Bei Tag bin ich eine feministische junge Frau, die sich für Gleichberechtigung stark macht. Doch bei Nacht, während einer BDSM-Session, bin ich die devote Sub, die es liebt von einem Mann unterworfen und erniedrigt zu werden. Passt das zusammen? Oder untergrabe ich mich damit als Feministin?
Von Cassandra Kluska
Catwoman wird zum zahmen Kätzchen
Mit einer Leine an meinem Halsband führt er mich auf allen Vieren durch die Wohnung. Ich werde herumkommandiert, beleidigt und mir wird mit festen Hieben der Hintern versohlt, wenn ich mich nicht benehme, wie von meinem Dom erwünscht. In diesen Momenten gehöre ich voll und ganz ihm, lebe, um ihm zu gehorchen, ihn zufriedenzustellen und seine Lust zu stillen.
Ich ziehe Lust und Befriedigung daraus, genau das zu tun, was mein Dom von mir verlangt, und körperlich bestraft zu werden, wenn ich es nicht tue.
Das Sub-Dasein macht einen großen Teil meiner Persönlichkeit aus. Doch es gibt etwas, was mich genauso ausmacht: Feminismus.
Was bedeutet Feminismus für mich?
Feminismus bedeutet für mich: Ich habe keinen Bock auf die Benachteiligung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts. Keinen Bock auf Sexismus, Diskriminierung oder sexuelle Gewalt gegenüber Frauen. Keinen Bock auf einschränkende soziale Geschlechterrollen, Vorurteile und Stereotypen.
Ich bin in meinem alltäglichen Leben eine selbstbewusste Person. Ich bekomme Studium, Beruf und Familie unter einen Hut. Ich bin stark und eigenständig. Ich nenne mich selbst eine Feministin, weil ich in keinen Belangen aufgrund meines Geschlechts anders behandelt werden möchte als ein Mann. Denn ich weiß, dass ich als Frau nicht weniger Wert bin.
Wie passt es nun zusammen, dass ich mich Feministin nenne, obwohl mein Sexleben und die Befriedigung meiner Lust daraus bestehen, mich insbesondere von Männern erniedrigen, kontrollieren und sogar schlagen zu lassen?
Lassen sich BDSM und Feminismus vereinbaren?
Ich habe oft an der Richtigkeit meiner sexuellen Gelüste gezweifelt. Mir haben diverse Fragen keine Ruhe gelassen:
- Tue ich all das wirklich aus eigenem Antrieb für meinen Spielpartner oder wird mein Tun durch die emotionale Abhängigkeit zu ihm beeinflusst?
- Tue ich gewisse Dinge nur, weil ich glaube, dass ich sie als gute Sub tun oder aushalten muss?
- Bestätige und unterstütze ich mit meinem Sexleben nicht all die gesellschaftlichen Machtstrukturen, die ich eigentlich verändern möchte?
- Und was ist, wenn ich doch den dominanten Part übernehmen will? Ist es dann plötzlich in Ordnung, weil es nicht das Patriarchat widerspiegelt?
Ich geriet in eine Gedankenfalle. In einen Konflikt zwischen meinem Selbstbild als Feministin und meinem sexuellen Verlangen als Sub. Ich möchte dienen und knien. Ich möchte mich machtlos fühlen. Ich möchte für Ungehorsam bestraft werden. Und das in der Regel von und vor Männern. Einerseits.
Andererseits reproduziert BDSM in der klassischen Aufteilung "Sub = Frau & Dom = Mann" Rollenbilder und Stereotype. Die Facette dieser Spielart, sich fremdbestimmt und machtlos zu fühlen, widerspricht allem, was ich mir für ein Miteinander außerhalb des Sexuellen wünsche.
Hinzu kommt, dass ich in Begegnungen und auf Recherchen oft die auf Haltung vieler selbsternannter FeministInnen stoße, Masochismus und die sexuell-devote Haltung einer Frau gegenüber einem Mann seien nicht akzeptabel. Weibliche Subs seien unterdrückt und willenlos. Alles Opfer, die es nicht mal wissen.
Puh. Und nun?
Mein Gedankenkarussell hat mich immer wieder zu folgender Frage geführt:
Warum wird von so vielen FeministInnen gefordert, Frauen sollen sich emanzipieren und tun, was sie wirklich wollen, wenn das, was die ein oder andere wirklich will, dann doch falsch ist?
Sub zu sein, ist Empowerment
Ich musste mir stets deutlich machen, dass einvernehmliches BDSM darauf basiert, freiwillig Macht abzugeben oder anzunehmen. Das Ungleichgewicht, das dadurch geschaffen wird, ist jederzeit widerrufbar.
Innerhalb der BDSM-Szene werden Rollenbilder und Machtverhältnisse in einem Rahmen durchgespielt, der eigene Regeln und Grenzen zulässt und einem permanent die Möglichkeit bietet, diese Verhältnisse zu brechen oder umzukehren.
Gerade weil ich weiß, dass diese Machtverhältnisse unterbrochen werden können und bewusst mit ihnen gespielt wird, kann ich es genießen. Denn genau dieses bewusste Spiel mit Hierarchien ist es, was mir selbst Macht gibt und mich stark fühlen lässt.
Ich fühle mich empowered, wenn ich jemandem für kurze Zeit die Befehls- und Entscheidungsgewalt über mich gebe. Wenn ich jemandem die Wahl lasse, mit meinem Körper zu tun was er möchte. Wenn ich jemandem erlaube, mich zu seiner Sub zu machen.
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Voraussetzung für eine Session: Augenhöhe
Die BDSM-Szene ist nichtsdestotrotz kein heiles Paralleluniversum. Auch hier wirken die Ungleichgewichte der Welt ringsum: Sexismus, Diskriminierung und patriarchalische Strukturen.
Daher ist für mich vor einer Session eine Begegnung auf Augenhöhe mit meinem Spielpartner die Voraussetzung dafür, Kontrolle abzugeben. Wenn vorher kein Gefühl der Gleichstellung zwischen mir und meinem Partner vorhanden ist, lasse ich mich auf kein Spiel ein.
Nach einer Session wiederum brauche ich eine körperliche und emotionale Nachsorge, die die Balance von zuvor wiederherstellt. Es besteht sonst die Gefahr, dass sich auch im Alltag ein Ungleichgewicht zwischen mir und meinem Dom einschleicht.
Als Sub (und Feministin) im BDSM-Bereich trage ich die Verantwortung, das Spiel und die Beziehung zu meinem Dom immer wieder zu reflektieren und vor wie auch nach den Sessions ausgiebig mit ihm darüber zu reden.
Kommunikation, insbesondere über das Wahren von Grenzen und das Erfüllen von Wünschen, ist etwas, das in vielen Vanilla-Schlafzimmern nicht passiert. Es werden Wünsche (und manchmal Grenzen) ignoriert – oder einfach nie besprochen. Während ein fortwährender Austausch im BDSM unabdingbar ist, bildet er außerhalb konkreter Kink-Kontexte nach meinen Erfahrungen eher die Ausnahme. Und das macht BDSM in meinen Augen so feministisch.
BDSM als feministischer Startpunkt
Ich weiß heute, dass mein selbstbestimmtes Sexleben erst mit BDSM angefangen hat.
Ich kann als devote Masochistin sagen, was mir gut tut und wo meine eigenen Grenzen liegen. Und gerade weil ich BDSM praktiziere, ist mir das bewusst.
Das vermeintliche Paradoxon liegt darin, dass eine Frau in einer geschützten und vertrauensvollen BDSM-Beziehung alles sein kann, was sie möchte.
Sie kann Domina oder Herrin sein. Sie kann Sub, Dienerin und Masochistin sein.
Sie kann sich schlagen, beleidigen und bespucken lassen, ohne jemals an Wert und Macht zu verlieren.
Sie kann Catwoman und zugleich zahmes Kätzchen sein.
Und was ist selbstbestimmter und feministischer als das?
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