Lola und Sascha, auch bekannt als Sapieha und VÆGABØUND, arbeiten als Kink-Educator:innen und sind die Coaches des neuen Online-Kurses "Spanking – die Lust am Schlagen" im JOYclub. Ein Gespräch über persönliche Aphrodisiaka und therapeutisches Spanking.
Interview von kinkyminky mit Sapieha und VÆGABØUND
Spanking – die Lust am Schlagen
Schau in unseren neuen Online-Kurs rund um Impact Play & Spanking. Lerne Schritt für Schritt, wie du kinky Erlebnisse verantwortungsvoll gestaltest und entdecke reizvolle Tools.
Der Online-Kurs ist auch für Basis-Mitglieder kostenlos.
JOYclub: Erklärt mir die Faszination für Impact Play und Spanking: Warum haut man andere und lässt sich verhauen?
Sascha: Gute Frage. Für mich ist das eine Form von Intimität. Man kann in einer Ohrfeige sehr viel Liebe transportieren. Es ist eine besondere Intimität, wenn jemand sagt "Tu mir weh". Das hat auch nichts mit Aggressivität zu tun, ich fühle mich dabei nicht besonders stark oder mächtig. Es ist ein gemeinsames Spiel, ein Abenteuer, das man erlebt. Das Heraustreten aus dem Alltag, das Abschütteln von Konventionen und das Hineinbegeben in den intimen Moment ist es, was das Impact Play so besonders macht. Dazu kommt noch mein persönlicher Spieltrieb und das Bedürfnis, meine Hand zu benutzen.
Lola: Ich beschreibe es immer als Umami auf körperbasierter Form.
Ganz nah beieinander sein. Das spüre ich, wenn ich in der aktiven Rolle spiele.
JOYclub: Fallen euch Berührungen auch im Alltag leicht? Viele Menschen brauchen ja eher den Abstand.
Lola: Wir sind beide sehr körperliche Menschen. Wir kuscheln gerne, aber Berührungen sind für uns nicht auf eine romantische Ebene beschränkt. Auch in unseren platonischen Beziehungen berühren wir gerne Menschen, die uns nahestehen. Ich persönlich arbeite auch in einem körpernahen Bereich und begreife meine Welt über Berührungen.
Sascha: Berührung ist für mich eine Sprache der Liebe. Durch den Körper erfahren wir unsere Umwelt und uns selbst. Wenn es um Impact Play geht, ist das kein rein taktiles Erlebnis, sondern eine ganzheitliche Erfahrung, die Geruch und Geräusch mit einschließt.
JOYclub: Im Zusammenhang mit dem Impact Play hört man häufig den Begriff "Core Erotic Theme", kurz CET. Wie erkenne ich, ob mein erotisches Kernthema mit Lustschmerz verbunden sein könnte?
Sascha: Beim CET geht es darum, die persönlichen Aphrodisiaka herauszufinden. Ganz individuell können das Angst, Eifersucht, Zorn und vieles andere sein. In einem guten Impact Play werden diese in Entspannung, Stolz oder Intimität als Belohnungsgefühl transformiert.
Jeder muss für sich selbst herausfinden, ob Impact Play dafür das richtige Mittel ist oder welcher Modus der passende ist, sich an den Lustschmerz heranzutasten und in Verbindung mit dem Partner oder der Partnerin zu treten.
JOYclub: Was ist das Besondere an der hingebenden und führenden Rolle? Welche empfindet ihr als herausfordernder?
Lola: Ich selbst bin Switch und spiele sowohl in der hingebenden als auch in der führenden Rolle.
Ich bin keine Masochistin und empfinde so etwas wie Lustschmerz nicht unbedingt. Ich finde es aber spannend, was der Geist während einer Session macht. Je nach Rhythmus der Schläge kann mich das in einen Trancezustand versetzen. Gleichzeitig verspüre ich aber auch Angst, die sich letztlich in Stolz verwandelt.
Gerade für Anfänger:innen ist es oft eine Übungssache, auch an sich selbst zu denken und die eigenen Grenzen zu wahren. Diese Verantwortung sollte nicht alleine der führenden Person übertragen werden. Aber auch ich musste schon daran erinnert werden, mein Safeword zu benutzen.
Sascha: Wir selbst spielen nach einem Ampelsystem mit den Farben Grün, Gelb und Rot. Ich nenne es "Jugdement Call", wenn ich in der führenden Rolle entscheide, die Session zu unterbrechen, auch wenn mein:e Partner:in keine Signale zum Aufhören sendet. Ich achte in einem solchen Fall genau auf die andere Person und entscheide gegebenenfalls, das Spiel abzubrechen, wenn sie selbst ihren eigenen Zustand nicht mehr einzuschätzen weiß. Hier übernehme ich letztendlich die Verantwortung für emotionale und physische Unversehrtheit meiner Mitspielenden. Das ist eine der wichtigsten Aufgaben in diesem Spiel.
Die Person, die führend spielt, sollte immer verantwortungsvoll handeln und ihre eigenen Bedürfnisse nicht über das Wohlbefinden der hingebenden Person stellen.
JOYclub: Habt ihr Tipps für Anfänger:innen, die unsicher sind, dass sie aus dem Spiel nicht mehr aussteigen können? Wie stellt ihr Sicherheit abseits von Safewords für beide Seiten sicher?
Lola: Ich identifiziere mich gerne als "Baby Top" und bin als aktiver Part nicht ganz so geübt. Daher starte ich eher langsam in die Session und setze mir einen zeitlichen Rahmen. Beim Schlagen achte ich darauf, die Körperstellen zu variieren.
In der hingebenden Rolle stelle ich mir gerne eine Schmerzskala von 1 bis 10 vor und spiele zunächst in einer 2 bis 3. Erst nach und nach gehe ich in höhere Bereiche, um den Körper richtig aufzuwärmen.
Sascha: Aus meiner Coaching-Erfahrung kenne ich die Sorge von Paaren, dass persönliche Grenzen verwischen könnten, wenn sie sich innerhalb einer Session schlagen. Diese Befürchtung kann ich entkräften. Im Spiel geht es nicht um Gewalt, sondern um geteilte Intimität innerhalb des gemeinsamen Konsens.
Mein Tipp: Packt zu Beginn nicht den ganzen Werkzeugkoffer aus und lasst euch Zeit, in die Session einzusteigen. Weiterhin ist es wichtig, sich über den Verlauf des Spiels Gedanken zu machen: Was brauchen wir vielleicht nach dem Spiel? Wie soll die Aftercare aussehen?
JOYclub: Beim Impact Play münden negativ konnotierte Emotionen wie Schmerz, Angst, Hilflosigkeit idealerweise in Lust, Glück, Befriedigung. Wie gelingt das Fallenlassen, der Übergang vom Schmerz zur Befriedigung?
Lola: Ich rate, ohne Erwartungen in die Session hineinzugehen. Jede Session kann anders sein und auch von der Tagesform abhängen. Was mir hilft, wenn ich einen kathartischen Moment erleben möchte: rhythmische Schläge, bei denen ich den Schmerzreiz durch meine Atmung kontrollieren kann. Ich lasse Körperempfindungen durch mich hindurch wandern, atme und schreie laut. Auf der aktiven Seite ist es wichtig, das dann auch auffangen zu können.
Manchmal reicht mir der Moment, wenn der Knoten geplatzt ist. Manchmal bin ich dann aber auch so locker, dass wir in der Session weiter gehen.
Sascha: Rituale sind eine gute Hilfestellung, in Situationen hineinzukommen. Im Kink setzen wir uns einen Raum, ziehen uns vielleicht noch einmal um und nehmen uns einen Moment, miteinander anzukommen. Ich führe den Körper meiner Partnerin in einem "Erotic Flow" und lasse sie spüren, dass sie sich wirklich fallen lassen kann, bevor wir anfangen zu spielen.
JOYclub: Beim Schlagen unterscheiden sich die Geschlechter typischerweise in den Zonen, die als lustvoll oder eben unangenehm empfunden werden. Welche sind das und warum ist das so?
Sascha: Ich habe in meiner Praxis festgestellt, dass ein Großteil der weiblich gelesenen Personen es nicht mag, am Rücken ausgepeitscht zu werden. Das hat etwas damit zu tun, wie die Nervenbahnen in Richtung der Brüste ziehen. Andere wiederum stehen darauf, wie die Brust bearbeitet wird. Bei Menschen mit Penis ist darauf zu achten, dass eine Bearbeitung der Innenseite der Oberschenkel eine Beeinträchtigung der Erektionsfähigkeit zur Folge haben kann.
Ansonsten ist es wirklich sehr individuell, was als angenehm empfunden wird. Jeder hat seine persönliche Konnotation und verschiedene Vorstellungen, wie er oder sie sich während der Session fühlen will.
Lola: Ich falle hier aus dem Schema und stehe darauf, den Rücken ausgepeitscht zu bekommen. Das kann auch mit meiner Alltagspersona zusammenhängen, die eine große Last auf den Schultern trägt.
JOYclub: Gibt es ein Lieblings-Schlagwerkzeug – und warum?
Sascha: Für mich ist es die Hand, weil sie sehr nah an mir und meiner Partnerin dran ist und sich vielseitig einsetzen lässt. Zudem entwickelt sich der Rohrstock gerade zwischen uns. Ich persönlich mag den Flogger, wenn ich geschlagen werde.
Lola: Ich liebe die Faust! Ich habe einmal ein Spiel mit der Faust beobachtet und war zunächst schockiert. Am nächsten Tag war ich bei einem Workshop zu "Rough Body Play" und habe so den Zugang dazu gefunden. Den dumpfen Schmerz durch die Faust kann ich regelrecht genießen. Umgekehrt hatte ich immer Interesse am Paddle, mochte aber den großflächigen, ziehenden Hautschmerz nicht.
Mit dem Rohrstock ist es eine Art Hassliebe, weil ich die Optik mag, aber als Toy gerade erst lerne, damit umzugehen. Die Fußsohlen und Handflächen sind hier für mich beliebte Regionen. Wenn ich selbst aktiv spiele, mag ich den Flogger und die schwungvollen Bewegungen dabei.
JOYclub: Welche Rolle spielen sichtbare Spuren für euch?
Lola: Ich bin sehr stolz. Gerade habe ich vom Dreh des Kurses einen dicken blauen Fleck auf dem Hintern, der vom Rohrstock stammt. Der wurde mir schon ausmassiert, damit kein Hämatom entsteht und ich wieder sitzen kann. Für mich ist das eine schöne Erinnerung und ich sehe, wie sich die Spuren im Laufe der Zeit verfärben – wie ein temporäres Tattoo.
Sascha: Auch bei mir löst es Genugtuung und Stolz aus, "meine" Markierungen auf meiner Partnerin zu sehen. Gleichzeitig empfinde ich Dankbarkeit und Wertschätzung, dass sie sich so hingegeben und für uns beide gelitten hat.
JOYclub: Und nach dem Schlagen? Wie sieht für euch die ideale Aftercare aus?
Sascha: Am besten klärt ihr diese Erwartung schon im Vorgespräch. Manche Menschen mögen eine warme Decke, etwas zu trinken oder wollen kuscheln. Andere brauchen etwas Abstand und Ruhe, um die Session verarbeiten zu können.
JOYclub: Die Liebe zum Spiel ist bei euch so groß, dass ihr sie zum Beruf gemacht habt und mit der Öffentlichkeit teilt. Warum ist es euch so wichtig, Leidenschaft und Wissen weiterzugeben?
Lola: Ich habe immer versucht, Kink-Ambassador zu sein, weil es eine wunderschöne Art und Weise ist, mit anderen in Verbindung zu treten. Man lernt auch über sich selbst viel Neues, das in den Alltag hineinspielt. Schwierigen Situationen kann ich besser begegnen, weil ich sie im Spiel auch meistere. Gleichzeitig ist es wichtig, sicher zu spielen, weil jede Session körperliche wie mentale Risiken birgt.
Sascha: Bei mir gehen altruistische und ganz selbstsüchtige Gründe Hand in Hand. Mir ist die Aufklärung gerade für Neulinge sehr wichtig. Beginner:innen sind in einer sehr verwundbaren Lage, weil sie eigene Grenzen und Bedürfnisse oft noch nicht klar kennen. Ich möchte Menschen in ihrer Selbstentwicklung unterstützen.
Auf einer anderen Ebene macht es mir einfach Spaß, anderen zu begegnen und Workshops zu geben, in denen sich zehn Menschen gegenseitig den Hintern versohlen.
JOYclub: Wie war es für euch, diesen Online-Kurs mitzugestalten?
Sascha: Es war spannend für uns, sich in diese neue Situation hineinzubegeben. Die Herausforderung lag hier darin, ohne Interaktion mit Teilnehmenden in eine Kamera zu sprechen. Nicht zuletzt hat auch der Dreh mit den beteiligten Menschen, die uns beim Spielen und Spanken zusahen, den Exhibitionisten in uns sehr gut gefallen.
Lola: Der Blick auf Details, ohne sich dabei zu verlieren, war für uns besonders spannend und eine große Herausforderung.
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Seit Luke den erotischen Comic "The Art of Spanking" gelesen hat, sucht er nach einer Partnerin, die er lustvoll versohlen darf. Endlich trifft er Carol, die sich ihm gern zur Verfügung stellt.
Regie: Erika Lust | 2014 | leihen für 2,99 Euro | kaufen für 7,95 Euro
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