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Der große Venus-Check

Sexpositive Lifestyle-Messe oder Schmuddel-Party?

Vom 17. bis 20. Oktober 2019 öffnete die 23. Venus ihre Tore auf dem Messegelände in Berlin. Bei allem, was ich in den letzten Jahren über die Erotik-Messe gelesen und gesehen habe, rechnete ich bei meinem ersten Besuch mit dem Schlimmsten. Zeit, sich ein eigenes Bild von der Venus zu machen und die Vorbehalte mit der Realität abzugleichen.

Von Geschmeido | 22.10.2019

 

Der große Venus-Check

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Venus Berlin 2019: Wie fandest du die Sex-Messe?


Die Atmosphäre der Erotik-Messe Venus

Wie habe ich es mir vorgestellt?

Ein abgerocktes Messegebäude, bis zur Unkenntlichkeit schönheitsoperierte Messe-Botschafterinnen, zwielichtige Aussteller, ein rotlichtgeschwängertes Ambiente, ein Klassentreffen der internationalen Pornoriege inklusive eines Security-Heers von muskelbepackten, stiernackigen, grimmig dreinschauenden Rummelboxern.

Wie sah die Realität aus?

Mein erster Venustag beginnt mit dem Grand Opening vorm Eingang der Messe Berlin. Die Venus-Botschafterinnen Micaela Schäfer und Patricia Blanco begrüßen die Gäste in güldenem Gewand. Beide haben sich wie erwartet das ein oder andere Mal zu oft unters Messer gelegt. Getoppt wird dies nur noch durch die Dritte im Bunde.

Die Medusa Fetish Goodess kommt als "Muppe" daher – halb Mensch, halb Puppe. Medizinball-Transplantationen in Brust und Po, das Gesicht zur vollständigen Emotionslosigkeit gestrafft. Das Grand Opening versprüht für mich definitiv mehr Horrorshow- als Erotik-Flair.

Operiert, operierter, am operiertesten: Grand Opening mit Gruselfaktor.
Operiert, operierter, am operiertesten: Grand Opening mit Gruselfaktor.
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Auf geht’s ins Innere der Hallen. Hier die ersten positiven Überraschungen: Die Aussteller haben bis auf wenige Ausnahmen nichts Zwielichtiges an sich, auch die passiv-aggressive Türsteher-Security suche ich vergebens. Stattdessen moderne Messestände und eine intuitive Hallenaufteilung: Kinky-Area, Show-Halle, Sextoy-Ausstellerbereich, Camgirl-Arena und mittendrin der Food-Court. Darauf erstmal einen Sekt und eine Currywurst.

Die Aussteller der Venus

Wie habe ich es mir vorgestellt?

Auch hier waren meine Erwartungen eher gering: ein bissl Toys, ein bissl Lack & Leder und ganz ganz viel Porno.

Wie sah die Realität aus?

Ganz viel Toys, ganz viel Lack und Leder und ganz ganz viel Porno. Insgesamt präsentierten sich auf dieser 23. Venus 250 Aussteller aus 40 Ländern. Das erotische Epizentrum und gleichzeitig der Besuchermagnet ist eindeutig die Showhalle. Hier tummeln sich nahezu alle Stars der hiesigen Amateurpornoszene.

Auf diversen Bühnen wird getanzt, gestrippt, geküsst, geleckt und mit und ohne Zubehör kamerawirksam masturbiert. Ein großer Zirkus mit nackten Artistinnen und einem frenetisch-fotografierenden Publikum.

Nackte Haut auf der Venus. So oft wird nicht mal die Mona Lisa fotografiert.
Nackte Haut auf der Venus. So oft wird nicht mal die Mona Lisa fotografiert.
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In der Herstellerhalle hingegen lassen sich klassische Messe-Fachgespräche führen, wie sie auch auf der IFA oder IAA stattfinden würden. Hier tummeln sich Lovetoy-Produzenten wie Lelo oder Mystim, die an aufwendig gestalteten Ständen ihre Produktneuheiten vorstellen.

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Kurz habe ich das Gefühl, eine moderne, sexpositive Lifestyle-Messe zu besuchen. Wäre da nicht die sogenannte Touch-Me-Area, ein abgetrenntes Carré, welches nicht nur von seiner visuellen Anmutung her billig aus der Zeit gefallen wirkt. Wer hier rein möchte, zahlt 20 Euro. Dafür darf drinnen nach Leibeslust gegrapscht werden.

Möge die Lust mit dir sein!
Möge die Lust mit dir sein!
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Als Lockmittel sitzen mehrere, vornehmlich osteuropäische Damen auf Barhockern aufgereiht vor dem Eingang, lassen sich freimütig fotografieren und anfassen. Eine der Damen gewährt einem aufdringlichen Messebesucher tatsächlich, mit seiner Zunge zwischen ihren Schenkeln zu spielen, nur um damit eine Handvoll Augenzeugen zum Eintritt zu bewegen.

Purer Straßenstrich-Charme, bei dem es mir eiskalt den Rücken runter läuft. Das ist nicht erotisch. Das ist nicht 2019. Das ist der Moment, in dem ich mich schäme, Besucher dieser Messe zu sein, Mann zu sein. Schade eigentlich.

Die Besucher der Sex-Messe

Wie habe ich es mir vorgestellt?

Auch hier war meine Erwartung durch den Boulevard geprägt, indem nur zu gern die sabbernden, aufdringlichen Männer mit ihren unzähligen Fotoapparaten und Videokameras in den Mittelpunkt gestellt werden.

Wie sah die Realität aus?

Diese in den Medien gezeigten Männer gibt es wirklich und sie erfüllen fast jedes Klischee. Bei vielen bleibt es nicht beim Fotografieren. Es werden unaufgefordert Frauen geküsst, Pos und Brüste begrapscht. Ich erwische eines dieser Exemplare, wie er vor der Damentoilette lauert und immer wenn sich die Türe öffnet, mit seiner Kamera hineinfilmt. Ganze ehrlich: Diese Männer zu beobachten, macht mich krank.

Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass diese Männer nicht die Mehrheit des Publikums stellen. Ich sehe viele junge, hippe Männer, die sich angeregt mit den Stars der Szene unterhalten, ohne dabei Anstandsgrenzen zu überschreiten.

Ich sehe unzählige Pärchen jeden Alters, die sich über Neuheiten informieren, um ihr Liebesleben anzureichern. Ich sehe viele Besucher, die sich selbst erotisch aufgestylt haben und die Messe als persönliche Bühne begreifen. Ich sehe vor allem Menschen, die mit Neugierde und guter Laune durch die Hallen lustwandeln.

Auf die Plätze, Fetisch, Los! An jeder Ecke ein Hingucker.
Auf die Plätze, Fetisch, Los! An jeder Ecke ein Hingucker.
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Die Stars der 23. Venus

Wie habe ich es mir vorgestellt?

Das dort einige Sternchen der Branche anwesend sein werden, konnte ich bereits der Vorberichterstattung entnehmen. Dass die Top 10 der Amateurporno-Szene aber wirklich nahbar sein werden, damit hatte ich nicht wirklich gerechnet. Warum auch. Pornosternchen wie Lucy Cat sind längst zur eigenen Marke gewachsen, haben teilweise Millionen Follower in den sozialen Netzwerken und finden auch in den Mainstream-Medien statt. Echte Promis halt. Und die darf man in der Regel nur aus der Ferne bewundern.

Wie sah die Realität aus?

Oh mein Gott, sind die alle lieb! Damit hätte ich nie und nimmer gerechnet. Alle sind sie da: Micaela Schäfer, Lucy Cat, Lena Nitro, Schnuggi91, Lexy Roxx, Little Caprice, Conny Dachs und und und.

Ich mit weichen Knien neben Lucy Cat, dem aktuell erfolgreichsten deutschen Pornostar.
Ich mit weichen Knien neben Lucy Cat, dem aktuell erfolgreichsten deutschen Pornostar.
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Aber sie sind nicht nur da. Sie schreiben unentwegt Autogramme, lassen sich fotografieren, sind wortwörtlich zum Greifen nah, verkaufen ihren eigenen Merch, geben Interviews, nehmen sich Zeit für Gespräche mit ihren Fans und lächeln dabei unentwegt – ganze vier Tage lang. Ich habe ungelogen noch nie so herzlich offene Promis kennengelernt.

Mein Fazit zur Erotik-Messe Venus

80 Prozent von mir erinnern sich an eine aufregende, laute, bunte und wahnsinnig herzliche Lifestyle-Messe. Die restlichen 20 Prozent müssen ständig an die Grapscher denken und daran, wie wenig ihnen Einhalt geboten wurde. An die Touch-Me-Area, die so tut, als hätte es weder Emanzipation, Feminismus oder eine #MeToo-Debatte gegeben. Das hinterlässt dann doch einen bitteren Beigeschmack. Venus 2019 – das war für mich wie eine leckere Suppe mit einem langen, gekräuselten Schamhaar darin.

Bildgalerie: Weitere Impressionen von der Venus 2019

 

Lena Nitro in der JOYclub-Mediathek

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Intimes Deutschland: Durchgebumst in NRW

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Und wie fühlt sich eine Frau auf der Venus?

Wie meine Kollegin Condwiramurs ihren ersten Venus-Besuch als Frau erlebt hat, erfährst du bei Tag24 – Sextoys, Pornos und steife Höschen: Als Frau auf der Erotik-Messe Venus

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