Unsere Autorin hat sich auf ihren Fotos einst die Dehnungsstreifen und Cellulite wegretuschiert und so manchen Blick auf den eigenen Körper gefürchtet. Heute weiß sie: Selbstliebe und Selbstakzeptanz sind mehr als Phrasen der Selbstoptimierung. Und sie verlangen schmerzliche Ehrlichkeit. Ein kurzes Protokoll eines langen Weges.
Von Beckmanns
Alles auf Anfang, oder: wer bin ich?
Frühjahr 2017.
Ich bin frisch getrennt aus einer langjährigen Beziehung. In meiner leeren Wohnung, die sich viel zu groß für mich allein anfühlt, stehe ich im Schlafzimmer vor meinem Spiegel. "Wer bist du?", frage ich in den Raum hinein, und betrachte mich.
Eine Bestandsaufnahme: Ich bin groß, weitaus größer als die meisten Frauen. Ich bin kurvig, nein, ich bin sehr kurvig, auch an Stellen, an denen ich gern erheblich weniger Kurven hätte. Ich habe lange Haare, die verzweifelt "Strohig! Pflege mich!" schreien. "Wer bist du?", frage ich erneut. Ich bin Beckmanns, 37 Jahre alt, habe ein abgeschlossenes Studium, bin aus dem Süden in den Norden gezogen, habe eine neue Wohnung bezogen, einen neuen Job angefangen, einen neuen Freundeskreis gefunden. Aber: All dies sind nur Attribute. Wer bin ich wirklich?
Die Selbstzweifel-Falle
Ich sitze am Laptop und klicke mich durch die Weiten des Internets. Schöne Menschen auf noch schöneren Bildern strahlen mich an.
"Liebe dich selbst!"
"Jeder Körper ist schön!"
"Steh zu deinen Makeln!"
Es springt mir an jeder Stelle geradezu ins Gesicht. Bodypositivity? Ich kann es nicht mehr hören! Wie kann man mit Dehnungsstreifen am Bauch, Cellulite hoch zehn und einigen (vielen) Kilos zu viel von Selbstliebe sprechen? Bitte einmal anders, bitte einmal perfekter. Danke!
Sommer 2018.
Ich bin mittlerweile nach Hamburg gezogen. Ich fühle mich frei, ich fühle mich mutig, ich habe Lust auf Männer, auf Nähe. Ich sitze in einer kleinen Cocktailbar, neben mir mein Date, der Abend läuft vielversprechend. Wir probieren uns durch die Karte, wir quatschen, wir lachen. Ich fühle mich sexy und begehrenswert.
"Du siehst von der Seite ganz anders aus als von vorne. Warum hast du keine Bilder von der Seite auf deinem Profil?", knallt es mir plötzlich entgegen. Ich versuche noch, mich zu rechtfertigen, dass Bilder doch nur einen klitzekleinen Teil abbilden, was genau ihn denn stören würde, ich erkläre, ich stottere, ich verhasple mich. Stille.
Es folgt Date auf Date, Erwartung, Hoffnung und Enttäuschung.
"Mit zehn Kilo weniger würdest du so hübsch aussehen!"
"Hast du schon mal dran gedacht, deine Haare zu färben?"
Da war es, immer wieder, das kleine Aua. Die großen Zweifel. Wer bin ich? Unbemerkt rutsche ich in die Selbstzweifel-Falle: Liegt es an mir? Bin ich nicht genug? Auf die Idee, dass es gar nicht an mir liegt, sondern an solchen Bodyshaming-Kommentaren, komme ich nicht. Noch nicht.
Hey Süße, heute Abend schon was vor?
Über die Empfehlung eines Bekannten melde ich mich im Frühjahr 2019 im JOYclub an. Nachdem ich meine Daten ins Profil eingetragen habe und einen ersten Blick auf die Website werfe, bin ich vollkommen überfordert. Forum? Gruppen? Magazin? Und im Postfach direkt die ersten 20 Nachrichten: "Hey Süße, heute Abend schon was vor?" So schnell ich mich angemeldet hatte, so schnell logge ich mich auch wieder aus und lasse ein halbes Jahr die Finger von meinem Account.
Bis zum Sommer 2019.
Perfekt unperfekt
An einem warmen Abend im Juli ziehe ich mit einem Date durch die Kneipen der Reeperbahn. Er erwähnt JOYclub nebenbei. Da war doch was! Wieder zu Hause reaktiviere ich meinen Account und nehme mir die Zeit, mich durch das Angebot zu klicken. Nach und nach schließe ich neue Kontakte, schreibe im Forum, besuche erste Veranstaltungen. Ich finde meinen Platz für das, was ich hier suche. Ich beginne, regelmäßig Bilder hochzuladen.
Ich bekomme sehr viel Zuspruch und Komplimente, von Männern, von Frauen, von Paaren. Ich kenne all diese Menschen nicht, und dennoch nehmen sie sich die Zeit, mir ein paar nette Worte zu schreiben, meine Bilder zu kommentieren, aufs Herzchen zu drücken. Natürlich sind nicht alle Kommentare unschuldig motiviert. Natürlich gibt es auch negative Kommentare, aber ich merke, wie diese von mir abperlen. Sie sind mir einfach nicht mehr wichtig.
Und auch die positiven Kommentare sind zwar schön zu lesen, aber nur eine Unterstützung dessen, was ich mittlerweile fühle. Der Ego-Push tut mir verdammt gut, doch lasse ich mich nicht durch ihn definieren.
Als sei ich zuvor blind gewesen, fällt es mir nun umso deutlicher auf: Menschen sind klein, groß, dick, dünn, sportlich, Couchpotatoes – und das ist alles völlig okay so. Ich muss nicht in eine Schublade passen (groß, kurvig, rothaarig), denn ich selbst stecke andere Menschen ebenso wenig in Schubladen. Warum bin ich mir selbst gegenüber so streng, wo ich andere sein lassen kann, wie sie sind?
Ich könnte abnehmen, ja. Vielleicht wäre das sogar gesundheitlich keine schlechte Idee. Aber möchte ich mich da jetzt gerade wirklich durchquälen? Nein! Denn ich fühle mich tatsächlich wohl, so wie ich bin, und ich muss niemandem – und schon gar keinem sogenannten Ideal – hinterhereifern. Ich bin gut so, wie ich bin. "No Body is perfect" – und auch meiner muss es nicht sein.
In unverstellten Schnappschüssen, die wirklich Schnappschüsse sind und nicht nur so tun.
Selbstliebe: Von on- zu offline
Und dann fällt es mir auf einmal auch ganz leicht, dieses online gewonnene (Selbst-)Vertrauen in die Offline-Welt zu übertragen: Ich besuche Events, verabrede mich mit JOY-Bekanntschaften, bin regelmäßig zu Gast in ganz unterschiedlichen frivolen Locations. Merke, wie wichtig es ist, dass ich mich mit Menschen umgebe, die mir gut tun. Die mich ebenso wertschätzen, wie ich es selbst tue.
Ich beginne, meine Freizeit mit mir selbst zu mögen, und nehme mir Zeit für mich allein. Ich genieße lange Spaziergänge mit meinem Hund, den Besuch im Open-Air-Kino und Konzerte im Stadtpark ohne Begleitung ebenso wie gemütliche Abende mit Freunden. Insbesondere in den Zeiten mit mir allein spüre ich jetzt eine Unabhängigkeit, die ich vorher nicht kannte. Ich fühle mich stark und frei, und das Gefühl von Einsamkeit bleibt aus. Ich fühle mich wohl mit mir, ich bin mir selbst genug.
Von Selbstliebe zu Selbstakzeptanz
Es ist okay, dass ich nicht jeden Tag gut drauf bin. Und es ist völlig okay, dass ich mich nicht jeden Tag umwerfend finde. Es ist okay, dass ich mal nur weinen möchte oder dass ich mal nur sauer bin. Es ist völlig okay, wenn ich mal nur im Bett bleiben möchte. Und es ist okay, wenn ich mal einen Tag lang unglaublich ungesund esse. Es gibt auch wieder andere Tage.
Und: Ich bin damit nicht allein. Jetzt in diesem Moment gibt es ganz sicher noch irgendwo jemanden, der zweifelt, weint oder Angst hat. Und sich selbst so überhaupt nicht schön findet!
Mich selbst zu lieben, geht nicht von heute auf morgen, und vielleicht wird das auch niemals ganz klappen. Aber mich selbst zu akzeptieren, mit all dem, was mich ausmacht, und liebevoll mit mir umzugehen, das kann ich. Das bin ich!
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