BDSM und Comedy? Ein Widerspruch für manch einen Außenstehenden, auf den BDSM wie eine heilige Messe voll Ernst und Eifer wirkt. Wie viel Klischee steckt in diesem Eindruck und darf man im BDSM lachen? Andre Kramer – Comedian mit Schwerpunkt BDSM – im Kurzporträt.
Von Alex Todorov
Podcast-Zeit!
In seinem Podcast spricht Andre Kramer mit seinen Gästen über die Facetten der Lust. Über Pegging und Petplay, Cuckolding und Bondage. Seine Gäste: Matthias Grimme, Mark Benecke, Angela Schleger und viele mehr.
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Es darf gelacht werden
Seit sechs Jahren steht Andre Kramer auf den Comedy-Bühnen des Landes. Sein Tour-Programm "Zuckerbrot ist alle!" entführt in die Welt des BDSM, der Fetischisten und Swinger. In seiner Show nimmt er die BDSM-Szene – und damit sich selbst – liebevoll aufs Korn. Pointiert und selbstironisch erzählt der 40-Jährige von seinen Fehlschlägen und Fettnäpfchen auf dem Weg zur Lusterfüllung.
Dabei beleuchtet er en passant die speziellen Facetten, Regeln und Codes der Szene. Das allerdings ohne diesen Kosmos jemals ins Lächerliche zu ziehen. "Ich denke, dass wir alle ein bisschen mehr Humor gebrauchen können und das habe ich mir zur Aufgabe gemacht."
Zu Beginn seiner "Zuckerbrot ist alle!"-Tour hatte er vor den Rückmeldungen aus der Szene Sorge. Würden es einige als Angriff missverstehen? Würden andere glauben, ins falsche Licht gerückt zu werden? Die Bedenken erwiesen sich als unberechtigt. "Das Feedback nach den Shows ist sehr gut, die Stimmung während den Shows super ausgelassen und danach bekomme ich im JOYclub immer sehr nette Bewertungen und Rückmeldungen. Das freut mich immer total."
Mittlerweile hat sich über die Shows sein Verhältnis zu BDSM gewandelt. "Ich kann es noch mehr genießen, da ich immer mehr über BDSM und Sex als auch über mich lerne." Nur ein Nebeneffekt seiner Bühnenshow stört ihn: Das Anbahnen von Dates gestaltet sich teils schwieriger. Die Frauen hätten Angst, im Nachhinein als Material für seine Gags herhalten zu müssen. "Ich muss immer wieder betonen, dass es auch einen privaten Menschen gibt, der sich einfach nur treffen will. Offen gesprochen würde ich derzeit am liebsten eine Beziehung finden, aber das gestaltet sich teils ungeahnt schwierig."
Die Entdeckung seines eigenen Dom-Seins
Seine eigene dominante Seite hat Andre Kramer vor 20 Jahren entdeckt. Er lernte eine 16 Jahre ältere Frau kennen, die in einer offenen Ehe lebte. "Sie war Masochistin und hat mich dazu ermutigt, alles auszuprobieren, sich mir zur Verfügung gestellt und vieles erklärt. Ich konnte mich austoben und üben." Das Beste, was ihm als Jungspund passieren konnte.
Die in dieser Beziehung erprobte ermutigende und experimentierende Herangehensweise schlägt sich in seinem Programm nieder. Andre Kramer enttabuisiert den Austausch über diesen vermeintlich hermetischen Zirkel und wirbt um einen offenen Umgang mit der scheinbar bierernsten BDSM-Szene. Seine Show schließt er mit einem Plädoyer: Leb dich aus, erkunde deine Lust, steh zu ihr. Und nimm dich nicht so ernst.
Ein starker Schlusspunkt und ein noch stärkerer Startpunkt für das eigene Entdecken.
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