Erst eine Last, die zur Kraft umgebaut werden kann
Ich sehe Hochsensibilität (HS) so, dass man damit erst einmal mit "Nachteilen" geboren wird.
Mehr Eindrücke, mehr Einfühlungsvermögen.
Tendenziell führt HS aufgrund der Vielfalt der Eindrücke eher zu Rückzug und Introvertiertheit. Auch ist die Wahrscheinlichkeit durch weniger liebevolle Handlungen physischer wie psychischer Natur zu leiden oder gar ein subjektives Trauma zu erleiden bedeutend größer.
Doch der HS liegt zugleich auch das Werkzeug zu Grunde, die angelegten Muster, Wunden und Rückzugstaktiken bewusst in seinen feinen Nuancen zu erkennen.
Ich hatte mich bereits in früher Jugend sehr isoliert. Ich hatte Angst vor Menschen bekommen. Es ließe sich problemlos als Sozialphobie einstufen, was damals bei und mit mir geschah.
Irgendwann kam die Phase, wo selbst Rückzug nicht mehr möglich war oder nicht mehr half. Ich war am Ende. Todkrank.
Da begann ich genau an diesen Mustern und Wunden zu arbeiten.
Begann, wieder die Fülle in allem zu leben und voll zu spüren.
Begann zu erkennen und zu lernen die Energien zu leiten.
Begann wieder zu leben.
Wenn man die schwachen Punkte meistert, ist keinerlei Nachteil mehr vorhanden, letztlich ist durch die HS mehr Potential überall vorhanden, aber erstmal meist auch schwerer zu bergen.
Demnach sehe ich in der HS nur ein Geschenk in weiter Tiefen abzutauchen.
Da ich mich hervorragend entwickeln konnte, glaube ich, dass dies auch in allen anderen Bereichen so weiter voran gehen wird.
Einen einzigen Flaschenhals sehe ich im Austausch mit Gleichgesinnten Freunden/Kontakten, die rar sind. Doch selbst da scheint es sich zu lösen... auch hier liegen bei mir Wunden und Muster begraben... und plötzlich FÜHLE ich überall verstanden, wenn ich mich selbst verstehe...
Fazit: Ich sehe darin ein großes Potential, dass jedoch auch einiges an Willenskraft und vor allem Mut braucht, um entfaltet zu werden.
Zu glauben, man wäre immer ausgeliefert, sehe ich von meinem aktuellen Standpunkt als reine Opferrolle an, so ungern das mancher Leser hier lesen wird.
Ich bin mir auch sicher, dass es zwischen scheinbar "normalen" Leuten auch einige HS gibt, die einfach nicht durch entsprechende Erlebnisse/Erziehung so introvertiert und rückzügig geworden sind und sich ihrer HS gar nicht bewusst sind, weil es bei Ihnen wegen fehlender subjektiver Kindheitserlebnisse nie zur Last wurde, wie es die meisten HS betrifft.
Weniger sensible Menschen tauchen oft langfristig in die Muster der Trägheit ein, haben dafür aber auch kaum mehr die Chance daraus auszubrechen, weil sie nicht ganz so einfach erspüren können, was ihnen geschah. Und der Leidensdruck erst im höheren Alter ansteigt, wo sich viel leichter viele Ausreden finden lassen.
Also was ich eigentlich sagen wollte...
Wir haben die Werkzeuge, unsere Persönlichkeiten intensiv und tiefgründig zu entfalten, zu entdecken, zu veredeln in die Wiege gelegt. Wir können damit sehr "unangenehme", zerfressene Persönlichkeiten kreeiren, aber diese stets in eine edle Seite wandeln - und dann in eine besonders edle, wie sie ebenso selten und kostbar ist. Kraftvoll, verletzlich aber nicht zugleich unverwüstlich.
Achja: Manche selbsternannte HS sind "nur" sehr verletzt und halten sich deswegen für hochsensibel, ohne je das Gras wachsen, oder gar die Berge spechen gehört zu haben. ;-)