HSP und Beruf

Mir hat die Auseinandersetzung mit dem Phänomen "HSP" sehr geholfen mir bewusst zu machen, was ich auf beruflicher Ebene kann, was nicht und welche Arbeitsbedingungen förderlich sind und welche nicht - dadurch hat sich dann auch mein angestrebtes Berufsbild geändert.

Hallo Emma,

ja, es ist eine spannende Frage, danke Dir dafür.

Ich habe einen helfenden Beruf, in dem ich meine Sensibilität und mein Fühlen der Dinge beim Anderen nutze.

Diesen Beruf habe ich mir damals ganz bewusst ausgesucht.
Empathie ist dafür besonders wichtig.

Aber auch hier ist meine Sensibilität Segen und Fluch zugleich.

Das was ich einerseits als Plus in meiner Arbeit nutzen kann, wird mir in den Momenten, in denen ich selbst den Schutz vor der Reizüberflutung brauche, auch zum Verhängnis. Dann brettern die Emotionen der Anderen völlig unkontrolliert auf mich ein und ich kann nicht mehr unterscheiden, was meines ist und was das der Anderen ist. Dann brauche ich Rückzug, den ich auf der Arbeit wenig habe. Führt dann in regelmäßigen Abständen dazu, das ich über meine eigenen Grenzen gehe, was leider mittlerweile und im zunehmenden Alter zu gesundheitlichen Schwierigkeiten geführt hat.

Irgendwie habe ich leider noch nicht wirklich gut gelernt, da auf mich zu achten und zu akzeptieren, das ich in solchen Situationen eben nicht so robust bin, wie andere Kollegen.

Ich würde da gerne die Frage anschließen, wie Ihr in ähnlichen Situationen damit umgeht, wie Ihr gelernt habt, mit diesen Situationen umzugehen und gut für Euch zu sorgen.
Ich hoffe einfach mal, das ist Dir recht, Emma?

Liebe Grüße
fly

auf meine eigentliche berufswahl hat hsp einen großen einfluss da ich dies gern als teil meines psychotherapieangebotes einbinden möchte (neben paar/familien/sexual und hypnosetherapie)

in meinem momentanen nebenjob ist es teils hinderlich teils förderlich

ich arbeite in der marktforschung am telefon und lade mir fremde am telefon zu bezahlten marktforschungsstudien ein.

meist arbeiten 2-5 kollegen auf einem projekt und jede/r hat scheinbar seine/ihre eigene art listen zu führen und leider nehmen es viele damit auch nicht sooooo genau was mich mit meinem perfektionswahn dann wahnsinnig macht (entweder finde ich eingeladene leute nicht oder ich rufe leute an die schon angerufen wurden weil niemand vermerkt hat dass die person schon kontaktiert wurde...)

und auch wenn personen dann eher unfreundlich sind, obwohl sie sich freiwillig bei uns registriert haben (sie bekommen ja schließlich geld dafür) bringt mich das manchmal an die grenzen - ganz zu schweigen vom scheffe der zum choleriker neigt...

naja - es ist eben ein nebenjob der mich über wasser hält während ich meiner wahren berufung noch nicht folgen kann...

nach einer Möglichkeit, meine Gabe einzusetzten... .

Immer nur ehrenamtlich im Dienst am Nächsten..., schön, aber brotlos.

Dann vor 20 Jahren Pflege - ich bin angekommen.

8 Jahre Kinderpause, und es hat mich zurückgezogen zu meiner Berufung.

Immer mit 150 Prozent dabei und hinterher erschöpft aber glücklich. Im Eigeninteresse wird das Betätigungsfeld mehr auf Beratung und Leitung verlagert, weil man dann mehr bewegen kann, die Welt allein zu einer besseren machen ist zu anstrengend.

Mein Traum: Eine Einrichtung mit lauter hochsensiblem Personal...

Tom

Natürlich gibt es da keine pauschale Antworten. Wir sind auch als HSPler höchst individuell mit den unterschiedlichsten Stärken und Neigungen. Mir hat die kürzliche und recht späte Erkenntnis, HSP zu sein nachträglich sehr geholfen, einiges zu erklären, was in meinem Job bisher nicht funktioniert hat. Ich suche nun auch nach einer Tätigkeit, in der HSP-sein nicht hinderlich sondern eine Stärke ist (also vor allem helfende Berufe).

Wichtig ist nach meiner Meinung, sich vom HSP-sein nicht zu sehr einschüchtern zu lassen. Meine erste Reaktion war, mich aus Sorge vor Reizüberflutung übermäßig zu schützen und mich kleiner zu machen als ich bin. Auch wenn ich als HSP nun meine Grenzen kenne und besser auf mich achtgebe, gehören Risiken, Rückschläge und Konfrontationen immer noch zum Leben dazu. Und sie zu bewältigen macht immer noch Freude und gibt Kraft - auch im Beruf.

... als Anwalt habe ich mir eigentlich gar nicht selbst ausgewählt, sondern er hat mich gewählt. Es hat mich da hingezogen wie an einem unsichtbaren Faden ... und ich bin absolut zufrieden damit.

In meinem Beruf bringt mir meine Sensibilität große Vorteile, denn ich bin sehr schnell in der Lage, mich in die Probleme und Sichtweisen meiner Mandanten einzufühlen und kann sie so auch nach außen besser vertreten, ohne mich dabei aber mit diesen Problemen unmittelbar zu identifizieren, indem ich mir selbst immer noch eine objektive Sichtweise auf die Dinge bewahre. Es ist eine sehr spannende Gratwanderung, die mir viel Freude bereitet.

Auch bei Gericht bringt mir meine Sensibilität viele Vorteile. Sie ermöglicht es mir, eine nonverbale oder bessser unterschwellige Kommunikation auf einer erspürten Wellenlänge aufzunehmen und so die Geschicke ein wenig mehr in die Richtung zu lenken, in die ich will.

Na ja ... und nicht zu vergessen die Freiheit, die dieser Beruf mit sich bringen kann und die ich brauche wie die Luft zum atmen, aber das hat wohl weniger mit Hochsensibilität zu tun ... lächel.

Wieder mal ein schönes Thema, zu dem ich gern meinen Teil beitragen möchte.

Jens

Darf ich fragen, bei welchen Anbietern oder Lehrern oder was auch immer Du all diese Bereiche lernst? Hintergrund meiner Frage: Ich gehe im Moment den Weg Yogalehrerausbildung - Yogatherapieausbildung - Meditationslehrer und will auf jeden Fall noch etwas "Psychologisches" integrieren und bin mir da im Moment noch nicht im Klaren was es wird (Rolfing? Trauma? Gestalt? was anderes?).

zur zeit mach ich den hps psych bei der paracelsus schule in köln
wo ich die folgeausbildung(en) machen werde weiß ich noch nicht da ich erst mitte nächsten jahres fertig bin mit der hp psych sache...

Ah, ok! Danke für Deine Antwort und natürlich Alles Gute für Deinen Wertegang. Viell. frage ich nä. Jahr noch einmal nach, wenn ich dann noch im JC sein sollte und daran denke ^^

danke dir - und sehr gerne

also ich denke dass ich damals mit 18 noch gar keine Ahnung von HSP hatte als ich mich "entschieden" habe den Beruf des Masseurs zu ergreifen.Denn eigentlich war das total konträr zu dem was ich mir vom Naturell her vorgestellt habe.Da hätte ich mir eher vorstellen können in irgendeinem raum zu sitzen,meine Arbeit zu haben (nix stumpfsinniges) und HAUPTSACHE ich habe meine Ruhe.
Heute bin ich zwar sehr gerne Masseur,bin da immer mehr reingewachsen,aber meine Ruhe ist mir dennoch heilig

Angelique, eine HSP Frau. Der Umgang mit anderen Menschen löst in Ihr Panik aus.

Chef ist genauso hypersensibel wie sie. Menschen mit extrem dünner Haut.

Schöner Film. Liebesfilm, aber wie soll das gehen wenn beide chronisch gehemmt sind. Mit Schokolade! Leidenschaft rettet. Eine Liebeserklärung an alle scheuen und sensiblen. MUST SEE