Kunst ist niemals pornografisch! Kunst ist Kunst. Und was Kunst ist, wird entscheidend von der zeitlichen Epoche geprägt in der sie betrachtet wird. (... ein Grund, warum ich Zensur nicht mag!)
Deshalb hier auch nur ein Versuch, sich dem komplexen Verhältnis der Kunst zum Körper zu nähern und den besonderen Bereich zu beleuchten, in dem Kunst scheinbar aufhört sie selbst zu sein und zu etwas anderem wird, nämlich zu Pornographie.
Da es sich hier um ein Grenzgeschehen zu handeln scheint, sollte man darum die betreffenden Begriffe dazu näher betrachten.
Professor Torkhild Hinrichsen, Kurator im Altonaer Museum meint dazu:
Kunst ist nicht einfach das, was es wert ist gesammelt und der Nachwelt hinterlassen zu werden, weil es etwas Signifikantes über die Zeit seiner Entstehung oder den Stil einer bestimmten Epoche aussagt. Bei Kunst handelt es sich auch oder gerade um solche Dinge, die kostbar, selten und besonders sind – weshalb sie zu ihrer Zeit, oder besser zu Lebzeiten ihres Schöpfers nicht immer mit Begeisterung von der Masse akzeptiert
wurden. Insofern ist Kunst keine Frage des guten Geschmacks, sondern
der Zeit oder genauer der Einstellungen einer Gesellschaft, ihren expliziten und impliziten Werten, Maßstäben, Vorstellungen von Gut und Böse...
Innerhalb eines solchen Zeitgeistes existieren auch immer bestimmte Körperbilder, geprägt von diversen Diskursen. Sowohl die Vereinnahmung des Körpers durch natur- und geisteswissenschaftliche Disziplinen, als auch die Körpermodelle in Literatur und Kunst bilden die Basis für ein solches periodisch geltendes Körperbild.
In Bezug auf die hier relevante Frage, Pornografie oder Kunst?, die an ein Werk gestellt wird, zeigt sich, dass unter Berücksichtigung des Laufs der Geschichte, keine allgemein gültige Antwort gefunden werden kann. Viele bedeutende Werke der Kunst haben zur einen Zeit die Sittenwächter auf den Plan gerufen, zur anderen keinerlei Aufmerksamkeit erregt. Handelt es sich hier schlicht um ein Phänomen gesellschaftlichen Fortschritts in Bezug auf Moral? Erregt Ingres‘ schelmisch grinsender Amor von 1814 schon lange keinen Anstoß mehr, weil wir heute glaubhaft behaupten, dass Sexualität etwas Natürliches sei, wofür man sich nicht zu schämen bräuchte? Wohl kaum, denn Sexualität, allein das Wort, ist heute mehr den je mit Bildern behaftet, die zwischen Polen extremer Natürlichkeit und Künstlichkeit schwanken.
Was also läßt Körperbilder zur Kunst werden? Vielleicht wird es klarer, wenn man betrachtet, was Künstler und Medium bewirken, dass sie mit jedem neuen Werk den Körper auch jedes mal neu bilden. Es handelt sich also nicht nur um eine schlichte Abbildung oder Verdopplung, sondern um eine Transformation und Innovation des Körpers. Deshalb handelt es sich bei Kunst auch nicht um Pornographie.
Man muß nichts weglassen. Die Grenzen setzt allein Du selbst!