Was ziehst du eigentlich auf einer Fetisch-Party an? Die gängigen Dresscodes solcher Veranstaltungen lassen meist viel Interpretationsspielraum. Für mehr Klarheit nehme ich dich mit auf eine Reise durch meinen Kleiderschrank – von Leder und PVC über Latex bis Netz und Lack. Und du erfährst, wie es sich anfühlt, fast nichts an sich und deswegen alle Blicke auf sich zu haben.
Ein Gastbeitrag von Kitteh
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Warum haben Fetisch-Partys einen Dresscode?
Wofür gibt es eigentlich auf fast allen Fetisch-Partys einen Dresscode? Viele, die das erste Mal eine Veranstaltung besuchen möchten, schreckt die Kleiderordnung ab. Warum darf in einer so toleranten, inklusiven Szene nicht jede:r so kommen, wie er oder sie will? Der Grund ist ganz einfach.
Durch meine extravaganten Outfits zeige ich die Wertschätzung für einen außergewöhnlichen Abend, der unter dem Zeichen von BDSM und Kink steht. Meine freizügige, anmutige oder bizarre Erscheinung schafft erst eine Atmosphäre und versetzt mich direkt in die richtige Stimmung zum Tanzen, Feiern, Flirten und Spielen. Eine Fetisch-Party ist für mich ein Ausbruch aus dem Gewöhnlichen, deswegen hat Alltagskleidung dort nichts zu suchen.
Alles andere als bequem: Latex und Pleaser
Aber was ziehe ich nun dort an? Schon bei meiner ersten Party vor vielen Jahren war mir klar: Ich trage Latex! Es ist für mich das edelste Material und noch eine kleine Steigerung zum (Kunst-)Leder, welches ja doch hin und wieder auch im Alltag stattfindet. Seit ich bei einem Fotoshooting das erste Mal Latex getragen habe, bin ich in die Optik verliebt. Es sitzt wie eine zweite Haut, betont meine Figur durch die Enge und den Glanz, zudem wirkt es sehr luxuriös. Auch das Schwitzen, der Gummigeruch und das glatte Gefühl auf meiner Haut gehören für mich dazu. Für mich ist es mit keinem anderen Material vergleichbar.
Für meine erste Fetisch-Party habe ich mich damals für eine Latexleggins, eine Korsage und einen BH entschieden. Alles war bei meiner Ankunft perfekt poliert und hat geglänzt. Das Korsett war so eng, dass ich gerade noch atmen und an meinem Drink nippen konnte.
Bei meinem Debüt trug ich auch das erste Mal – abseits von Fotoshootings, bei denen man ja nur steht oder sitzt – Pleaser Heels. Da ich vorher wenig Erfahrung im Laufen mit derart hohen Schuhen hatte und bei meinem ersten Partybesuch lieber mit meinem sexy Auftritt als mit einem Genickbruch in Erinnerung bleiben wollte, wurde mein Zuhause zum Übungsplatz.
So kam es Wochen vor dem Event vor, dass ich meinen Freundinnen sehr lustige Fotos schickte, wie ich in Schlaf-T-Shirt und 20-cm-Flamingo-Pleasern kochend am Herd stehe oder staubsauge. Trotz des Trainings gebe ich aber bis heute bei jeder Party ein Paar Notfall-Sneaker an der Garderobe ab, damit ich zu später Stunde wechseln kann. Zu diesem Zeitpunkt sind auch Fußmassagen von devoten Herren immer besonders willkommen. Frisch massiert und neu beschuht kann es dann wieder auf die Tanzfläche gehen.
Im Latex ist kein Platz für Selbstzweifel
Inzwischen habe ich schon etliche Fetisch-Partys besucht. Dabei bin ich meiner Vorliebe für Latex zwar treu geblieben, setze aber mittlerweile gern auf weniger bedeckte Outfits. Je aufgeschlossener ich auf den Veranstaltungen wurde, desto wichtiger war mir meine Bewegungsfreiheit. Eine Korsage oder ein enges Kleid sind da weniger ideal. Ein schönes schwarzes Dessous-Set, ein High-Waist-Slip mit passendem Oberteil oder ein Body mit Harness sind meine Lieblinge. Es macht mir auch nichts aus, wenn mein Po nur von einer Netzstrumpfhose bedeckt ist oder meine Brüste nur mit Kreuzen abgeklebt sind.
Zugleich habe auch ich oft genug Tage oder Phasen, an denen ich mich nicht wohlfühle und nur meine Problemzonen sehe. Da würde ich dann am liebsten mein Party-Ticket direkt verkaufen und mich auf der Couch verkriechen, statt mich im Stroboskoplicht zu räkeln. Aber sobald ich mein Party-Outfit anziehe, verfliegen diese Gedanken. Ich fühle mich darin einfach gut, mag mich selbst und weiß, dass auch andere mich an diesem Abend begehrenswert finden.
Niemand sieht die Makel, der Fokus liegt auf den Details. Hier noch ein Riemen, da eine Schnalle, überall an mir glänzt es. Wen interessiert schon mein aufgeblähter Bauch, wenn meine Overknees bis zu meinem Oberschenkel reichen und meine Tattoos von transparentem Latex bedeckt werden? Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass die Bewunderung, die Komplimente und die Blicke der anderen Gäste nicht auch mein Ego streicheln und mich noch selbstbewusster fühlen lassen.
Die Suche nach dem perfekten Party-Outfit
Dieses Gefühl wünsche ich allen Menschen. Daher kommt es oft vor, dass mich Freund:innen und Bekannte, die zum ersten Mal eine Fetisch-Party besuchen, nach Tipps für das perfekte Outfit fragen. Das einzige Problem: Die Frage kommt meistens erst kurz vor der Veranstaltung. Das macht es etwas schwierig, schließlich können sie nicht einfach in die nächste Einkaufsstraße spazieren und sich eine Gasmaske und einen Lackrock kaufen. Auch Last-Minute-Shopping in Sexshops ist eher frustrierend, weil die Outfits hier oft billig aussehen und es weniger Auswahl gibt.
Schlau ist, wer sich schon ein paar Wochen vorher Gedanken macht, was er oder sie tragen möchte. Im Online-Handel gibt es bereits sehr günstig schöne Harnesse, Lederleggins oder Fetisch-Dessous, die sich gut kombinieren lassen. Nur bei Latex rate ich davon ab, Schnäppchen zu suchen. Hier solltest du besser Zeit und Geld in etwas Hochwertiges investieren und direkt beim Designer ordern.
Wenn andere mich um Hilfe bei ihrem Fetisch-Outfit bitten, frage ich gerne, was die Person vielleicht schon Passendes in ihrem Kleiderschrank haben könnte. So gut wie jede Frau besitzt eine Netzstrumpfhose, einen Spitzenbody oder sexy Dessous – eine super Basis für das restliche Outfit. Ein gut sitzender Push-up-BH kann mit einem Leder-Harness und einer Leggins schon perfekt aussehen. Dazu das richtige Make-up plus sexy hohe Schuhe und es wird niemandem auffallen, dass du zum ersten Mal dabei bist.
Für die Herren ist die Suche nach dem richtigen Outfit aus Erfahrung etwas schwieriger. Für meinen Geschmack darf es auch bei ihnen gerne Latex sein. Ein glänzendes Hemd, eine enge Hose, passende Stiefel: Das fesselt meinen Blick. Ein Mann kann durch sein Outfit viel Selbstbewusstsein ausstrahlen. Natürlich nur, wenn er sich damit wohlfühlt.
Ich habe auf Partys schon nackte Männer gesehen, die ihr Bodypainting mit so viel Stolz trugen, als hätten sie einen Designer-Anzug für 7.000 Euro an. Für Anfänger gibt es natürlich auch die sichere Option, auf elegante Abendgarderobe zurückzugreifen. Dann empfehle ich aber das Hemd zumindest mit einem Halsband, Harness oder ein paar Ketten zu kombinieren, um ihm einen dezenten Fetisch-Touch zu verleihen.
Die Fetisch-Party ist mein sicherer Hafen
Für mich macht das Outfit 50 Prozent eines gelungenen Abends aus. Schon das Styling zu Hause, wenn ich mit meinem Sektglas im Badezimmer stehe und meinen Eyeliner ziehe, ist Teil des Erlebnisses. Ich kann meine Fantasie ausleben und mich optisch zu dem machen, was ich fühle. Niemand wird mich verurteilen oder seltsam anschauen. Auf anderen Partys ernte ich als Frau schnell mal schiefe Blicke oder werde unangenehm angemacht.
Das passiert auf Fetisch-Partys nicht, selbst wenn ich nahezu nackt aufkreuze. (Was bereits passiert ist, nachdem ich meiner Freundin zehn Minuten bevor mein Taxi kam "Ich habe nichts anzuziehen, ich komme jetzt nackt!" ins Handy gebrüllt und mir nur zwei X-Sticker auf die Brüste geklebt und einen Tanga angezogen habe.) Ich fühle mich dort sicher in meinem Körper, akzeptiert und bewundert. Mit dem richtigen Outfit kannst du ganz du selbst sein – oder wer du gerne wärst. Vielleicht ja eine ganz andere Person.
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Aus der Joyclub-Mediathek: "Rubber Feel"
Eine Ode an den Latex-Fetisch in Kurzfilm-Format: Erlebe Silvia und Juan in sinnlichen Bildern und hautnahen Aufnahmen. "Rubber Feel" berührt alle Sinne!
Regie: Von Ferro | 2020 | leihen für 2,99 Euro | kaufen für 7,95 Euro
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Näher geht's kaum
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