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Ist Hochsensibilität(doch)ein psychopathologisches Phänomen?

****is Frau
9.947 Beiträge
Themenersteller 
Ist Hochsensibilität(doch)ein psychopathologisches Phänomen?
Meine Intension zu diesem Text war, dass wohl jeder/ jede HSP sich und seine Alltagspathologien kennt. Jeder hat auch für sich seine eigene Methode mit diesen umzugehen, doch an vielen Stellen gibt es sicherlich noch Fragen oder wird Hilfe im

Umgang mit dem ein oder anderen Problem gesucht. Keiner kann eine allgemein-gültige Antwort geben, aber vielleicht können wir uns, im Austausch darüber, gegenseitig hilfreich sein!



Grundlegendes:

ist die Charakterisierung des Phänomens Hochsensibilität als „neurologische Besonderheit“, die als solche Vor- und Nachteile mit sich bringt, auf jeden Fall aber KEINE Krankheit ist. Für die Erforschung dieser besonderen neurologischen Konstitution ist infolge dessen vornehmlich die Persönlichkeitspsychologie,
NICHT die Psychopathologie zuständig. Eine Konsultation psychopathologischer/psychiatrischer Literatur bestätigt den Kern dieser Sicht der Dinge, führt aber gleichzeitig zu verblüffenden Einsichten.

Zunächst fällt auf, man im Grunde hauptsächlich gesund ist. Klar hat so manche HSP ihre melancholischen Phasen,aber mit einer affektiven Psychose hat das nichts zu tun.
Ebenso vergessen können wir Schizophrenien und wahnhafte Störungen: Wer Geräusche hört, die andere erst dann (dann
aber sehr wohl!) hören, wenn man sie darauf hinweist, leidet nicht unter Halluzinationen. Abhängigkeiten oder psychische Störungen – NEIN beim besten Willen nicht.

Psychoreaktion:

Interessanter wird es erst bei den psychoreaktiven Störungen, hier gibt es zum Teil fließende Übergänge zu ‚normalen’ Psychopathologien des Alltagslebens, die im Grunde jeder kennt. Hierzu gehören etwa Zwangsgedanken aus der Kategorie ‚Habe ich die Tür abgeschlossen?’ oder 'Habe ich die Kaffeemaschine ausgeschalten?'(, die wird man am besten durch Ablenkung los, nicht durch Unterdrückung und schon gar nicht durch Nachgeben, da sonst eine Bahnung eintritt: Das Nervensystem gewöhnt sich an die Zwangsgedanken/handlungen).

Man muss hier feststellen: ‚Ansätze’ von Störungen, die sich in den Lehrbüchern finden, sind der HSP durchaus bekannt. Freilich scheinen die, man ist versucht zu sagen: „Symptömchen“, weit von einer Schwelle zur echten (behandlungsbedürftigen) Störung entfernt zu sein. Es stellt sich hier, wenn überhaupt, meist nur die Frage, ob sich die erwähnten Ansätze aufgrund irgendeines ‚Verstärkungseffektes’, den die Hochsensibilität mit sich bringt, etwas intensiver darstellen als beim Durchschnittsbürger, oder ob man sie schlicht aufgrund stärker trainierter Selbstbeobachtung eher problematisiert.
(Eine Ausnahme: die ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung“, die nicht nur ihrer Symptome wegen sondern auch auf aufgrund eines Synonyms hellhörig werden lässt: 'Sensitive Persönlichkeit'. Die Beschreibungen dieser Persönlichkeitsstörung erscheinen teilweise doch recht bekannt: „ausgeprägte Empfindsamkeit, Schüchternheit, Kontaktscheu, mangelnde Durchsetzungsfähigkeit und Insuffizienzgefühle“ (VETTER). Es ist die Rede von „äußerst" empfindliche[n] Menschen, die stark zu beeindrucken sind und sich leicht verletzt fühlen und zurückziehen, um Konflikte zu vermeiden“ (HARING).)

Interessant ist:

Teilweise wird in der Forschung vermutet, diese Persönlichkeitsstörung könne ihren Ursprung in einem genetisch bedingten „gehemmten Temperament“ (BUTCHER/HOOLEY/MINEKA) haben, wenn Kinder mit entsprechender Konstitution seelischen Misshandlungen ihrer Eltern ausgesetzt seien. ARON, ARON und DAVIES meinen, wie ALEX BERTRAMS auf der IFHS Webseite schreibt, Hochsensibilität werde zum Problem, wenn ein betroffenes Kind eine „ungünstige[..] elterliche[..] Umwelt“ erlebe. Schließlich entdeckt die psychopathologische Literatur sogar Vorteile(!) der Ängstlichen (vermeidenden) Persönlichkeitsstörung: Entsprechende Begabung vorausgesetzt, könne eine „gesteigerte[..]Ausdruckskraft [...] ein positiver Aspekt dieser Disposition“ (HARING) sein.

Hier zeigt sich, dass die Störung nicht identisch sein kann mit dem Konstrukt Hochsensibilität. Sie ist allenfalls ihre Folge, und auch das nur im Zusammenspiel mit anderen Faktoren. Darüber hinaus war diese Darstellung insofern etwas einseitig, als dass es den AutorInnen (jedenfalls den meisten) gar nicht darum geht, eine besondere sensorische Empfindlichkeit aufzuzeigen. Die wesentlichen Probleme Betroffener sehen sie in sozialer Hinsicht: Rückzug und Vermeidungsverhalten aufgrund von Empfindlichkeit gegenüber Kritik, aus Angst vor tatsächlicher oder vermuteter sozialerZurückweisung, was zu Isolation führen kann.

Es bleibt trotzdem der Verdacht, dass es sich durchaus, jedenfalls für die eine oder andere HSP, lohnen kann, sich mit dieser Persönlichkeitsstörung zu beschäftigen, mag man sich auch in diesem Fall noch diesseits der ‚Krankheitsschwelle’ aufhalten. Wer zu den HSP gehört, die Probleme im Zusammenhang mit Intimbeziehungen haben, könnte Erhellendes bei SACHSE finden: Er beschreibt ausführlich ein Gefühl der Minderwertigkeit, des fehlenden Wertes auf dem Partnerschaftsmarkt, das

zusammen mit Angst vor Zurückweisung, die die obigen Annahmen bestätigen würde, zu einer sehr
passiven Haltung führe. Bevor der bzw. die!Betroffene ‚aktiv’ werden, brauche er oder sie deutliche, objektiv überdeutliche Signale des Interesses und der Zuneigung.

Fazit:
Hochsensibilität ist tatsächlich kein psychopathologisches Phänomen. Die Lektüre entsprechender Literatur mag allerdings – nicht nur HSP – helfen, mit den kleinen Pathologien des Alltags besser zurechtzukommen.

Nicht befragt wurde an dieser Stelle die Neuropathologie.

Quellen:
BUTCHER, JAMES N., HOOLEY, JILL M., MINEKA, SUSAN, Klinische Psychologie, 13. Auflage, Mün3
chen 2009 (S. 4703472)
FIEDLER, PETER, Persönlichkeitsstörungen, 6. Auflage, Weinheim, Basel 2007 (S. 2093217)
HARING, CLAUS, Psychiatrie, 3. Auflage, Wiesbaden 2004 (speziell S. 155)
SACHSE, RAINER, Persönlichkeitsstörungen, Göttingen 2004 (S. 64372)
VETTER, BRIGITTE, Psychiatrie, 7. Auflage, Stuttgart 2007 (S. 70f.)



Dieser Text wurde in freundlicher Zusammenarbeit mit Dr. Michael Jack erstellt.Dr. Michael Jack ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand an der Juristischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum und Präsident des IFHS ( Informations und Forschungsverbundes Hochsensibilität e.V.).
*****_54 Frau
11.751 Beiträge
Interessantes Thema, auch wenn die Erkenntnisse, dass HSP NICHT pathologisch ist, aber mit psychischen Störungen einher gehen kann, schon seit einiger Zeit bekannt sind.

HSP fallen in der Gesellschaft zusätzlich dadurch auf, dass sie selbst scheinbar unbedeutenden Sachen große Bedeutung beimessen.
Zitat Wikipedia

Deshalb frage ich: Ist Michael Jack noch Doktorand oder hat er bereits promoviert?
Nur Personen, die eine Promotion anstreben, werden nämlich als Doktoranden bezeichnet. Den Doktortitel führen sie aber noch nicht.
****is Frau
9.947 Beiträge
Themenersteller 
Er ist Dr. iur , das heisst sein Doktortitel bezieht sich nicht auf medizinische, psychologische oder ähnliche Fachgebiete die man zum Thema HSP erwarten würde.

Michael sagt selbst: "In Deutschland befassen sich vereinzelt Absolventen und Doktoranden mit dem Thema. Vermutlich wird es ein oder zwei Generationen brauchen, bis es forschende Spezialisten zum Thema Hochsensibilität gibt."
Heute gehen einige Pflegetheoretiker (Krankenpflege) davon aus, dass es so etwas wie "gesund" und krank" nur als jeweiliger Endpunkt eines Gesundheits-Krankheits-Kontinuums existiert.
Will heißen: Jeder Mensch hat immer gesunde und kranke Anteile in sich, das aktuelle Überwiegen des einen oder anderen drückt sich durch eine Verschiebung auf einer Geraden zwischen "Gesund" und "Krank" in die jeweilige Richtung aus.

Auch besteht eine deutliche Diskrepanz zwischen dem, was subjektiv als krank/gesund empfunden wird und dem tatsächlichen körperlich/geistigen, scheinbar objektiv nachweisbaren Zustand.

Stellt sich also die Frage, wann etwas pathologisch ist... .
Pathologisch ist in der Regel etwas, das den Organismus oder dessen Umfeld belastet/schädigt.

Gerade in Bezug auf psychische Problematiken ist ein großer Teil davon durch die Gesellschaft determiniert. Allgemein gilt: Was die Mehrheit macht, ist normal und akzeptiert, von diesem abweichendes Verhalten wird pathologisiert.
Beispiel Homosexualität. Dies ist überhaupt nur ein Thema, weil es von Mehrheiten als unnatürlich angesehen wird. Gottseidank wandeln sich hier in manchen Ländern die Ansichten.

Es ist vielleicht auch ein bischen Luxus unserer Wohlstandsgesellschaft ständig Nabelschau zu halten, habe ich hier ein Problemchen oder da, und nach tiefschürfenden Erklärungen zu suchen und so selbst kleine Nebensächlichkeiten aufzublasen und zu pathologisieren. Wer um die tägliche Existenz kämpft, hat dafür keine Zeit... .

Wichtiger ist meines Erachtens, wie ich selbst mit meinem "von der Masse abweichen" umgehe: Ob ich mir ständig vor Augen halte, wie schön es wäre selbst zur Masse zu gehören und alle Besonderheiten als HSP als Last empfinde, oder meine Fähigkeiten schätze, nutze und sie als Chance begreife.

Dann mag ich halt keine Menschenaufläufe, hab ich keinen Bock auf laute Partys, rieche schon 100 m gegen den Wind, wenn in Gruppen Missstimmung herrscht, mag nicht mit Ellenbogen gegen andere kämpfen (ein immer stärkeres Gesellschaftsprinzip), sondern lieber im Team spielen, mich nicht gedankenlos unterordnen und Revolution machen, wenn ich es sozial für notwendig erachte... .

Natürlich kann ich viele Bücher lesen, die sich mit Psychologie befassen und sich oft uneins sind (ich mache das von Berufs wegen...), die Frage ist, was zieht ein Laie aus dieser Erkenntnis für Schlüsse?
Wird er dadurch glücklicher? Reicht ihm die Erkenntnis, zu glauben zu wissen, weshalb er vielleicht so ist? Und wenn nicht, was dann?

Lieber an Lösungen arbeiten:
Man nennt die Bewältigungsstrategien für Stressoren heute Coping-Strategien und ich frage mich ob es nicht besser ist, sich damit zu befassen als ständig neue pozentielle Unzulänglichkeiten an sich selbst zu entdecken.

Wir sind gesünder als wir denken!

Tom
*****_54 Frau
11.751 Beiträge
Danke, Tom.

Es ist vielleicht auch ein bischen Luxus unserer Wohlstandsgesellschaft ständig Nabelschau zu halten, habe ich hier ein Problemchen oder da, und nach tiefschürfenden Erklärungen zu suchen und so selbst kleine Nebensächlichkeiten aufzublasen

Dem - wie übrigens dem ganzen Kommentar - stimme ich zu 100 % zu.
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Da ich seit meiner Kindheit unter Ängsten und Zwängen leide und seit einigen Jahren auch unter Depressionen, kann ich von mir sagen, dass ich eigentlich keine Lebensphase OHNE psychopathogene Begleiterscheinungen kenne. Das hat vermutlich damit zu tun, dass weder ich noch jemand aus meinem Umfeld wusste, dass es etwas wie Hochsensibilität gibt. So bin ich denn groß geworden, indem man meine "kleinen Albernheiten" entweder belächelte, ignorierte oder forderte, ich solle mich gefälligst zusammenreißen. Kein gutes Umfeld also für jemanden wie mich. Mich hat es sehr geprägt, nicht ernst genommen zu werden und als hysterisch hingestellt zu werden.

Ert seit einigen Jahren weiß ich, dass es Hochsensibilität gibt und lerne, die Folgen besser zu verstehen.

Ich kann jeden nur beglückwünschen, der von sich behaupten kann, hochsensibel zu sein, ohne körperliche oder psychische Begleiterscheinungen zu spüren.

Für mich sind Hochsensibilität und Psychopathologie also mein ganzes Leben lang Hand in Hand gegangen.

Dass diese direkte Verbindung nicht zwingend bestehen muss, dem würde ich allerdings zustimmen. Theoretisch nicht. Praktisch kann ich mir aber keinen Hochsensiblen vorstellen, der in einem so optimalen Umfeld groß wurde, dass er in seiner Art stets verstanden und aufgefangen wurde UND der auch keinerlei körperliche Co-Morbiditäten kennt. (Beispiele sind hier nervöse Herzprobleme, chronische Reizmagen- und Reizdarmsymptome, nervöser Schwindel, Hautexzeme aller Art, etc pp... alles eben, was als somatophorm einzustufen ist)

@**v is

Hut ab vor Deiner ausführlichen Recherche
*******rk70 Mann
193 Beiträge
Mir fehlt - seit langem -
und insbesondere bei einer solch ausholenden Betrachtung der Bezug zu dem - für mich - naheliegendsten, nämlich AD(H)S. Das kommt hier gar nicht vor, wohl aber viele Begleiterscheinungen oder "Komorbiditäten".

Auch in der Behandlung/Beratung von AD(H)S ist man schon seit längerem von einer rein defizitären Beschreibung des Syndroms abgerückt - es hat auch Vorteile, viel wahrzunehmen.

Ich bin meinerseits diesbezüglich auf der Suche.
****is Frau
9.947 Beiträge
Themenersteller 
An einem Text zu AD(H)S /HSS arbeite ich noch, leider gibt es zu HSS weitaus weniger Informationen und Daten. Ich habe das IFHS für dieses Thema um Hilfe gebeten und bekomme diesbezüglich noch Informationen zugesandt. Bitte also ein wenig Geduld aufbringen.
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