Bondage und Fesselspiele bergen auch Risiken. Je extremer die Praktiken, umso höher die Verletzungsgefahr. Was ihr über die Risiken und gesundheitlichen Aspekte wissen müsst, erklärt euch Seil-Experte Ater Crudus.
Gesundheitliche Risiken beim Bondage
Abdrücken von Venen und Arterien
Venen transportieren sauerstoffarmes Blut zum Herzen, Arterien mit Sauerstoff angereichertes Blut vom Herzen in den Körper. Einige Venen und Arterien verlaufen ungeschützt direkt unter der Haut und u. a. an den Beugeseiten der Gelenke.
- Verfärbungen der Haut treten immer dann auf, wenn Venen, Arterien oder kleine Blutgefäße durch den Druck des Seils beeinträchtigt werden.
- Eine leichte Verfärbung ist also nur ein Hinweis darauf, dass eure Fesselung anscheinend eine gewisse Festigkeit hat oder Zug auf dem Seil ist.
- Lasst immer euren gesunden Menschenverstand walten. Sobald sich die Haut eures Fesselpartners in einem ungesunden Maße verfärbt oder er euch Taubheit, Missempfindungen oder anderes Unwohlsein mitteilt, löst sofort die Fesselung.
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Druckschäden von Nerven
- Überall da, wo Nerven liegen, gilt: Ein Seil darf hier verlaufen. Allerdings müsst ihr bei Druck auf diesen Stellen, sei es durch einen festen Knoten oder durch Zug auf das Seil, mit Irritation von Nerven rechnen.
- Klagt euer:e Partner:in über Kribbeln, Taubheit, Missempfindungen, Kraftverlust oder andere motorische Einschränkungen, so liegt die Ursache zumeist in einem der oben benannten Bereiche. Löst sofort das Seil, um den Nerv zu entlasten.
- Direkter Druck auf der Daumenseite des Handgelenkes in der "Kerbe" zwischen Unterarm und Handgelenk sollte vermieden werden. Dies passiert häufig, wenn die Hände irgendwohin gezogen werden und die Hauptlast an dieser Stelle ist.
Nervenkunde
Wir zeigen euch einen kleinen Überblick über Nerven, die im Zusammenhang mit Bondage einer besonderen Aufmerksamkeit bedürfen.
Nervus ulnaris
Der Nervus ulnaris aka Ellennerv kann am Ellenbogen in Mitleidenschaft gezogen werden. Schädigungen im Bereich der Ellenbogeninnenseite zeigen sich an Beeinträchtigungen des Ringfingers und des kleinen Fingers. Bei mittleren bis schweren Schädigungen kann es zur sogenannten "Krallenhand" kommen. Diese äußert sich durch eine Überstreckung in den Grundgelenken und Beugung in den Mittelgelenken der Fingerknochen.
Nervus radialis
Der Nervus radialis aka Speichennerv verläuft durch den gesamten Arm. Gerade an der Außenseite des Oberarms zwischen Schultermuskel und Trizeps solltet ihr Druck auf diesen Nerv, etwa durch Seillagen, vermeiden. Eine Schädigung hat u. U. die sogenannte "Fallhand" zur Folge: Die Hand hängt schlaff herab und alle Fingerstrecker fallen aus. Auch der Bereich des Handgelenks im weiteren Verlauf des Speichennervs gilt als gefährdete Region. Vermeidet direkten Druck auf die daumenseitig liegende Kerbe zwischen Unterarm und Handgelenk.
Nervus medianus
Der Medianusnerv aka Mittelarmnerv verläuft auf der Arminnenseite und zieht sich unter den Brustmuskeln übers Schlüsselbein bis hin zur seitlichen Halswirbelsäule. Die häufigste Druckverletzung tritt hier an der Innenseite des Armes unterhalb des Bizeps auf. Eine Schädigung des Medianusnervs, der u. a. durch den Karpaltunnel am Handgelenk verläuft, kann zu Taubheitsgefühlen in Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger führen. Bei mittleren bis schweren Schädigungen kann es zur sogenannten "Schwurhand" kommen. Dabei ist der Zeigefinger gestreckt, der Mittelfinger leicht gebeugt, während Ring- und Kleiner Finger gebeugt sind.
Plexus brachialis
Der Plexus brachialis ist das Hauptnervenbündel, das vom Hals in die Achsel zieht. Daher gilt der Bereich der Achsel als große Gefahrenquelle, da durch Überdehnung dieses Bereiches oder durch Druck des Seils die gesamte Nervenversorgung des Arms in Mitleidenschaft gezogen wird. Von der Positionierung eines Seils rate ich hier generell ab.
Nervus peroneus communis
Der Peronaeusnerv verläuft um das Wadenbeinköpfchen herum an der Außenseite des Unterschenkels bis zum Fußrücken. An der Außenseite ist er sehr anfällig für Druckverletzungen. Druckschädigungen durch Seillagen oder Knoten können zu Störungen der Oberflächensensibilität an der Außenseite des Unterschenkels und des Fußrückens führen. Bei starken Schädigungen kann es zu einer Fuß- und Zehenheberschwäche kommen und der Gefesselte kann nicht mehr auf den Fersen gehen. Daher gilt es, Seile in dieser Region so anzulegen, dass hier kein übermäßiger Druck entsteht.
Wie vermeide ich Unfälle beim Bondage?
- Kommunikation: Kommunikation vor, während und nach einer Bondage-Session ist unerlässlich. Sprecht vor jeder Session miteinander, legt einen Rahmen fest, geht auf Besonderheiten, mögliche Vorerkrankungen und körperliche Beeinträchtigungen des Gefesselten ein. Behaltet während der Session das Wohlergehen eures Partners oder eurer Partnerin stets im Blick – ob verbal oder mittels prüfender Griffe.
- Verantwortungsbewusstsein: Der Fessler ist in der Pflicht, alles Erdenkliche zu tun, um die Risiken für beide Seiten zu minimieren. Ebenso ist es die Pflicht des Gefesselten, sich dieser Verantwortung bewusst zu sein und den Rigger bei der Durchführung sicherheitsrelevanter Handlungen zu unterstützen. Zu dieser Verantwortung gehört auch, eine gefesselte Person niemals allein zu lassen. Auch haben Alkohol- und Drogenkonsum keinen Platz in einer Bondage-Session. Beides macht den Verstand träge und trübt im Zweifel das klare Urteilsvermögen.
- Selbsteinschätzung: Macht nur, was ihr euch auch sicher zutraut. Unfälle passieren immer dann, wenn man sich an Fesselungen wagt, die über die eigenen Fähigkeiten hinausgehen.
- Das richtige Bondage-Equipment: Das verwendete Material sollte immer dem Zweck der jeweiligen Bondage-Session gerecht werden. Unerlässlich ist, eine Notfallschere oder andere Notfallwerkzeuge immer griffbereit zu haben.
- Bondage-Workshops: Mit solidem Grundwissen und einem sensiblen Umgang mit dem Thema Sicherheit könnt ihr Bondage emotional und so sicher wie nur möglich genießen. Eine gute Grundlage bieten fachkundige Bondage-Workshops, die auch das Thema Sicherheit vehement und klar verständlich behandeln.
- Austausch mit Anderen: Nichts ist so wertvoll wie der persönliche Austausch mit anderen Seilbegeisterten. Sinniert gemeinsam über Mittel, Wege, Techniken und Risiken. Lernt gemeinsam von- und miteinander, um Bondage so sicher wie möglich zu praktizieren.
Seil- und Fessel-Experte Ater Crudus
Ater Crudus ist Bondage-Experte und Seilkünstler aus Leipzig. Aktuelles zu seiner Arbeit findet ihr in seinem Profil hier im JOYclub oder auf seiner Webseite Sensual Contact.
Dieser Beitrag stellt nur einen kleinen Auszug über die häufigsten Risiken beim Bondage dar. Eine umfangreiche und vollständige Auflistung findet ihr auf der Webseite von Ater Crudus.
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