Wer sich für Bondage interessiert, hat vielleicht bereits von Shibari gehört. Denn die Fesselkunst gilt als das japanische Bondage. Erfahre, was Shibari ausmacht – und ob es vielleicht etwas für dich ist.
Der Ursprung des Shibari im alten Japan
Die japanische Fesselart Shibari hat sich im Bereich des Bondage aus der praktizierten Fesseltechnik des Hojōjutsu entwickelt. Wobei der Begriff Hojōjutsu genau das bedeutet: Fesseltechnik.
Vor allem im militärischen und polizeilichen Bereich fand Hojōjutsu seit dem japanischen Mittelalter Anwendung, insbesondere beim Transport oder der Überführung von Gefangenen. Hojōjutsu diente auch zur Abschreckung, etwa um die gefesselten Personen als mahnendes Beispiel zur Schau zu stellen. Aus dieser Praxis entwickelte sich schließlich im modernen Japan Shibari als Bondage-Spielart.
Shibari und Bondage, wo liegen die Unterschiede?
Shibari verfolgt vordergründig ein ästhetisches und kein sexuelles Ziel. Durch die Art der Fesselung und der Knoten soll ein Kunstwerk entstehen. Dieses wird bereits in seiner Entstehung oder vollendet präsentiert. Die Präsentation der gefesselten Person steht im Shibari im Gegensatz zum Bondage im Mittelpunkt. Hierfür werden bestimmte Körperteile oder -partien betont und in Szene gesetzt.
Das oft praktizierte Bondage mit dem Ziel jemanden zum Lustgewinn zu fixieren oder in der Bewegungsfreiheit einzuschränken, spiegelt sich im Shibari nur teilweise wieder. Diese Fesselkunst kann dennoch, wie im Bondage üblich, die Vorbereitung auf weitere sadomasochistische Praktiken sein. Wichtig ist, beim Shibari gehört die öffentliche Zurschaustellung der gefesselten Person fest dazu.
Shibari-Rope, Rigger und Rope-Bunny
Beim Shibari finden sich durchaus die traditionellen Rollen des Bondage wieder. Der oder die sogenannte Rigger ist die Person, die die andere fesselt. Das Rope-Bunny ist die Person, die sich fesseln lässt. Da es sich beim Shibari um eine Kunstform handelt, wird das Rope-Bunny auch, wie etwa bei Fotoshootings, häufigals Model bezeichnet. Auch deswegen, da die Bezeichnung Rope-Bunny für einige despektierlich klingt.
Der Rigger nutzt für die japanische Fesselung seines Models das traditionelle Shibari-Rope. Ursprünglich wurde das Shibari-Rope aus Hanf, Jute oder Baumwolle gefertigt. Heutzutage gibt es ebenso Anfertigungen aus Kunststoff. Da es bei der japanischen Fesselung oft um den gesamten Körpers geht, und nicht nur etwa um die Hände oder Füße, ist es wichtig, beim Shibari-Rope auf die richtige Länge zu achten.
Spezielle Techniken der japanischen Fesselkunst
So vielzählig wie die Shibari-Techniken sind, so traditionsreich ist diese Art der Fesselung. Shibari reicht dabei von simplen Handfesselungen bis hin zur hochkomplexen Ganzkörperfesselung. Das Ziel: die Schönheit, des meist weiblichen Körpers, heraus- und darzustellen. Das Model oder Rope-Bunny tatsächlich bewegungsunfähig zu machen, kann ebenso eine Rolle spielen. Shibari ist also beides: ein einfacher Knoten oder die Vollendung des gänzlich gefesselten, unbeweglichen und ausgelieferten Körpers.
Vom Ursprung des Hojōjutsu bis hin zu Shibari gibt es zahlreiche Unterarten. Etwa die Hängefesselung (Tsurizeme) oder die netzartigen Ganzkörperbindungen bzw. Seilkleider (Karada).
Ist der gefesselte Bereich insbesondere auf die Vulva ausgelegt, wird von Sakurambo (die Kirsche) oder Matanawa (die Schrittfesselung) gesprochen. Auch kann es möglich sein, sich besonders den Brüsten zu widmen. Dann wird umgangssprachlich, vor allem in den USA, von Shinju gesprochen. Der in der USA geprägte Ausdruck hat dabei nichts mit dem japanischen Shinjü zu tun: Hierbei handelt es sich um den geplanten Suizid zweier sich liebenden Personen.
Was ist Bondage im Allgemeinen?
Bondage ist innerhalb der BDSM-Szene eine beliebte Praxis. Bei den Fesselungen geht es darum, die Bewegungsfreiheit einzuschränken oder gar ganz zu nehmen. Der Begriff Bondage stammt aus dem Englischen und bedeutet etwa soviel wie Knechtschaft oder Unfreiheit. Im Vergleich zu Shibari gibt es einen engeren Fokus auf sexuelle Stimulation und zumeist eine stärkere Auslegung auf das reaktive Miteinander.
Weitere Intentionen des Bondage können auch die im Shibari gängige Zurschaustellung der gefesselten Person, der sexuelle Akt oder die Steigerung der Empfindung durch Konzentration sein.
Bekanntermaßen steht das B in BDSM für Bondage (Bondage & Disziplin, Dominanz & Submission und Sadismus & Masoschismus). Ob kunstvoll nach alter Tradition oder das simple Befestigen auf dem Strafbock: Fesseln nimmt im BDSM eine wichtigen Platz ein.
Für viele Bondage-Fans macht die Fesselkunst und damit das Wehrlosmachen des Rope-Bunnys schon den Hauptteil der Lust aus. Die Fesselung soll, wie im BDSM-Bereich üblich, die Gleichberechtigung zwischen den beteiligten Personen bewusst aufheben. Das Rope-Bunny gibt für die Dauer der Session die Kontrolle ab und liefert sich durch die angewandte Fesselkunst vollkommen aus. Dennoch ist darauf zu achten, dass die vorher definierten Grenzen nicht überschritten werden. Beispielsweise durch die Vereinbarung eines Safewords.
Gefahren beim japanischen Bondage und beim Shibari
Beim Shibari gibt es, wie bei jeder Fesselkunst, Gefahren und Risiken. Es ist unmöglich, diese auszuschließen. Durch gesammelte Erfahrungen, intensives Üben und unentwegtes Kommunizieren lassen sich Risiken minimieren.
Zu den häufigsten Gefahrenquellen gehören Druckschädigungen und Überreizungen der Nerven. Nervenbahnen durchziehen den gesamten Körper. Für eine sichere und lustvolle Shibari-Erfahrung ist ein solides Grundwissen somit Voraussetzung, denn bereits kurzzeitige Beeinträchtigungen können sich zu ernsthaften Schädigungen entwickeln. Abgedrückte oder überreizte Nervenbahnen können beim Gefesselten etwa zu Taubheitsgefühlen führen, doch eine Reaktion der Nervenbahnen ist nicht immer direkt bemerkbar.
Sollten nach einer Session Komplikationen auftreten, ist mit Vorsicht zu agieren, um bleibende Schäden vorzubeugen. Im Zweifel empfiehlt es sich ärztliches Fachpersonal zu kontaktieren.
Auch das Abbinden bzw. das Abdrücken von Venen und Adern kann zu folgenschweren gesundheitlichen Problemen führen. Eine Gefahr besteht darin, durch das Stauen von Blut eine Thrombose zu fördern. Ebenso können Quetschungen von Venen und Arterien die Nerven schädigen.
Da es sich beim Shibari um eine Fesselkunst handelt, die teilweise den ganzen Körper einbezieht, kann die Sauerstoffzufuhr beeinträchtigt werden. Insbesondere sind hier die Fesselungen am Hals (Halsschlagader) und im Brustbereich zu kontrollieren.
In Gefahrensituationen ist es wichtig, ruhig zu bleiben und die nötigen Erste-Hilfe-Maßnahmen zu ergreifen. Wie bei allen Spielarten im Bondage und BDSM ist die Vereinbarung eines Safewords essentiell. Dass die Grenzen des jeweiligen Gegenübers unbedingt zu respektieren sind und nichts ohne Einvernehmlichkeit geschieht, gilt in allen Kontexten – auch über das Sexuelle hinaus.
Viele fesselnde Momente beim Shibari, ihr lieben Kinkster, Bondage- und Shibari-Freunde.
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