Das JOYclub-Mitglied und Model Desty wird einen Tag lang in einem Raum sitzen, in dem 50 Menschen nacheinander mit ihr anstellen dürfen, was sie wollen. Was genau das jeweils sein wird, erfährt sie vorab nicht. Wie ist ihr Wunschprojekt entstanden? Worin liegt für sie der Reiz? Und wer darf sich bewerben? Eine Projekterkundung.
Die Reise ins Unbekannte
Destys Experiment hat berühmte Vorbilder: Yoko Ono saß für ihre Performance "Cut Piece" 1964 auf dem Boden, vor sich eine Schere. Die Zuschauenden durften ihr die Kleidung vom Körper schneiden.
Marina Abramovic spitzte das Ausgeliefertsein 1974 zu: Für "Rhythm O" legte sie exakt 72 Gegenstände aus. Etwa ein Glas mit Honig, Wein, ein Skalpell, Nägel, eine Metallstange und eine Waffe mit einer Patrone. Die Zuschauenden waren nun eingeladen, die Gegenstände an ihr anzuwenden.
Ein Grenzgang spätestens, als ein Zuschauer Abramovic die geladene Waffe in die Hand drückte und an ihrer Schläfe positionierte. Der Schuss blieb aus.
Wie ist die Idee entstanden?
Soweit soll es in Destys Experiment definitiv nicht gehen. Gleichwohl war sie fasziniert, als sie erstmals von Marina Abramovics "Rhythm O" hörte. Dieser bleibende Eindruck vermengte sich für sie mit einem zweiten: Sie schaute einen Schwulenporno, in dem ein Mann vielen anderen Männern sexuell ausgeliefert war. Sie hat sich gefragt: "Wie würde ich reagieren? Wäre das geil für mich? Da gefesselt zu sitzen und mich benutzen zu lassen? Komme ich irgendwann an einen Punkt, an dem es nicht mehr geht?"
Aus dem Zusammenspiel beider Eindrücke wuchs in ihr die Idee zu dieser Versuchsanordnung.
Was ist der Reiz für sie?
Desty entdeckte mit 19 Jahren, dass ihr sexuelle Unterwürfigkeit Lust bereitet. Es dauerte allerdings fast neun Jahre, bis sie diesen Zug endlich umfassend auslebte, es genoss, zu dienen und in einem Safe Space benutzt zu werden. Im letzten Jahr wechselte sie vom Akt- in den Pornart-Bereich, für den sie ihre Spielspuren nicht mehr verstecken musste, und begann, eigene Fotoprojekte auf die Beine zu stellen.
Getrieben vom Wunsch nach ästhetischen und authentischen Fotos, die ihre weibliche Perspektive beleuchten, entschied sie sich mit ihrem Partner calvato dazu, einen Bildband zu gestalten. Das Resultat >>enthüllt<< schildert die Entdeckung ihrer devoten Seite.
Und nun: Dieses Experiment. Ihr Traumprojekt.
Einerseits hofft sie, "dass sexuelle Dinge dabei sind, von denen ich gar nicht wusste, dass sie mir gefallen". Andererseits betont sie ausdrücklich, dass nichtsexuelle Handlungen erwünscht sind. Und genau in diesem Wechsel liegt für sie einer der Reize. "Die unterschiedlichen Interaktionen werden krass, wenn beispielsweise auf ein Teetrinken ein Spanking folgt. Oder wenn ich aus meiner passiven Rolle herausgelockt werde und agieren muss."
Gibt es eine Botschaft über ihre persönliche Grenzerfahrung hinaus?
Es sind zwei miteinander verzahnte Botschaften, die Desty in ihrem Projekt erkennt. "Wie in meinen Fotos geht es um die Lust und Sexualität der Frau. Und darum, Frauen zu ermutigen, Neues zu wagen."
Obendrein liefert das Experiment zahlreiche Inspirationen. Die 50 Teilnehmenden, Männer und Frauen, bringen eine Vielfalt an Fantasien mit. Neben der grundsätzlichen Ermutigung liefert Desty quasi ein Ideenbuffet zur Selbsterkundung.
Wie läuft das Experiment ab?
Das Experiment findet am 4. Oktober in Düsseldorf statt. Aktuell sammelt calvato die Bewerbungen, in denen Menschen erzählen, was sie mit Desty anstellen wollen. In seiner Auswahl wird er darauf achten, dass die Interaktionswünsche möglichst vielgestaltig ausfallen. Eine Bedingung: Die Teilnehmenden müssen am Tag des Experiments das machen, womit sie sich beworben haben.
Der Ablauf folgt dem Speed-Dating-Prinzip. Ein jeder der 50 Teilnehmenden hat maximal zehn Minuten mit ihr. Es gibt zwei Räume – einer davon nicht für die anderen Partizipierenden einsehbar – zwischen denen die Teilnehmenden wählen dürfen. Für den Bildband werden sie vorab nach ihren Erwartungen und danach zu ihren Eindrücken befragt. Neben calvato als Fotograf begleiten eine Projektbetreuerin und ein Psychologe das Experiment.
Desty wünscht sich für den 4. Oktober viele Frauen, eine große Vielfalt – und Authentizität: "Es ist wichtig, dass die Wünsche und Ideen, die die Leute mitbringen, aufrichtig aus ihnen kommt. Dass sie ein Stück von sich einbringen. Und dass sie sich und eine Facette ihrer Persönlichkeit dadurch sichtbar machen. Selbst wenn sie sich mit einer Maske anonymisieren."
Desty erfährt vorab nicht, was für Interaktionen auf sie zukommen. Sie weiß allerdings, was sie definitiv nicht will:
Mittlerweile ist der große Tag schon vorbei. Wir haben mit Desty darüber gesprochen, wie es sich angefühlt hat und was das irrste Erlebnis war.
Zum Interview mit Desty
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