Vulven in Gips: Über die Jahre hat Mirko Hecht hunderte intime Abdrücke von Frauen genommen. Sie zeigen die Formenvielfalt im weiblichen Schritt fern von vermeintlichen Idealtypen. Für sein aktuelles Projekt geht er einen Schritt weiter: Er nimmt Gipsabdrücke von Vulven vor dem Orgasmus – und nach dem Orgasmus der Frau.
Vulven für die Wand
Alles begann mit dieser großen weißen leeren Wand. Vor dieser stand Mirko Hecht alias BodYcasT nach einem Umzug in seiner neuen Wohnung und fragte sich, wie er diese bespielen und ästhetisch aufwerten könne. Fünf Jahre später hat Hecht – inspiriert von Jamie McCartneys "Great Wall of Vagina" – hunderte von Gipsabformungen von Vulven genommen. Und mit diesen nicht nur sein Wohnzimmer, sondern auch Kunstausstellungen und einen Instagram-Kanal bestückt. Wichtiger als der Umstand, dass eine Wand voller Vulven ein Hingucker ist, ist die Botschaft dahinter: Bodypositivity im Schritt. Ein Projekt gegen Idealbilder, für Vielfalt.
VulvaVariety – Orgasmic
Die Idee zum Folgeprojekt "VulvaVariety – Orgasmic" entstand während einer Abformungssession. Nachdem Mirko Hecht einen Abdruck genommen hatte, fragte die Teilnehmerin, ob sie masturbieren dürfe. "Nach ihrem Orgasmus war die Veränderung der Vulva so imposant, dass ich diese unbedingt mit einem weiteren Abdruck festhalten wollte." Die Frau war einverstanden und das Projekt geboren.
Mittlerweile sind weitere Teilnehmerinnen hinzugekommen. Die Situation dabei ist kurios. "Die Frauen masturbieren in meinem Beisein, da ich im Moment des Orgasmus anfangen muss, die Abformmasse anzumischen. Die schnellste Teilnehmerin benötigte keine 60 Sekunden, um zum Höhepunkt zu kommen."
Fotogalerie: Vulva-watching in Gips
Links: vor dem Orgasmus. Rechts: nach dem Orgasmus.
Ziel des Projekts: die Bandbreite orgasmischer Veränderungen der Vulva abzubilden. Ist bei einigen Frauen die Veränderung zwischen nicht erregtem und erregtem Zustand frappierend – etwa durch das Hervortreten der inneren Schamlippen, der Öffnung des Vaginaeingangs oder durch das Anschwellen der äußeren Schamlippen, der Perle oder des Klitorisvorhofs –, ist bei anderen kaum ein Unterschied zu bemerken. Die Art der Stimulation spielt dabei eine gewichtige Rolle: penetrierende Stimulationshilfen lassen die inneren Lippen deutlicher anschwellen als klitorale Stimulation.
Vor allem die Fotos illustrieren diese Unterschiede. Die Abformungen hingegen spiegeln nicht vollends das Ausmaß der Veränderung wider, da die kalte Gipsmasse die Schwellung eindämmt. Über die akademische Beobachtung der Veränderung hinaus sind auch bei diesem Projekt die Abdrücke und Fotos Hingucker – und visuelle Plädoyers für Vielfalt und Schamfreiheit.
Fotogalerie: Vulva-watching am Original
Links: vor dem Orgasmus. Rechts: nach dem Orgasmus.
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