Model oder Foto?
Ich wollte zwar erst nach diesen aggressiven Beiträgen keine Meinung äußern ob soviel Weisheit, aber nun gebe ich meinen Senf doch dazu, weil eine einfache Frage ja nicht immer auch einfach zu beantworten ist. Wenn man Malen lernt, muss man erst mal Zeichnen. Wenn man Aktbilder malen will, ist das Aktzeichnen angesagt! Dabei lernt man Schritt für Schritt den Knochenaufbau, die Hauptmuskelgruppen und alle formgebenden Linien kennen. Man lernt das nicht aus Büchern, sondern als Handlung vor einem Modell. Dabei steht das Modell in einer Position maximal 20 Minuten! Das bedeutet: genau hinsehen, verstehen und motorisch die dritte Dimension auf zwei Dimensionen reduzieren und auf ein Blatt umsetzen.
Genau das ist ein Denkvorgang der geschult und trainiert wird.
Wenn man dann an Bilder herangeht, die mehrere Körper oder Handlungen oder Situationen darstellen, bin ich veranlasst, diese Kompositionen entweder aus dem Kopf oder mit Einzelskizzen zu erarbeiten oder ich will ganz fotomäßig abbilden, dann brauche ich ein Modell oder ich setze ein Modell so ein und kann als Gedächtnisstütze mit Fotos arbeiten, wegen dem Zeitproblem.
Solche Arbeiten die rein fotorealistisch in bestimmten Formen vergrößert werden, sind nicht unbedingt Kunst oder sowas, sondern mehr oder weniger perfektes Kunsthandwerk. Wer also ein talentierter Handwerker ist, der knipst kurz oder schneidet sich ein tolles Foto aus und bringt das über den Beamer oder den Bildwerfer detailgetreu auf eine Größe, die alle staunen lässt!Ein Raster ist damit überflüssig.
Sehr gute Beispiele gibt es aus der Plakatmalerszene in Indien!
Obwohl die auch heute Plotter haben ( Da kommen sie ja her) und sich riesige Wände mit Filmszenen realistisch zukleben könnten. Sicher ist das irgendwie letzenendes auch eine Form der Kunst.
Fotogfafie ist eine völlig eigene Kunstform.
In der Malerei ist es nicht unbedingt das Ziel, eine fotorealische Abbildung zu schaffen und das Talent eines Malers an der Fähigkeit seiner handwerklichen Fähigkeit zum Fotorealismus zu beurteilen! Dann wären alle nach Tintoretto Stümper!
Selbstverständlich gibt es aber auch Kunst im fotorealischen Bereich- dann sind diese Bilder gewöhnlich aber keine reinen Fotos auf Leinwand, sondern eigenständige neue Formen, die man vielleicht nie fotografieren kann, wie zum Beispiel bei Sorajama, o.a. Hier ist das akzeptabel und möglicherweise hat ein Foto als Vorlage geholfen. Aber man sieht regelrecht, dass diese Leute ihr Handwerk von der Pike auf gelernt haben!
Und wenn man anfangen will zu lernen, dann geht ruhig zur VHS und beginnt mit den einfachen Grundlagen, wenn ihr dann eine Mappe habt, dann bewerbt euch auf einer Kunsthochschule und verfeinert das alles im Aktstudium und wenn ihr dann freischwimmt, werdet ihr die Fotografie anders sehen.
Ihr werdet sie nur ganz selten für Vorlagen brauchen und auch nur falls ihr Gegenständlich arbeitet.
Nichts kommt von allein, Talent ist sicher wichtig aber der Schweiß ist es ganz genau so. Und man vergisst viele Dinge wieder die man sich handwerklich erworben hat und muss sie üben.
Die Frage Model oder Foto ist also durchaus berechtigt. Aber sie ist Zweck bedingt. Und ich arbeite lieber mit einem Model, das ist entschieden kurzweiliger! Das Model kann ich dann auch noch fotografieren und hab eine Gedächtnisstütze. Der Prozess des Zeichnens ist aber gedanklich anders und viel intensiver.
Gotthard
PS: Ich glaube, dass Leute, die eine Meinung, die ehrlich gemeint ist, für gequirlte Exkremente halten, müssen sehr viel Erfahrung mit Exkrementen haben!Und an solchen Erfahrungen möchte ich nicht Teil haben.