Empfindsame Seele und/oder Hochensibiliät?
Hallo ihr Lieben,mir fällt bei den Bewerbungen, Feedback von nicht hochsensiblen Personen und den Beiträgen im öffentlichen Forum sowie in dieser Gruppe immer wieder auf, dass Hochsensibilität fast ausschließlich mit einer empfindsamen Seele in Verbindung gebracht wird.
Der Aspekt, dass Hochsensibilität (eigentlich nur) eine Reaktion des Nervensystems auf eine Reizüberflutung ist (natürlich mit möglichen Konsequenzen für die Seele), fällt sehr oft unter den Tisch.
Für viele gilt die Gleichung: "Ich fühle sehr stark und intensiv, also bin ich
hochsensibel. " Oder von außen betrachtet: "Der/die ist aber extrem emotional und deshalb sicher hochsensibel."
Auch Schüchternheit wird oft mit Hochsensibilität verbunden/verwechselt, da hochsensible Menschen nach Reizüberflutung die Flucht ergreifen und Ruhe suchen. Dabei gehen Psychologen - auch die, die sich mit HS beschäftigen - schon lange davon aus, dass Schüchternheit andere Ursachen hat.
Ich persönlich nehme das im Umfeld differenziert wahr. Es gibt sehr gefühlvolle, sensible Menschen, die aber sicher keine HSP sind, da ihre Wahrnehmung offensichtlich völlig "normal" funktioniert. Umgekehrt erlebe ich sehr gefestigte, nicht übermäßig sensible Persönlichkeiten, die starke HS-Anteile zeigen.
Ganz schwierig wird es bei den Menschen, die sich auch nach außen sehr plakativ über ihre angebliche Hochsensibiltiät definieren, à la: "Meine Gefühle fahren Achterbahn, ich bin unberechenbar, aber was besonderes, weil eben hochsensibel."
Für mich sind Hochsensibilität und ein empfindsames, emotionales Wesen zwei unterschiedliche Paar Schuhe, die nicht unbedingt gemeinsam an einer Person getragen werden müssen. Natürlich kann das eine das andere begleiten, dies ist aber (scheinbar) nicht unbedingt zwingend.
Mittlerweile scheint sich da aber vieles zu vermischen; und ich befürchte, dass Hochsensibilität sowohl begrifflich als auch erlebt immer stärker "verwässert" und deshalb in der Konsequenz auch nicht mehr ernst genommen wird (was für die schwierig ist, die ihre Hochsensibilität als problematisch empfinden).
Wie sind eure Beobachtungen dazu?
Silvia