Kummer und Schock
Ihr Lieben,ich muss mir heute mal einen großen Schock und Kummer von der Seele schreiben.
Gestern bekam ich einen Anruf, in dem ich erfuhr, dass eine liebe und langjährige Freundin von mir bereits Mitte März verstorben ist.
Ich hatte länger schon nichts von ihr gehört, sie auch nicht erreicht, und mir deshalb bereits ziemliche Sorgen gemacht. Zwar hatte sie immer wieder mal Zeiten, in denen sie sich sehr zurück gezogen hat, aber irgendwie hatte ich ein mulmiges Gefühl.
Meine Überlegung war schon zu ihrer Familie Kontakt aufzunehmen (sie leben im Osten), und gestern rief mich nun ihr Bruder an, der meine Nummer aus ihrem Festnetztelephon hatte. Die Freigabe der Wohnung und des Leichnams durch die Polizei hatte wohl sehr lange gedauert.
Er erzählte mir, dass eine ehemalige Kollegin auf Bitten der Familie bei ihr vorbei schauen wollte, und die Wohnungstür aufgebrochen, bzw. mit polizeilichem Siegel verschlossen vorfand.
Die Polizei war nur wenige Tage zuvor von ihrer Psychotherapeutin alarmiert worden, bei der sie Termine nicht wahrgenommen/abgesagt hatte. Zu dieser Zeit lag sie bereits eine Woche tot in ihrer Wohnung. Alle Umstände und Untersuchungen deuten darauf hin, dass es sich nicht um Suizid, sondern wohl um einen tragischen Zusammenfall verschiedener Umstände handelt.
Ich bin immer noch erstarrt vor Schreck; wir kannten uns seit etlichen Jahren, haben auch viel miteinander erlebt und durchgemacht, Schönes wie Schlechtes, und sie war 10 Jahre jünger als ich!
Natürlich frage ich mich, ob ich dieses Schreckliche irgendwie hätte verhindern können, auch wenn der Verstand mir sagt, dass ich sie nicht hätte retten können.
Auf Wunsch der Familie wird die Beisetzung nur im allerengsten Kreis stattfinden, zwar hier in Köln, weil hier ihr selbst gewählter Lebensmittelpunkt war. Ich überlege nun, wie ich vor allem den Eltern gegenüber mein Mitgefühl aussprechen kann.
Wir waren eine Zeitlang eine Mädelsclique, die sich regelmäßig 1x pro Woche getroffen hat, und sie war in diese Runde sehr gut integriert. Zwar ist diese Clique durch verschiedene Umstände (Umzug, Mutter geworden) in der letzten Zeit ziemlich auseinander gelaufen; aber ich dachte mir, es tröstet die Familie vielleicht ein wenig, wenn sie erfährt, dass meine Freundin hier einen zuverlässigen Kreis und soziale Bindungen hatte, denen an ihr gelegen war.
Deshalb wollte ich alle mir bekannten Freunde bitten, eine Karte mit ein paar lieben Worten zu schreiben, die ich dann gebündelt an die Eltern schicken kann, mit einem ausführlicheren Brief von mir, da ich sie am längsten und besten kannte (ich habe auch als Einzige die Adresse/Telephonnummer). Das finde ich vielleicht besser, als wenn über Tage und Wochen immer wieder einzelne Beileidsbekundungen eintreffen.
Vor allem den Eltern würde ich gerne mitteilen, dass ich ganz sicher bin, es handelt sich nicht um Suizid, denn sie hätte zB ihre Kaninchen, die noch in der Wohnung waren, niemals! im Stich gelassen. Ich kann mir für Eltern nichts Schlimmeres vorstellen als ein Kind beerdigen zu müssen, und wenn dann (durch ihre bekannte Labilität) noch der Gedanke "Selbstmord" im Raum stehen könnte - das mag ich mir gar nicht vorstellen!
Es wäre mir eine Hilfe und auch ein Trost, wenn Andere aus dieser Gruppe ähnliche Erfahrungen gemacht haben und darüber berichten mögen. Wie würdet Ihr das mit den Beileidsbekundungen halten? Was hat Euch über den ersten Schock und die Trauer hinweg geholfen?
Ich bedanke mich bei Euch für´s Lesen und Antworten.