Ob durch Worte oder Taten: Wir alle zeigen und empfangen Zuneigung auf verschiedene Weise. Doch zu viele Unterschiede sorgen für Krach. Mach den Selbsttest und lerne die Sprache deines Partners oder deiner Partnerin!
Ein Gastbeitrag von Dr. Judith Gastner
Gib mir doch, was ich brauche!
Endlich Feierabend nach einem stressigen Tag! Ich weiß genau, was mir jetzt gut tun würde – mein Partner aber anscheinend nicht. Denn obwohl mir gerade nach einem gemeinsamen Glas Wein und einem Plausch wäre, stellt er mir lächelnd eine Tasse Tee mit Honig hin und verzieht sich in sein Arbeitszimmer.
Vielleicht gut gemeint, aber nicht gut gemacht: Diese Tee-zum-Runterkommen-Nummer geht mir schon länger gewaltig auf den Zeiger.
Sie ist Mitbegründerin von PaarBalance.de, einer Online Selbsthilfe-Plattform mit der Mission, möglichst viele krisenhafte Beziehungen zu retten und die "Geheimnisse glücklicher Partnerschaften" so zu vermitteln, dass Liebe wieder Spaß macht.
Was denkt mein Partner?
Ja – warum kapiert er es eigentlich nicht? Mir fallen spontan drei mögliche Gründe ein.
Möglichkeit 1: Es ist ihm egal. Meine Bedürfnisse sind meinem Partner gleichgültig. Wie ich meinen Feierabend gestalte, entscheidet immer noch er. Und er findet, dass Tee genau das Richtige für mich ist..
Möglichkeit 2: Er weiß es nicht. Wir sind zwar schon 10 Jahre zusammen, aber er kann meine Gedanken immer noch nicht lesen. Und ich habe noch nie erwähnt, dass mir nach der Arbeit nach Kontakt und nicht nach Ruhe ist.
Möglichkeit 3: Er macht, was ihm an meiner Stelle gefallen würde. Mein Partner findet es gut, nach der Arbeit in Ruhe gelassen zu werden und sich mit einem Heißgetränk zu entspannen – er will mir etwas Gutes tun, so wie es ihm guttun würde.
Und woran liegt es nun wirklich?
Ich atme tief durch und überlege: Welche dieser Möglichkeiten ist realistisch? Vielleicht ging es dir auch schon einmal so, dass deine Beziehungsperson und du einfach nicht auf der gleichen Wellenlänge kommunizierten. Es lohnt sich, innezuhalten und zu reflektieren, was die Beweggründe deines Partners sein könnten:
- Ist es ihm egal?
Normalerweise sucht sich niemand einen Partner, nur um ihn dann schlecht zu behandeln. Du solltest davon ausgehen können, dass dein Partner dich nicht absichtlich frustrieren möchte.
- Weiß er es einfach nicht?
Gar nicht so unwahrscheinlich. Wir denken oft, dass unser Partner genau weiß, was wir wann und warum gut finden und was nicht. Aber: Haben wir dem oder der Liebsten die eigenen Bedürfnisse und No-Gos wirklich so eindeutig mitgeteilt?
- Schließt er von sich auf andere – auch auf dich?
Auch sehr gut möglich. Für die meisten Menschen ist es kaum vorstellbar, dass das Gegenüber das, was sie selbst als angenehm empfinden, nicht genauso genießt. Aber Achtung! Wir sind und bleiben zwei unterschiedliche Personen – auch in einer Partnerschaft. Um zu bekommen, was du brauchst, musst du es benennen.
Was ist eine Liebessprache?
Viele Menschen können sich nicht nur im Alltag, sondern auch im Liebesleben in mehreren Sprachen verständigen. In der Regel liegen uns eine oder zwei Sprachen ganz besonders. Wir werden nicht nur gerne selbst in dieser Sprache angesprochen, sondern kommunizieren auch mit Menschen, die uns wichtig sind, am liebsten in dieser Sprache. Treffen wir damit aber auch automatisch die Liebessprache des Partners?
Menschen lieben unterschiedlich!
Während ein Part in der Beziehung nichts so sehr schätzt, wie liebevoll umsorgt zu werden, kann der andere Part nur wenig damit anfangen. Vielleicht nervt es sogar. Dafür käme umso mehr an Liebe bei ihm an, wenn er fest in den Arm genommen und leidenschaftlich geküsst werden würde.
Manche finden es vielleicht ultimativ charmant, einen Strauß Gladiolen mitgebracht zu bekommen oder diese herrlichen Datteln in Schokolade. Die Beziehungsperson hingegen macht sich nichts aus Geschenken, kann aber gar nicht oft genug gesagt bekommen, warum ihr Vortrag am nächsten Tag mit Sicherheit grandios werden wird und dass sie das beste Mousse au Chocolat unter der Sonne macht.
- Lob und Anerkennung (words of affirmation)
- Zweisamkeit (quality time)
- Geschenke (receiving gifts)
- Hilfsbereitschaft (acts of service)
- Körperliche Intimität (physical touch)
3 Tipps, um fremde Liebessprachen besser zu verstehen
Wenn wir in unserer Muttersprache kommunizieren, müssen wir keine Sekunde nachdenken. Es fließt ganz intuitiv aus uns heraus. Am einfachsten wäre es, wenn jeder deine Sprache spricht. Interessanter ist es jedoch, deinen Horizont zu erweitern – sowohl auf Reisen als auch in der Liebe.
Sei offen für Fremdsprachen! Je engagierter du die Sprache anderer lernst, desto besser kannst du dich ausdrücken und desto weniger musst du dich anstrengen, andere Muttersprachler zu verstehen.
Tipp 1: Sei geduldig, wenn du anderen deine Sprache beibringst
Wenn du jemandem deine Sprache nahebringst, ist Geduld das Zauberwort. Gib deinem Schüler nicht das Gefühl, Angst vor einer schlechten Note haben zu müssen. Sei geduldig und bereit, dich auch mal zu wiederholen.
Tipp 2: Lass deinen Stolz vor der Tür stehen
Wahre Liebe ist, wenn dein Partner von selbst weiß, was dir gut tut? Mit dieser Einstellung versperrst du dir viele Möglichkeiten. Lass dein Ego beiseite und sage deinem Gegenüber einfach, was du von ihm möchtest und brauchst: Damit steigen die Chancen enorm, das zu bekommen, was du willst.
Tipp 3: Positive Kommunikation ist der beste Treibstoff
Wer mit Liebe vollgetankt ist, hat Energie und fühlt sich gut. Beim falschen Treibstoff stottert der Motor. Oft bemerken wir eher, dass der Beziehungspartner das Falsche tut als das Richtige: Wenn wir nur meckern, erreichen wir aber nicht das gewünschte Ergebnis. Versuche, selbst beim größten Sprachchaos wohlwollend zu bleiben.
So kann das Fremdsprachentraining aussehen
Frag regelmäßig: "Wie geht's dir gerade?", und höre wirklich zu. Frag anschließend: "Was kann ich dir Gutes tun?", und höre wirklich zu. Und dann: Machen! Setze genau das um, was dir dein Gegenüber mitgeteilt hat. Das kann sein:
- Nimm mich in den Arm.
- Koch etwas für mich.
- Lass mir meinen Raum.
- Bring mir etwas Hübsches mit.
- Geh mit mir eine Runde spazieren.
- Leg dich mit mir aufs Sofa zum Kuscheln.
- Nimm mir einen lästigen Anruf ab.
- Lass mir eine heiße Badewanne einlaufen.
Tu es einfach. Und signalisiere währenddessen, dass du es gerne tust – aus Liebe. Auf diese Weise lernst du ganz selbstverständlich die Love Language deiner:deines Liebsten.
Tauscht anschließend die Rollen! Jetzt bist du dran: Erzähle, was du brauchst, und lass dein Gegenüber deinen Wunsch erfüllen. ("Wie schön, dass du fragst. Ich fände es gerade wunderbar, wenn du dies für mich tust: ...")
Und jetzt?
Wichtig ist: Es gibt keine falsche Liebessprache. Stehe selbstbewusst zu deinen Bedürfnissen und zu der Art und Weise, wie Kommunikation für dich funktioniert, und akzeptiere deinen Partner in seinen Besonderheiten.
Freue dich darüber, auf welch vielfältige Weise ihr miteinander kommunizieren könnt. Mit kleinen Geschenken und großen Worten. Mit Mimik und Gestik. Mit Gemeinsamkeit und Nähe. Mit euren Körpern und euren Sinnen. Mit Zärtlichkeit. Mit Sex. Liebt einander – und räumt Missverständnisse aus der Welt!
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