Umwege der Emotionen
Hallo ihr Lieben,ich frage mich gerade, wie ihr eure HSP wahrnehmt, besser gesagt, wie ihr Gefühle wahrnehmt.
Die Frage ist entstanden, nachdem mir bei mir selbst aufgefallen ist, dass ich sowohl meine eigenen Emotionen als auch die, die ich bei anderen wahrnehme, immer über den Umweg der Analyse und meiner Ratio verarbeite. Das geht zwar meist rasend schnell, manchmal brauch ich aber ne ganze Weile, bis mir klar wird, was ich da gerade fühle, gerade wenn es um meine eigenen Gefühle geht.
Ich weiss seit Jahren, dass ich eine hochsensible Seite habe und dass es ein Wort dafür gibt.
Erst seit relativ kurzer Zeit habe ich die Diagnose Asperger Syndrom, eine Variante der Autismus-Spektrum-Störung. Damals war ich erschüttert, weil ich selbst die Bilder von Autisten im Kopf hatte, die wie Rainman oder andere medial bekannte Autisten, stehts als wenig emotionale Menschen gezeigt wurden. Ich war aber immer schon sehr emotional und eben auch wahrnehmend, aber ich habe auch viele Anteile, die definitv nicht nur der HSP zuzuordnen sind. Mein mich anders fühlen, ein Alien vom anderen Stern zu sein, kommt nicht nur von der HSP. Heute weiss ich, dass auch ein Autist Gefühle spürt, letztlich in dem jeweils individuellem Maße, wie jeder andere auch, viele können diese jedoch nicht ausdrücken und sehen da möglicher Weise auch keine Notwendigkeit für, weil Gefühle für sie einen irrationalen Anteil haben.
Was zu meinem Asperger gehört, ist der Umstand, dass ich mangels Verstehen von, für andere normalen, sozialen Interaktionen und Verhaltensweisen, seit meiner frühesten Kindheit versuche, diese mir durch Beobachtung, Nachahmung, Anpassung und das Erspüren von Emotionen bei anderen Menschen in meiner Umgebung verstehbar zu machen. Ich analysiere dann, was ich da wahrnehme und verarbeite das in erster Linie über meine Ratio.
Das ist mit den Jahren zu einem rasend schnell ablaufenden Selbstläufer geworden, der sich durch viele, wenn nicht alle Bereiche meines Lebens zieht.
Wie ich schon schrieb, bei Gefühlen, gerade wenn es um meine eigenen geht, mache ich das ebenfalls. Ich nehme wahr was in mir anklingt, wenn ich Gefühle anderer wahrnehme. Dann entstehen greifbare Emotionen und vor allem Bilder in mir, die ich dann einordnen kann und mich damit verhalten kann. Sind mir Emotionen bekannt, kann ich diese ausdrücken, weil ich ja mittlerweile weiss, wie sie sich anfühlen und in welchem Bereich ich sie ansiedele. Bei neuen Situationen, bei neuen Gefühlen stehe ich erst einmal wie die Kuh vorm neuen Tor und weiss nichts damit anzufangen.
Je älter ich werde, umso mehr Lebenserfahrung ich habe, umso seltener entstehen solche Situationen, sodass ich heute über ein recht grosses Repertoire an Erklärungen für Gefühle auch in mir selbst verfüge. Kenn ich nicht, weiss ich nicht mit umzugehen, passiert heute nur noch sehr selten.
Da ich heute nicht mehr meine Umwelt so intensiv verstehen lernen muss, lerne ich gerade, was in mir selbst abläuft, wie ich ticke, warum ich manchmal vielleicht anders ticke? Das hilft mir sehr, mich so zu akzeptieren, wie ich bin und das auch anderen, die mich als irgendwie merkwürdig wahrnehmen, verstehbar machen zu können, was wiederum eine grosse Entspannung in Beziehungen und Freundschaften und auch in Arbeitsteams für mich bedeutet.
Daraus entstand in mir die Frage, wie nehmt ihr Gefühle wahr?
Ich bin gespannt auf eure Antworten
liebe Grüße
Granatapfel22