Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
More Ropes and Emotions
805 Mitglieder
zum Thema
Emotionale Bindungen zu Künstlicher Intelligenz145
Ich habe am Wochenende den Film "The Creator" gesehen und wie schon…
zum Thema
Emotionen zeigen in Affären oder Freundschaft plus?449
Mich interessiert mal, wie Ihr mit Euren Emotionen bzw Gefühlen…
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Umwege der Emotionen

*********el22 Frau
1.979 Beiträge
Themenersteller 
Umwege der Emotionen
Hallo ihr Lieben,

ich frage mich gerade, wie ihr eure HSP wahrnehmt, besser gesagt, wie ihr Gefühle wahrnehmt.

Die Frage ist entstanden, nachdem mir bei mir selbst aufgefallen ist, dass ich sowohl meine eigenen Emotionen als auch die, die ich bei anderen wahrnehme, immer über den Umweg der Analyse und meiner Ratio verarbeite. Das geht zwar meist rasend schnell, manchmal brauch ich aber ne ganze Weile, bis mir klar wird, was ich da gerade fühle, gerade wenn es um meine eigenen Gefühle geht.

Ich weiss seit Jahren, dass ich eine hochsensible Seite habe und dass es ein Wort dafür gibt.
Erst seit relativ kurzer Zeit habe ich die Diagnose Asperger Syndrom, eine Variante der Autismus-Spektrum-Störung. Damals war ich erschüttert, weil ich selbst die Bilder von Autisten im Kopf hatte, die wie Rainman oder andere medial bekannte Autisten, stehts als wenig emotionale Menschen gezeigt wurden. Ich war aber immer schon sehr emotional und eben auch wahrnehmend, aber ich habe auch viele Anteile, die definitv nicht nur der HSP zuzuordnen sind. Mein mich anders fühlen, ein Alien vom anderen Stern zu sein, kommt nicht nur von der HSP. Heute weiss ich, dass auch ein Autist Gefühle spürt, letztlich in dem jeweils individuellem Maße, wie jeder andere auch, viele können diese jedoch nicht ausdrücken und sehen da möglicher Weise auch keine Notwendigkeit für, weil Gefühle für sie einen irrationalen Anteil haben.

Was zu meinem Asperger gehört, ist der Umstand, dass ich mangels Verstehen von, für andere normalen, sozialen Interaktionen und Verhaltensweisen, seit meiner frühesten Kindheit versuche, diese mir durch Beobachtung, Nachahmung, Anpassung und das Erspüren von Emotionen bei anderen Menschen in meiner Umgebung verstehbar zu machen. Ich analysiere dann, was ich da wahrnehme und verarbeite das in erster Linie über meine Ratio.

Das ist mit den Jahren zu einem rasend schnell ablaufenden Selbstläufer geworden, der sich durch viele, wenn nicht alle Bereiche meines Lebens zieht.

Wie ich schon schrieb, bei Gefühlen, gerade wenn es um meine eigenen geht, mache ich das ebenfalls. Ich nehme wahr was in mir anklingt, wenn ich Gefühle anderer wahrnehme. Dann entstehen greifbare Emotionen und vor allem Bilder in mir, die ich dann einordnen kann und mich damit verhalten kann. Sind mir Emotionen bekannt, kann ich diese ausdrücken, weil ich ja mittlerweile weiss, wie sie sich anfühlen und in welchem Bereich ich sie ansiedele. Bei neuen Situationen, bei neuen Gefühlen stehe ich erst einmal wie die Kuh vorm neuen Tor und weiss nichts damit anzufangen.

Je älter ich werde, umso mehr Lebenserfahrung ich habe, umso seltener entstehen solche Situationen, sodass ich heute über ein recht grosses Repertoire an Erklärungen für Gefühle auch in mir selbst verfüge. Kenn ich nicht, weiss ich nicht mit umzugehen, passiert heute nur noch sehr selten.

Da ich heute nicht mehr meine Umwelt so intensiv verstehen lernen muss, lerne ich gerade, was in mir selbst abläuft, wie ich ticke, warum ich manchmal vielleicht anders ticke? Das hilft mir sehr, mich so zu akzeptieren, wie ich bin und das auch anderen, die mich als irgendwie merkwürdig wahrnehmen, verstehbar machen zu können, was wiederum eine grosse Entspannung in Beziehungen und Freundschaften und auch in Arbeitsteams für mich bedeutet.

Daraus entstand in mir die Frage, wie nehmt ihr Gefühle wahr?

Ich bin gespannt auf eure Antworten

liebe Grüße
Granatapfel22
Manchmal ist es wie ein Rausch oder ein Film der abläuft und deshalb kann ich manchmal nicht richtig zuordnen . Es wird ungefiltert alles um mich rum aufgesogen . Ich hab gekerbt die Schotten dicht zu machen und versuche mich auf mich zu konstruieren und meine Gesprächspartner und nicht noch was am Ende des Raumes passiert . So entgeht mir einiges und ich bin manchesmal entsetzt das ich. bestimmte Sachen hätte sehen müssen ( früher hab ich das schließlich ) und damit muss ich dann lernen neu umzugehen .
Ich fühle und analysiere dabei oder danach, meist aber erst danach, weil die Gefühle meist zu intensiv sind, als das ich dabei noch denken könnte *zwinker*
******rot Frau
13.137 Beiträge
Eine spannende Frage, die noch einige Gedanken bei mir in Gang setzen wird, trotzdem möchte ich gerne den ersten Impuls, den ersten Gedanken gleich niederschreiben.

Es kribbelt, Hochspannung, x Impulse, es wühlt und tickert und rumort, dann gehts unterschiedliche Wege ... Ratio, pure Emotion, Entladung, äussere Umstände ...

das waren mal meine ersten Gedanken ... ungefiltert
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Ich stelle bei mir seit vielen Jahren eine große Unsicherheit und Blockiertheit fest, was das Zuordnen von Emotionen betrifft.

Ich habe viele davon, ich bin ein sehr emotionaler Mensch. Aber ich bin auch immer leicht zu verunsichern gewesen von anderen Menschen, die mir vorschrieben, wann ich mich üblicherweise wie zu fühlen hatte, alles andere wäre irrational.

Meine Traurigkeit wurde ignoriert und meine Wut belächelt, so wuchs ich auf. Und im Zuge dessen muss in mir die Unfahigkeit gewachsen sein, Emotionen zuzuordnen.

Ich leide seit über 20 Jahren an einer Angsterkrankung und hatte früher massive Panikattacken. Ich musste über lange Wege lernen, was diese Attacken auslöst, denn ich hatte immer das Gefühl, dass sie mich aus dem Nichts überfielen. So war es aber letztlich nicht, es war vorher immer etwas da. Überforderung, Angst, Anspannung, Stress, Trauer... Das ganze baute sich in mir unbemerkt auf und ich spürte es immer erst dann, wenn es quasi zu spät war und meine Psyche explodierte wie ein Vulkan und sich alles in der Panikattacke entlud. Ich musste lernen, mich vorher zu spüren, zu merken, dass etwas nicht gut ist für mich, bevor es so weit kommt.

Ich bin ehrlich: so ganz habe ich das immer noch nicht drauf. Statt Panikattacken quälen mich heute vorrangig chronische Magebeschwerden, aber auch die sind nachgewiesen psychosomatisch, also eine körperliche Manifestation meiner Gefühle. Ich brauche immer noch eine körperliche Krücke um festzustellen, dass psychisch etwas nicht stimmt mit mir.

Darüber hinaus vermengen sich bei mir Wut und Angst sehr stark. Ich bin ein klassischer "Angstbeißer". Wenn ich Angst habe, kann ich nicht formulieren "Ich habe Angst und brauche Deinen Schutz, bitte", sondern ich schlage verbal um mich und sage eher etwas wie "Hau ab und lass mich in Ruhe, Du kapierst das eh nicht".

Ich führe diese Unfähigkeit, meine eigenen Gefühle zu managen, auf eine emotional stark verkrüppelte Mutter zurück und meinen Mangel an anderen Bezugspersonen. Ich hatte von meiner Mutter emotional nichts zu erwarten und musste lernen, mit allem, was ich empfand, selbst klar zu kommen. Von ihr kam höchstens die Message, wie seltsam oder peinlich oder unerträglich ich war. Das half erwartungsgemäß nicht viel. Ich bin heute vorrangig traurig darüber, wie kaputt sie mich gemacht hat und dass man mich nur in kleinen Teilen wieder "reparieren" konnte.

Bemerkenswert ist vielleicht noch, dass ich keinerlei Probleme habe, Emotionen bei anderen zuzuordnen und zu erkennen. Im Gegenteil, darin bin ich sehr gut und liege eigentlich auch immer richtig.
Boah....
geht mir genau wie vorher Kirschrot
ich bin nicht mal jetzt in der Lage die Beträge genau zu lesen.

Muss SOFORT was loswerden....
mein Bruder hat Asperger und Messi-Syndrom
einer der hochintelligenten HSP

was ich kenne, und IMMER mache (ohne das ich es will, passiert einfach)

mein Gehirn wertet.
ich sehe mich wie von aussen, kann mir denken was andere denken
(bilde ich mir nicht ein, oft frage ich dann auch)

Manche sagen, ich denke in Schubladen
JA! ich tue das, die Schubladen sind aber wertfrei, dienen einfach nur der Sortierung.
*******ara Frau
1.193 Beiträge
Overload
Ich nenne das immer "auf mehreren Etagen gleichzeitig unterwegs sein".

Ich spüre nicht nur meine eigenen Gefühle, sondern auch die der mich umgebenden Menschen. In Gruppensituationen wie ein Seismograph, der schon bei den geringsten Erschütterungen ausschlägt.

Und das wird mir oft zu viel, so dass ich versuche dicht zu machen, mich abzuschotten um nicht von der Flut der unterschiedlichen Gefühle überrollt zu werden.

Mir wurde mal gesagt "im Affekt stark rationalisierend". Also die (unangenehmen) Gefühle extrem über den Verstand zu verarbeiten.

Diese "Beurteilung" liegt aber schon länger zurück, seitdem arbeite ich stetig (und mit einem gewissen Erfolg *stolzbin*) an mir, um Gefühle auch Gefühle sein zu lassen.

Es lässt sich lernen! Ein langer, mühsamer Prozess, aber die Erfolge fühlen *g* sich gut an!
*********el22 Frau
1.979 Beiträge
Themenersteller 
Ich danke euch für eure Einblicke und merke, ich bin am nachdenken *g*

********posa:
Manche sagen, ich denke in Schubladen
JA! ich tue das, die Schubladen sind aber wertfrei, dienen einfach nur der Sortierung.

Kenn ich gut, ich sortiere auf jeden Fall auch in meine Schubladen, ohne geht es nicht. Das sind einfach die Orte in mir, in denen ich meine Gefühle und Erfahrungen, dass was ich verstanden habe über das Leben einordne, damit ich es abrufen kann, wenn ich es brauche.

Ich bewerte die tatsächlich nicht und ich habe gelernt, das Verhalten von anderen auch nicht zu bewerten, nach moralischen Werten, aber durchaus danach, ob ich das auch so sehe und damit konform gehen kann, oder eben nicht.

Ohne dieses "Ordnungssystem" in mir könnte ich vieles nicht verstehen und eben auch nicht entsprechend verständlich handeln.

...

Das Phänomen des Erspürens der Emotionen, Gedanken und auch der tieferliegenden Wünsche anderer Menschen kenne ich selbst nur zu gut. Ich hab nur leider die Angewohnheit, das Menschen auf den Kopf zuzusagen, was nicht wirklich gut ankommt *mrgreen* Mir ist schon mehr als einmal Hybris unterstellt worden, weil es unangenehme Dinge waren, die ich da plötzlich als Bilder im Kopf hatte und beschrieben habe.

Das überrollt werden von Emotionen kenne ich eher weniger, ich habe das auch hin und wieder erlebt, insbesondere dann, wenn mir jemand mit heftigen Aggressionen begegnet, dann spüre ich diese Gefühle wie eine Welle über mich hinwegtosen, aber meist ist es so, das ich etwas zeitverzögert wahrnehme, was ich da gerade spüre und das erst über die Logik und das Abgleichen von Schubladeninhalten nachvollziehen kann.

Richtig unangenehm empfinde ich Situationen, in denen ich von äusseren Reizen massiv überflutet werde, dann kann es mir auch passieren, das ich nur die Dinge wahrnehme, die ich zulassen kann und die anderen einfach ausblende, was dazu führt, das ich manchmal Dinge, die eigentlich wichtig wären eben auch nicht wahrnehme, weil sie meiner Aufmerksamkeit durchflutschen.
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.