Ein sehr interessantes Thema ....
Die meisten meiner Arbeiten entstehen im Kopf und/oder vor dem Modell, trotzdem nutze auch ich die Möglichkeiten der Fotografie.
Während des Studiums hatten wir viel Zeit beim Aktzeichnen und konnten die Details exakt ausarbeiten. Heute kommt mir das sehr zu Gute, denn ein Satz meines Profs bewahrheitet sich immer wieder.
"Du hast nur wirklich das gesehen, was Du auch gezeichnet hast".
Und wenn man Details einmal wirklich gezeichnet hat, vergisst man sie auch nicht mehr.
Da ich fast ausschließlich Akte darstelle, hier vlt. einige Tipps für die etwas weniger geübten:
Gerade einige meiner Darstellungen von Bondage-Szenen verlangen zwingend die fotografische Vorarbeit. Schließlich kann ich bei einer Suspension dem Modell nicht zumuten, stundenlang in einer anatomisch ungesunden Stellung auszuharren weil ich die Details zeichnen will. Um die oben angesprochenen Verzerrungen zu minimieren, wähle ich deshalb immer einen möglichst großen Abstand und verwende lieber ein Tele, so wird schon mal der "Fish-Eye-Effekt" vermieden.
Ebenso meine Arbeiten zum "Tango-Argentino" Bei den schnellen Bewegungen ist's nicht möglich, die korrekte Körperhaltung in dem Bruchteil einer Sekunde zu skizzieren. Eine schnelle Fotoserie ist dabei sehr hilfreich, den Bewegungsablauf zu studieren.
Ich finde, auch wer hauptsächlich nach Fotos arbeitet, sollte kein schlechtes Gewissen haben und sich nicht als "Mogler" fühlen, denn letztendlich fließen selbst in solch eine Arbeit immer eigene Stile, Ansichten, Vorlieben und Kreativität ein.
Wenn ich dann an die Skizzen oder Zeichnungen gehe, setze ich oftmals mehrere Linien, um eine Form oder Kontur zu zeichnen. Unser Gehirn ist so konditioniert, dass sich das Auge automatisch die richtige Linie sucht. Diesen Umstand nutze ich dann bei der endgültigen Umsetzung.
@ Gala :
Unser Hirn macht halt noch was eigenes mit den ankommenden Infos
Und vlt. versucht ihr es mal auf die Weise, dass ihr erst das große Ganze zeichnet, die Details nur andeutet und diese dann separat größer darstellt. Zum Einem könnt Ihr dadurch die Anatomie leichter ergründen, die Stellung zum ganzen besser beurteilen und natürlich die Detail später im Gesamtwerk besser darstellen.
ich war früher oft mein eigenes Modell und habe viel mit Spiegeln gezeichnet. (Hände, Füße, Armstellungen etc.)
@ MUMUMUMUMU:
Und es stimmt leider auch, daß nur eigentlich zuuu dünne Menschen wirklich fotogen sind.
Das möchte ich sooo nicht ganz stehen lassen.
Mag sein, dass es in der Fotografie der Mainstream ist, aber meine Erfahrung beim Aktzeichnen und als Bildhauer sind, dass sich Menschen mit viel "erotischer Nutzfläche" leichter zeichnen und modellieren lassen. Trotzdem, wer sich meine Arbeiten anschaut, wird sehen, dass auch meine Akte fast durchweg sehr schlank sind, was allerdings nicht immer auf die Modelle zutraf. Während der Zeichnung oder Ausarbeitung wurden so einige Modelle "windschlüpfriger", als sie es in Natur tatsächlich sind.
ich denke, wir Künstler erschaffen etwas und sind damit, ohne blasphemisch sein zu wollen, Schöpfer oder wenn man es extrem formulieren will, der "Gott" der eigenen Werke. Wir erschaffen zwar nicht nach unserem Ebenbild, aber nach unserer Vorstellung des Ideals, nach unseren Vorlieben oder Geschmäckern, die sich durch unsere Summe an Erfahrungen und äußeren Beeinflussungen im Laufe des Lebens entwickelt haben.
... Und nun noch etwas zum Ausgangspunkt dieses Threads ...
Kritiker wird es IMMER geben!
Die Frage ist nur, wie gehen wir damit um, wie berechtigt sind die Kritiken und was sind Eure eigenen Ansprüche?
Ich glaube, ich selbst bin mein schärfster Kritiker. Manche Arbeiten stehen bei mir wochenlang in meiner kleinen Home-Galerie. Eine kombinierte Glas/Holz-Skulptur steht z.B. seit Mai herum und ich weiß immer noch nicht, WAS genau MIR nicht gefällt. Ich leuchte sie ständig neu aus und schaue sie mir immer wieder aus anderen Blickwinkel an. Erst, wenn ICH zufrieden bin, wird sie signiert und dann wird auch nichts mehr geändert.
Trotzdem ernte ich nicht nur Lob.
Darunter sind sehr konstruktive Kritiken, die ich sehr schätze und mich immer zu Neuem inspirieren, oder wenigstens zu neuen Versuchen, wie etwas besser werden kann.
AAABER, dann gibt's auch solche Kritiken, die ich überhaupt nicht verstehen kann, schon gar nicht, wenn ich hinterfrage, inwieweit die Kritiker etwas vom Material, von Proportionen oder Gestaltung etc. verstehen.
Dann bin ich auch so selbstbewusst, denen auch zu sagen, dass ich sie für Schwätzer halte und damit ist die Diskussion dann auch für mich beendet.
Heute sind so viele sog. selbsternannte "Kunstkenner" unterwegs, die aber nix anderes sind als Wichtigtuer und auf die der Spruch von "des Kaisers neuen Kleidern" zutrifft, dass mir meine Lebenszeit zu kostbar ist, um sie in Diskussionen mit ihnen zu verschwenden.
@**n:
Wer nur Trends hinterherläuft wird sich selbst nicht finden ...das wäre was etwas, dass man wirklich kritisieren dürfte.