Ein Master stellt die extremste Ausführung einer dominanten Rolle im BDSM dar. In der Idealvorstellung ist es das Ziel des Masters, den submissiven Partner vollkommen zu unterwerfen – sowohl psychisch wie auch physisch. Er übernimmt einvernehmlich das Eigentum an dem oder der Sub.
Was es bedeutet, Master zu sein
Beim Master handelt es sich um die dominanteste Rolle im BDSM-Role-Play und gleichsam um die wohl bekannteste, denn die Master-Serf-Konstellation ist auch außerhalb der BDSM Szene ein Begriff. Serf wird hierbei mit Leibeigene:r übersetzt.
Ein Master ist im BDSM die Person, die in gegenseitigem Einvernehmen den vollständigen Besitz an seinem Gegenüber erhält. Der Sklave, die Sklavin oder Serf handelt in den Sessions nicht nur nach den Anweisungen des Masters, er oder sie verliert hierbei jegliche Individualität und lässt sich vollends von seinem Herren lenken. Hierbei handelt der Master bestimmt und fordernd, Widerworte oder gar Widerstand duldet er keineswegs.
So zumindest die zu Ende gedachte Idealvorstellung dieser Rolle. Eine BDSM-Session abzuhalten, die tatsächlich dieser extremen Spieldynamik möglichst nahe kommt, setzt einiges an Erfahrung voraus.
Die Bezeichnung Master leitet sich vom Englischen ab und bedeutet Meister oder Herr. Sein weibliches Pendant ist die Mistress bzw. Herrin. Beide haben in der Session einen submissiven Gegenpart, den Sub oder Serf. Je nach Vorliebe können die devoten Partner weiblich, nonbinär oder männlich sein.
Ein weit verbreitete Konstellation ist die des männlichen Masters und seines weiblichen Serfs. Auch das Paar Mistress und ihr männlicher Sklave findet sich häufig in der BDSM-Szene. Natürlich sind auch gleichgeschlechtliche Konstellationen möglich.
Die Rolle des Masters im BDSM
Der Master hat es sich zur Aufgabe gemacht, die oder den Serf vollständig zu dominieren. Hierzu gehört nicht nur die eigene sexuelle Befriedigung, sondern auch eine Vielzahl an Tätigkeiten, mit denen die Serf ihren Gehorsam beweisen muss. Für eine gut funktionierende Master-Serf-Beziehung bedarf es einiges an Aufwand und Training. Es gibt die Praktik, dass der Master seine Serfs über einen längeren Zeitraum anlernt und entsprechend konditioniert, bis sie seinen Anforderungen gerecht werden.
Ein guter Master gibt zwar die Richtung vor, doch muss allen Beteiligten bewusst sein, dass sie während einer BDSM-Session in Rollen schlüpfen und nur durch die Zustimmung der oder des Serfs die Spielgrundlage gegeben ist. Oft weichen die Idealvorstellung und die BDSM-Role-Play-Realität voneinander ab. Erfahrene Master und Subs finden gerade in diesen Abweichungen ihre persönliche Dynamik und Lust.
Ist eine Serf nach den Vorstellungen des Masters ausgebildet, muss sie allen Befehlen des Masters folgen und dessen Wünsche bedingungslos erfüllen. Dabei sind der Fantasie des Masters keine Grenzen gesetzt und die Sessions beschränken sich nicht nur auf ein paar Stunden im "Spielzimmer" – nein. Häufig werden Serfs in den Alltag des Masters integriert und haben für ihn niedere Arbeiten zu verrichten oder als Lustsklavinnen jederzeit bereit zu stehen.
Spezifisch für diese Art von Beziehung ist die absolute Untertänigkeit der Serf. Dabei können die Aufgaben nach individuellen Vorlieben mehr oder weniger entwürdigend sein. Manche Master richten ihre Serf eher körperbezogen ab und benutzen sie ihren Wünschen entsprechend für verschiedene Sexualpraktiken. Macht sie ihre Sache gut und erfüllt den Wunsch des Masters, wird er sie, wenn er es für angebracht hält, im Anschluss belohnen.
Bei einer objektbezogenen Abrichtung kann die Serf bis hin zur Entmenschlichung vom Master benutzt werden. Er allein entscheidet, was sie tun muss. Immer vorausgesetzt die Serf hat vorab ihre Zustimmung gegeben. So kann die Serf dem Master beispielsweise als Hocker für seine Beine dienen oder muss demütigende Putzarbeiten im Haushalt verrichten. Der Master gibt vor, die Serf hat zu dienen.
Welchen Reiz sucht der Master?
Ein Master sucht die möglichst vollständige Kontrolle über sein Gegenüber. Im Extremfall genießt er es, die Person so weit zu besitzen, dass diese über fast keinen eigenen Willen mehr verfügt und demütig seine Wünsche erfüllt. Das Zusammenspiel aus Kontrolle, Züchtigung und Dominanz sind der Kick, den der Master bei dieser Art von Fetisch sucht. Das Vertrauen, welches die vollkommene Hingabe des Subs bedeutet, berauscht ihn.
Welche Rollen passen zum Master?
Nicht selten sind Master-Serf-Anhänger auch im SM-Bereich anzutreffen. Durch die körperliche Züchtigung kommen Sadisten und Masochisten im Play gleichsam auf ihre Kosten. Generell funktioniert ein Master wie jeder Top mit einem devoten Gegenpart, dem Bottom. Wie ausgeprägt die Submission beim Bottom sein muss, kann nicht pauschalisiert werden und wird in jeder Master-Serf-Beziehung individuell ausgelotet.
Es ist davon auszugehen, dass ein starker Master einen hörigen Serf als Mitspieler am meisten genießt, da dieser bereit ist, sich bis zur völligen Aufgabe der eigenen Person in seinen Besitz zu begeben. Wobei klar sein muss, dass die vollkommene Unterwerfung eher als Richtwert funktioniert, dem sich Master und Sub ihren Bedürfnissen entsprechen annähern.
Worauf muss ein Master achten?
Nicht nur dem Master auch dem Sub muss bewusst sein, dass das BDSM-Role-Play Risiken mit sich bringt. Das Machtverhältnis zwischen Master und Serf ist wie ein filigran gesponnenes Netz aus zahlreichen Fäden: Durch intensive Arbeit und entsprechende Übereinkünfte haben beide Partner ihre eigene Basis geschaffen, die sie zusammenhält und die ihnen gegenseitig Lust beschert.
Viele Paare bedienen sich hierzu symbolischer Hilfsmittel, wie einem Vertrag oder dem Ring der O. Bei ersterem, dem Vertrag, werden die Aufgaben und Pflichten des Serfs schriftlich festgehalten und die Rechte des Masters definiert. Obwohl diese Herangehensweise von manch eingefleischten BDSMlern eher belächelt wird, ist der Grundgedanke, der dahinter steckt, einer der wichtigsten Grundsätze im BDSM: Durch offene und klare Kommunikation müssen beide Spielpartner die eigenen Grenzen und Vorlieben ausloten und diese sich gegenseitig mitteilen.
Einigen sich beide Partner auf gewisse Spielregeln, kann das Vertrauen zwischen ihnen wachsen, da beide die Grenzen des anderen in der Session respektieren. Nur so ist es möglich, dass sich ein Serf vollständig fallen lässt und voll und ganz in die Hände des Masters begibt.
Trotz Bestrafung und Demütigung hat der Serf nur die Schäden durch den Master zu befürchten – sei es körperlich oder psychisch – denen er oder sie zugestimmt hat. Da der Master im Rahmen der Züchtigung häufig handgreiflich wird und seinen Sub etwa mittels Spanking bestraft, ist der Schmerz für den Sub immer tolerierbar. Ein Safeword dient als letztes Sicherheitsnetz, um rechtzeitig die Handlung zu stoppen und ungewollte Verletzungen zu vermeiden.
Hierbei muss es sich nicht ausschließlich um körperliche Verletzungen handeln. Da viele Master zur Demütigung ihres Serfs entmenschlichende oder entwürdigende Maßnahmen ergreifen oder den Serf verbal demütigen, schützt das Safeword auch vor etwaigen psychischen Schäden. Vollkommen risikofrei zu spielen, gelingt in dieser extremen Ausprägung des BDSM allerdings nicht. Deshalb sollten sich alle Beteiligten während einer Session den BDSM-Grundsatz SSC – Safe, Sane, Consensual – regelmäßig vor Augen führen.
Und in jedem Fall ist es ratsam, sich nach der Session Zeit für eine aufmerksame Aftercare zu nehmen, um sich gegenseitig nicht emotional zu verletzen und die Beziehung dadurch zu gefährden. In der Aftercare können sich Master und Sub gegenseitig helfen, sicher und behutsam aus ihren BDSM-Rollen zu schlüpfen.
Grenzenloser Spaß
Master und Serf sind nicht auf eine bestimmte Örtlichkeit bei ihrer Session eingeschränkt. Im Gegenteil: Es kann für beide der absolute Kick im Role Play sein, an unkonventionellen Orten in die entsprechende Rolle zu schlüpfen.
Viele Swingerclubs bieten speziell dafür ausgestattete Themenräume an, bei denen die Play Rooms nach verschiedenen Mottos gestaltet sind: Gynäkologische Stühle, Andreaskreuze, Strafböcke oder Domina Thrones sind nur eine kleine Auswahl an den unzähligen Spielmöglichkeiten, die dort auf Mitspieler warten.
Auch auf Fetischevents oder Fetischmessen finden Master und Serfs verführerische Spielecken, Spielzimmer und Utensilien, um die eigene Lust zu genießen und sich selbst in Ekstase zu versetzen. Gerne demonstrieren Paare ihre Zugehörigkeit durch entsprechende Hilfsmittel wie Leinen oder Halsbänder. Auch ein Ring, mit einem O als Motiv, symbolisiert, dass der Serf Eigentum des Masters ist. Grundlage hierfür ist der Roman Geschichte der O von Pauline Réage, der von einer vollkommenen Unterwerfung erzählt.
Wieviel Master steckt in dir?
Gibt es dir einen Kick, deine Dominanz anderen gegenüber zu Schau zu stellen? Gehst du vollständig in der Rolle des Tops, der einen Bottom beherrscht, auf? Dann bist du mit großer Wahrscheinlichkeit ein Master oder auf dem Weg, einer zu werden und hast Spaß am Role Play mit einem devoten Sub.
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