Die Sinne und der Umgang mit dem Selbst...
Hi Ihr!!
Ich denke nicht, dass die Sinne das Lernthema der Hochsensiblen sind, denn sie sind bei jedem Menschen gleich oder zumindest ähnlich strukturiert...
Das Thema sind die Filter im Gehirn, die bei normal sensiblen Menschen viel feiner sind und somit weniger "durchlässig" als bei uns hoch Sensiblen. Wenn überhaupt vorhanden (je nach Grad der HS) sind die Wahrnehmungsfilter viel gröber und damit durchlässiger, im Klartext, wir bekommen bedeutend mehr bewusst mit als andere Menschen, somit hat unser Gehirn viel mehr und viel detaillierter zu verarbeiten als andere...
Hinzu kommt, dass das menschliche Gehirn die Reize so verarbeitet, dass es sie in Erfahrungen einsortiert, man kann es sich wie Schubladen vorstellen, in die die Sinnesreize abgespeichert werden. Das Gehirn des Hochsensiblen jedoch ist da nochmal viel detaillierter, hat viel viel mehr "Schubladen" und feiner unterschiedene als der normal sensible Mensch. Das macht diese von der Nautur als Vereinfachung gemeinte Verarbeitung für den HS eher kontraproduktiv als vereinfachend. Das ist der eigentliche Grund einer Überstimulation, dass das Gehirn mit der Einsortierung von Erfahrungen und Sinneseindrücken nicht hinterherkommt und sich ein "Stau" bildet... Der HSP muss sich eine Auszeit nehmen...
Doch hier kann man mit dem Bewusstsein nachhelfen...
Ich habe dies hier in irgendeinem Thread (als "Aladin_Sane") schonmal geschrieben, ein kleines Hilfswerkzeug, was mir ein Coach einmal beibrachte und mir extrem half, weniger Reize und Sinneseindrücke an mich heranzulassen:
Ich schließe die Augen und stelle mir einen Stift vor, der in der Farbe meiner Wahl eine Linie um mich zieht. Um meinen ganzen Körper und verstärkt um meinen Kopf... Es ist Übungssache, diese Linie innerlich wirklich zu sehen, dann wenn es anliegt... ging bei mir recht schnell, meine ist sonnengelb. Wie weit die Linie vom eigenen Körper entfernt ist, bleibt der Intuition überlassen, bei mir ist es soweit, wie meine (gefühlte) Aura geht...
Diese Linie, die ich mit dem Luftstift zeichne ist eine Grenze, die nur Eindrücke, Erfahrungen und Reize hindurchlässt, die ich möchte. Jederzeit und an jedem Ort kann ich diese Grenze aktivieren und entscheiden, was hindurchkommt oder nicht....
Wenn meine Stimulations-Grenze auf Grün steht (alles ok), kann ich alles hindruchlassen was geschieht und mich daran freuen, so viel mitzubekommen und so sensibel Dinge zu sehen und zu bemerken, die an anderen Menschen einfach vorübergehen...
Schaltet die Ampel auf "orange" (Vorwarnstufe
) , lasse ich nur noch Reize hindurch, die mich nicht zu sehr belasten oder beschäftigen, ich "sehe" es regelrecht, wie der Reiz an meiner sonnengelben Grenze abprallt... (Dass die Sinne und das Gehirn diesen Reiz in Wahrheit doch bemerkt haben, spielt keine Rolle, bei ein wenig Übung wird er einfach wieder als unwichtig vergessen und steht nicht zur weiteren Verarbeitung im "Stau")
Auf "rot" schaltet meine Stimulations-Ampel nur noch extrem selten, dann werde ich allerdings sehr rigoros und konsequent, aber das ist kaum noch notwendig...
So gehe ich übrigens auch mitttlerweile mit Problemen anderer Menschen um, die mich unnötig belasten... früher ließ ich mich viel zu oft als "Hobby-Problem-Mülleimer bzw. Hobby-Therapeut" in die nicht vorhandene Pflicht nehmen, was sehr vielen HSP ähnlich geht. Auch hier wirkt die farbige "Luftgrenze" sehr gut. Was nicht mein Problem ist, mich zu sehr belastet und wo der Mensch mir nicht wirklich nah ist, hält die Grenze es von mir fern...
Ups, langer Beitrag...
Liebe Grüße
Mr Glasgarten