etwas widersprechen.
meine einstellung entspricht, was das essen angeht und die herstellung desselben und die negative energie und das alles, in etwa der eueren. leider kann ich mir das aber nicht leisten. es ist eine tägliche zerreißprobe für mich, diesen zwiespalt auszuhalten.
die krise, die seit gut einem jahr die öffentlichkeit erreicht hat bzw. die entwicklungen, die dazu geführt haben, daß sie sich als eine solche krise im finanzbereich fokussiert entladen hat, hat mich bereits vor ca. 10 jahren erreicht. ich habe mal im sozialbereich gearbeitet, als sozialarbeiterin. und mich hat der sozialabbau schons ehr früh volle kanne erwischt. in der form, daß arbeitsplätze, noch kurz vor beendigung meines diploms vollzeitarbeitsplätze und tariflich bezahlt und abgesichert, auf einmal flexibilisiert wurden. auf einmal war das nur noch abm und mit der hälfte bezahlt und nur noch für kurze fristen (erst 1 jahr, später dann nur noch jeweils ein halbes jahr), später als ein-euro-job sogar (wie gesagt: die gleiche arbeit, die vorher tariflich war) und auch sonst dereguliert, was die arbeitsorganisation angeht etc. das höchste der gefühle war ein auf 3 jahre befristeter arbeitsvertrag mit 20/25 stunden, unglaublich hohe leistungsanforderungen, zeitlich flexibel bis zum geht nicht mehr (abrufbar auch sams- und sonntags, auch bereitschaft zu abenddiensten etc.), zwar tariflich bezahlt, aber unetrste grenze. was soll man mit einer 20-stunden-stelle, bei der erwartet wird, daß man 30 und mehr stunden wird (das ist in dem bereich üblich). da kommt man am ende TROTZ der ganzen arbeit, auch des hohen engagements etc. nur auf einen lohn von knapp oberhalb sozialhilfe, was in etwa der soziallage der betreuten klienten entspricht. ich habe das eine zeitlang mitgemacht und dann 2006 entnervt aufgegeben, obwohl ich den beruf gerne weiter gemacht hätte. in der zwischenzeit habe ich mitbekommen, daß es bereits kurzlehrgänge gibt, vom job-center als qualifizierungsmaßnahme angeboten im rahmen von ein-euro-jobs, die den "abschluß" eines "sozialarbeiters" haben, oder etwas in dieser art. diese leute werden faktisch dort eingesetzt, zu ebenso miesen arbeitsbedingungen wie ich sie beschreiben habe, und betreuen dort andere arbeitslose. wobei sie selbst noch wegen des ein-euro-jobbes ebenfalls beim amt gemeldet sind.
ich sage nicht, daß dies überall so ist, aber so und ähnlich hat sich das sozialbetreuungssystem hier pervertiert. leute, die unter so miesen bedingungen sozialarbeit leisten sollen (und oft sogar wollen), können gar nicht wirklich helfen. denn sie sind selbst unterversorgt, in sozialer not und stetig am existenzminimum, inklusive aller existenzängste usw.
ich schreibe dies nur, in diesem bereich kenne ich mich etwas aus, weil unter solchen bedingungen es nicht möglich ist, sich bio-food zu lesiten. da ist man teilweise froh, wenn man in der lage ist, sich aus den discountern halbwegs gesund ernähren zu können. soweit ist es mittlerweile wirklich gekommen in dt. und das innerhalb nur sehr kurzer zeiträume.
unter normalen umständen würde ich genauso handeln wie ihr. als ich kurz nach dem diplom noch eine befristete stelle unter normalbedingungen hatte (vollzeit und vollbezahlt), da habe ich das auch getan.
es geht mittlerweile vielen so in diesem land. sich bio-food kaufen zu können, ist ein privileg (geworden). zwar wird es überall angepriesen, auch in den discountern (mal abgesehen von deren zweifelhaftem tatsächlichen bio-wert), aber wer kann sich das leisten?
ich will jetzt nicht, daß ihr deswegen ein schlechtes gewissen habt. ganz im gegenteil. wer es sich leisten kann, der soll das tun. um so besser. aber der weitaus größte teil ist doch nach wie vor gezwungen, sich minderwertige lebensmittel (alles so schön bunt verpackt hier!) kaufen zu müssen.
mir persönlich hängt das zum hals raus. und ich habe auch keine lust mehr, mich dem zu unterwerfen. daher habe ich seit 2006 begonnen, für mich alternativen zu finden. ich tu mich zwar noch etwas schwer damit, gebe ich ehrlich zu (viel lieber wäre es mir gewesen, ich hätte so eine prinzipiell abgesicherte berufslaufbahn genommen wie meine eltern zb.). aber so nach und nach drehe ich mir die dinge so hin, daß sie besser passen für mich und ich mich dem nicht unterwerfen muß.
neben dem, daß ich begonnen habe, beruflich selbständig zu agieren (auch wenn das ebenso anstrengend ist und genauso mit unsicherheiten verbunden wie früher, allerdings deutlich befriedigender), habe ich mir letztes jahr einen garten angeschafft. damit habe ich die möglichkeit, mich wenigstens über einige monate des jahres einigermaßen gesund zu ernähren. und ich habe es nicht bereut. auß0erdem ist gartenarbeit äußerst befriedigend. und man sieht am ende, daß man etwas geschafft hat. und das ist etwas, was ich in dieser dereulierten arbeitswelt in den letzten ajhren nicht mehr erlebt habe. so habe ich egsundheit und befriedigung auf unterschiedlichen ebenen zugleich.
ich sage jetzt nicht, daß das das gelbe vom ei ist. für jeden gibt es da ganz andere wege. aber das wichtige für mich ist, daß man selbst aktiv wird. ich glaube, hierin sind wir uns alle einig. darauf läuft es letztlich hinaus.
ich finde es auch toll, daß es solche initiativen gibt. egal wie die auch ausehen mögen, gemeinsam ist ihnen, selbständig eine lösung zu finden aus einem dilemma, was uns die neuen zeiten eingebracht haben. eigeninitiative ist es auch, die im großen und ganzen weiterbringen werden. davon bin ich überzeugt. früher oder später wird das der fall sein. vorerst aber sollte ejde/ zusehen, daß er bei sich und in seinem umfeld aktiv ist/ wird.
noch ein letztes sei mir erlaubt als anmerkung. als ich eueren beitrag gelesen habe, dachte ich, daß ihr letztlich eigentlich noch aus der genau gleichen lgik des systems handelt wie es das althergebrachte ist, welches jetzt beginnt zu kriseln. ihr habt es nur auf die öko/bio-ebene verlagert. ich kann es nicht exakt erklären, warum das so ist, dazu fehlen mir die konkreten wiwi-hintergrundkenntnisse. aber trotzdem hatte ich das gefühl, es ist eigentlioch nicht viel anders, nur auf die grüne ebene verlagert. mehr nicht.
ich hoffe, ihr nehmt mir diese bemerkung nicht übel, vor allem nicht persönlich oder als angriff. ich will nicht angreifen, nur aufmerksam machen. und zur diskussion/ zum nachdenken/ hinterfragen anregen. nicht mehr und nicht weniger.