"Tanzen heißt Hingabe" lautet der Titel des neuesten Romans von Jana Feuerbach. Das JOYclub-Mitglied erzählt von der devoten Jennifer, deren Dom ihr irgendwann eröffnet, dass sie für ihn immer nur eine Affäre bleiben wird. Sei er doch verliebt in Saskia, eine Vanilla. Zunächst vor Eifersucht brodelnd lernt sie irgendwann Saskia kennen und schlittert unversehens in eine aufregende Dreiecksgeschichte voller Liebe und Heimlichkeiten und dem gewissen SM-Prickeln.
Wir baten Jana Feuerbach zu einem Interview und haben sie zu ihrem Buch und ihrer Leidenschaft für BDSM befragt. Wie viel von ihrem BDSM ist in den Roman eingeflossen? Zudem verlosen wir drei Ausgaben des Buches.
Eine Leidenschaft für BDSM und Geschichten darüber
Hallo Jana. In deiner Vita steht, dass du am liebsten BDSM-Geschichten erzählst. Was ist daran so interessant für dich?
Jana: Es macht mir natürlich Spaß, entsprechende Szenen zu schreiben. Das prickelt beim Schreiben genauso wie beim Lesen. Richtig spannend wird es natürlich erst, wenn Dinge anfangen, schiefzulaufen. Guter Sex ist in der Theorie total leicht. Man muss herausfinden, was einem gefällt, es offen aussprechen und nach einem sympathischen Menschen suchen, der mitspielt. Trotzdem gibt es viele Frauen, die nicht zum Höhepunkt kommen, Männer, die sich unter Leistungsdruck setzen, und Paare, die sich nicht trauen, von ihren Fantasien zu erzählen. Warum ist das so? Und was müsste passieren, damit sich das ändert? Zack, ist eine Frage geboren, die sich in meinem Kopf dreht und dreht und zu einer Geschichte heranwächst.
"Want to be a Dominant Girl", mein erster Roman, handelt zum Beispiel von Mica, einer Frau, die ihre dominante Seite unterdrückt und sich das Leben damit ganz schön schwer macht. Ich bin zwar Switch, aber viele von Micas inneren Blockaden kenne ich aus meiner eigenen Biografie – und auch aus der von anderen dominanten Frauen. Am Anfang sind wir alle unsicher.
Warum gibt es keinen Roman, der von genau dieser Unsicherheit erzählt, fragte ich mich. Es gibt Dutzende von Büchern über Frauen, die beim richtigen Mann ihre devote Seite entdecken, und einige Bücher über professionelle Dominas, die klingen, als ob ihre Veranlagung in die Wiege gelegt worden sei. Aber ein Buch über eine junge, dominante Frau, die Schiss vor ihrer Veranlagung hat, sie unterdrückt und erst mal zu sich selbst finden muss, bevor sie glücklich werden kann? No chance. Mit "Want to be a Dominant Girl" schrieb ich das Buch, das ich mir ein paar Jahre zuvor gewünscht hätte.
Wie lebst du "deinen" BDSM heute aus?
Jana: Heute bin ich in der glücklichen Lage, dass ich weiß, was mir gefällt. Vor ein paar Jahren habe ich mich als Single sehr intensiv ausgetobt und vieles ausprobiert. Damals habe ich auch den JOYclub kennen und schätzen gelernt, nicht zuletzt wegen dem tollen BDSM-Unterforum, in dem man mit seinen Fragen ernst genommen wird. Danke noch mal an alle, die damals für mich da waren! Irgendwann hatte ich dann genug von den ständigen Abenteuern – und durch einen glücklichen Zufall lernte ich den Mann kennen, mit dem ich heute verlobt bin. Ihm konnte ich von Anfang an sagen, worauf ich stehe. Er hatte noch nicht viel Erfahrung, aber war genauso neugierig wie ich. Was ich mit ihm heute erlebe, wie ich also meinen BDSM auslebe, spielt sich hinter verschlossenen Türen ab, und die bleiben auch verschlossen. Aber wir gehen gern auf SM-Partys (solange es da abschließbare Türen gibt *schmunzelt*) und haben viele nette Menschen kennen gelernt.
Ich habe gesehen, dass du bereits einige Bücher geschrieben hast. Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Jana: Vor sieben Jahren, drei Monaten und neun Tagen wurde ich von blaugrünen Außerirdischen entführt. Sie kamen von Beta Centauri und implantierten mir eine Sonde ins Gehirn, die eine so mysteriöse Strahlung absondert, dass keine Computertomografie sie entdecken kann. Seitdem verspüre ich den unwiderstehlichen Zwang, Geschichten zu erzählen. Wahrscheinlich bin ich mit einem blauen Auge davongekommen. Wenn ich den Zwang verspüren würde, die Weltherrschaft an mich zu reißen, wäre das sicher bedenklicher *schmunzelt*.
"Tanzen heißt Hingabe" fokussiert auf eine prickelnde Dreiecksbeziehung
In "Tanzen heißt Hingabe" geht es um eine interessante Dreiecksbeziehung...
Jana: Ja, die Geschichte handelt von der ehemaligen Ballerina Jennifer. Jennifer lebt ihren Masochismus in einer Spielbeziehung mit Kilian aus. Allerdings hat sie sich inzwischen in ihn verliebt und wünscht sich eigentlich mehr. Als Kilian damit rausrückt, dass er neben Jennifer noch eine feste Freundin hat, allerdings in offener Beziehung, ist das für Jennifer zunächst ein Schlag ins Gesicht. Und nein, kein erotischer Schlag, in dem Moment tut das einfach nur weh. Trotzdem ist sie bereit, ihre Konkurrentin Saskia kennenzulernen. Heimlich hofft sie darauf, die andere Frau auszustechen. Stattdessen passiert etwas Unerwartetes: Saskia und sie verstehen sich blendend, so gut, dass Jennifer sich auf der Tanzfläche mehr oder weniger zufällig von Saskia zum Höhepunkt bringen lässt.
Jennifer bleibt Kilians Sub und lässt sich von ihm in immer neuen Sessions an den Rand des für sie Erträglichen bringen, aber gleichzeitig tanzt sie mit Saskia und erlebt in ihren Armen ganz andere Höhenflüge. Jennifer verheddert sich immer tiefer in all den lustvollen Heimlichkeiten. Eine heiße SM-Session zu dritt im Buchfinale soll ihr die Erlösung aus dem Netz aus Schweigen und Halbwahrheiten bringen, aber ob alles so funktioniert wie geplant?
Ist etwas von dir und deinen bisherigen BDSM-Erfahrungen in die Geschichte eingeflossen? Basieren spezielle Eigenschaften der Figuren auf Eigenschaften von dir?
Jana: Spaß an der Sache finde ich tierisch wichtig! Jennifer nennt Kilian einmal übertrieben unterwürfig "O großer Herr und Meister", um ihn zu necken, worauf er sehr passend reagiert. Wenn in der Session eine Kleinigkeit schiefgeht, wechseln sie kurzzeitig auf die Metaebene, klären das Problem und machen danach weiter. Das könnte ich in der Form nicht schreiben, wenn ich beim SM nicht ebenfalls manchmal gern lachen würde und die Schwierigkeiten mit dem Wechseln der Ebenen kennen würde. Außerdem sind die hier beschriebenen SM-Techniken realistisch und safe durchführbar. Abgesehen davon entwickeln Figuren beim Schreiben immer ein Eigenleben. Das finde ich gut, sonst würden mir nach einigen Büchern wahrscheinlich die Ideen ausgehen.
Welche Botschaften möchtest du neben dem unterhaltenden Aspekt mit deinem Buch transportieren?
Jana: Ich gebe zu, die Message ist etwas versteckt, aber geheime Botschaften des Autors müssen schwer zu finden sein. Fragt meinen früheren Deutschlehrer! Früher hat er meine Analysen durchgestrichen und behauptet, dass es um etwas ganz anderes gehe. Dieses Mal bin ich die Autorin, und ich sage, nein, ich beschwöre die magischen Worte der mystischen, zwischen den Zeilen versteckten und streng geheimen Botschaft meines Romans herauf: Malt euch blaugrün an, baut ein Raumschiff und fliegt nach Beta Centauri!
Soso...
Jana: Nein, aber mir fällt keine andere Message ein. Ich bin Geschichtenerzählerin, keine Botschafterin.
Funktionieren Beziehungen, in denen die Neigung eines Partners unterdrückt wird?
Dein Buch spielt mit einem interessanten Beziehungskonstrukt: Ein SMer liebt eine Vanilla und erhält von ihr die Erlaubnis, seinen Neigungen außerhalb der Beziehung nachzugehen. Sind dir derartige Beziehungen aus der Szene bekannt?
Jana: Solche Konstellationen gibt es tatsächlich. Kurzfristig kann so etwas eine Beziehung entlasten, weil die Vanilla nicht mehr so stark unter Druck steht, gegen ihre eigene Veranlagung verstoßen zu müssen. Mittelfristig beinhaltet eine solche Beziehungsform allerdings Sprengstoff, denn natürlich entwickeln sich auch in einer Spielbeziehung früher oder später Gefühle. Das geschieht vor allem, wenn die Sub Single ist und ansonsten niemanden hat. Und zack, schwebt da eine von diesen Fragen in der Luft, die mich zum Schreiben motivieren: Was braucht die Vanilla, deren Freund fremdspielt, um glücklich zu werden? Was braucht die Sub, die immer ein wenig außen vor ist? Und kann eine solche Konstellation auf Dauer funktionieren?
Um direkt auf Saskia und Kilian einzugehen: Wie schwer ist es deiner Meinung nach, in einer Beziehung zu leben, in der einer der Beteiligten seine Neigung unterdrücken muss, damit die Beziehung funktionieren kann?
Jana: Ich selbst könnte es nicht mehr. Das klingt brutal, entspricht aber den Tatsachen. BDSM ist Teil meiner Art, nicht nur Lust, sondern auch Liebe zu zeigen. Wenn ein Partner das nicht möchte, wenn er immer vor einem Teil von mir zurückschreckt und einen anderen Teil von mir einsam und hungrig lässt … Das verändert etwas. In einer Beziehung sollte man in der Lage sein, den anderen so zu respektieren, akzeptieren und zu lieben, wie er ist. Wenn meine BDSM-Veranlagung zu einem Störfaktor für die Beziehung würde… Das ist ein Teil von mir. Wie kann ich einen Teil von mir abschneiden, nur um geliebt zu werden? Das funktioniert sexuell genauso wenig wie bei allen anderen wichtigen Dingen im Leben.
Natürlich bedeutet Beziehung in der Realität immer ein Stück weit die Suche nach Kompromissen, das ist bei mir nicht anders. Menschen, deren Fantasien absolut kompatibel sind, sind eher die Ausnahme. Trotzdem sollte es bis zu einem gewissen Punkt zusammenpassen. In der SM-Szene gibt es manchmal die Diskussion darüber, ab wann man "echter SMer" ist. Wenn das zu einem "ich bin true und du nicht" führt, ist das natürlich albern. Allerdings steckt dahinter ein Körnchen Wahrheit: Wenn jemand ohne eigene Veranlagung sich auf solche Spiele nur dem Partner zuliebe einlässt, wird es für beide Seiten schal bleiben. Das ist kein Vergleich zu einem Erlebnis, wo es auf beiden Seiten ineinandergreift und man gemeinsam immer höher fliegt. Wenn man das einmal erlebt hat, will man es wieder erleben. Und am besten ist es fast immer mit jemandem, den man liebt.
BDSM, Tanz und Hingabe
Der Tanz spielt in deinem Buch wie der BDSM eine große Rolle. Deine Heldin liebt den Tanz, Saskia betreibt ihn beruflich, die weiblichen Hauptfiguren lernen sich beim Tanzen kennen... Was ist Tanz für dich? Welchen Stellenwert hat er in deinem Leben und warum hast du ihn so in den Mittelpunkt deines Buches gestellt?
Jana: Tanzen ist eins meiner Lieblingshobbies. Sich der Musik hinzugeben, ist eines der schönsten Dinge, die es gibt – und genau wie Sex kostet es (fast) nichts, hält gesund und die gute Laune wirkt viele Tage nach. Ich habe allerdings weder Ballett noch sonst eine Tanzform gelernt, sondern zappele mir in der Disco irgendetwas zurecht. Für die Hintergründe von Jennifers und Saskias unterschiedliche Arten zu tanzen, habe ich mich mit Frauen unterhalten, die Beledi, Tribal, Ballett und Tango Argentino tanzten. Es ist faszinierend, wie völlig verschiedene Frauen in unterschiedlichen Lebensaltern mit teilweise stark voneinander abweichenden Lebenseinstellungen den Tanz und das Spiel mit der Musik gleichermaßen lieben. Tanzen scheint etwas universal Menschliches zu sein.
Wie kamst du auf die Idee, BDSM und Tanz in deinem Buch auch direkt zu vereinen? Immerhin haben deine beschriebenen BDSM Sessions etwas tänzerisch Leichtes an sich. Und wie ein Tanz führen sie je nach Partner mal zu Euphorie und mal zu Ernüchterung...
Jana: In einer Disco sah ich einer Frau beim Tanzen zu. Ihre Bewegungen waren ausdrucksstark, voller Gefühl und Tiefe, aber in ihrem Gesicht lag ein verborgener Schmerz. Es sah aus, als würde sie Fesseln tragen und sich für die Dauer der Musik und ihres Tanzes davon befreien. Mit Worten lässt es sich schwer beschreiben, aber ich habe ihr an diesem Abend lange zugesehen, und das Bild hat mich verfolgt. Das war auch einer der Momente, die zu Fragen werden. Warum war sie so traurig? Ihr Tanz verwandelte Schmerz in Schönheit. Das erinnerte mich an BDSM-Sessions, wenn es wirklich hingebungsvoll und intensiv wird. An dieser Stelle begann meine Fantasie zu spielen. Langsam nahm Jennifer Gestalt an. Natürlich ist sie eine völlig andere Frau als das Mädchen, das ich damals in der Disco beobachtet habe, aber … Das Mädchen tanzte so schön, dass ich mich an das Gefühl beim Zusehen immer noch erinnere.
Auf Seite zwei unseres Beitrages geht es um eine Vanilla, die zur Domse wird, "Shades of Grey" ist kurz Thema und ihr erfahrt, warum sich "Tanzen heißt Hingabe" für euch lohnt. Zudem verlosen wir drei Exemplare des Romans.
Falls ihr jetzt schon überzeugt seid, hier ein Link zum Buchshop
- 1. Teil: Der BDSM-Roman "Tanzen heißt Hingabe"
- 2. Teil: Unser großes "Tanzen heißt Hingabe" Interview
- 3. Teil: Lest in den BDSM-Roman "Tanzen heißt Hingabe" hinein