Auf die Frage »Wie kann das sein?« habe ich keine Antwort. Aber ein paar Gedanken zum Thema möchte ich trotzdem gerne beisteuern.
1.
Der Begriff »Profi« wird unterschiedlich benutzt. Er kann bedeuten, dass jemand gut ist in dem, was er tut. Er kann auch bedeuten, dass jemand Geld damit verdient, was er tut. Vielleicht sogar so viel, dass der Lebensunterhalt davon bestritten wird.
2.
»Profi« ist aus meiner Sicht nicht per se ein Gütesiegel. Ich kenne Leute, die sind in der Ausübung einer hobbymäßig ausgeübten Tätigkeit gleich gut oder sogar besser als manch eine Person, die die gleiche Tätigkeit beruflich ausführt und damit Geld verdient. Nicht jeder, der gut ist, verdient damit Geld. Nicht jeder, der Geld damit verdient ist gut.
3.
Eine Website zu haben ist kein Gütesiegel. Nur durch die Einrichtung einer Website und Zurschaustellung von Arbeiten wird der Künstler dahinter nicht besser in seinem Tun. Er dokumentiert damit lediglich sein Selbstbewusstsein und das Vertrauen in sein eigenes Tun. Er stellt sich mit der Veröffentlichung schließlich dem Wettbewerb und der Kritik.
4.
Die Bewertung von künstlerischen Arbeiten erfolgt auf unterschiedlichen Ebenen (emotional, rational, nach technischen Gesichtspunkten, nach finanziellen Gesichtspunkten usw.). Eine Arbeit ist nicht nach der Veröffentlichung auf einer Website automatisch »besser«. Sie verändert ihr Wesen ja nicht. Aber in dem Augenblick, in dem sie in einem bestimmten Umfeld und im Zusammenspiel mit Informationen präsentiert wird, können sich der Blick auf sie und die Bewertung verändern. Je nachdem welche Informationen gereicht werden, kann sie auf eine andere Art und Weise wahrgenommen und betrachtet und schließlich eingeordnet werden.
5.
Wer Kunst kauft, hat eine Absicht. Man möchte sich die Arbeit sichern. Wer ein bereits existierendes Stück erwirbt, hat dazu vermutlich eine Beziehung aufgebaut. Und wenn es die ist, die Arbeit als Wertsteigerungsobjekt zu sehen. Oder sie berührt emotional. Oder sie passt zum Sofa. Oder viele andere Möglichkeiten. Jedenfalls ist man bereit Geld dafür auszugeben.
6.
Wer Kunst in Auftrag gibt, tut das mit einer bestimmten Absicht und auch mit einem gewissen Risiko, dass die Erwartung enttäuscht wird. Je nachdem, wie das Auftragsverhältnis im vertraglichen Teil geregelt ist (inhaltlich, organisatorisch und finanziell) reicht das Spektrum von künstlerischer Freiheit bis hin zur Zufriedenstellung der Auftaggeberseite über viele Änderungsschritte. Das müssen die Vertragsparteien aushandeln. Die eine Seite ist bereit zu den ausgehandelten Konditionen eine Arbeit herzustellen, die andere Seite ist bereit die Leistung und das Ergebnis entsprechend zu honorieren.
7.
Was ist in der Kunst »gut«, was ist »schlecht«? Mit dieser Frage beschäftigen sich Menschen seit Jahrtausenden. Auch wir werden sie nicht allumfassend und allgemeingültig beantworten können. Jedenfalls bin ich davon überzeugt.
Das werfe ich einfach mal so in die Runde.