Die eigene Lust zu entdecken, Vorlieben und Bedürfnisse zu kommunizieren und letztlich auch auszuleben: All das lag für mich jahrelang im selbstverschuldeten toten Winkel. Wie für viele andere Frauen auch. Bis ich den entscheidenden Anstoß für meine – Achtung! – sexuelle Selbstbefreiung erhielt. Ein persönlicher Erfahrungsbericht – und Weckruf an Frauen.
Von MissZita
Alles in Butter auf dem Beifahrersitz
Es war einmal eine junge Frau. Sie war hübsch, intelligent und selbstbewusst, sogar schlagfertig und durchsetzungsfähig, voller Tatendrang und sie verfolgte ehrgeizig ihre Ziele. Man könnte sagen: eine emanzipierte, moderne Frau, die ihr Leben selbst in die Hand nimmt. Nur in einer Angelegenheit war sie so gar nicht emanzipiert: in ihrem Sexleben.
Wie oft sie Sex hatte, wie lange der Sex dauerte, wie das Liebesspiel ablief, was getan oder auch nicht getan wurde, entschied meist der männliche Part. Er steuerte den Wagen, er entschied über Richtung und Geschwindigkeit. Und es war okay für sie, denn wenn der Mann zufrieden war, war auch sie zufrieden. Nun könnte man an dieser Stelle sagen: Prima, dann ist doch alles in Butter. Alle sind zufrieden.
Heute weiß ich es besser. Ich bin 36 Jahre alt und habe im Laufe vieler Jahre gelernt, was es heißt, sexuell selbstbestimmt zu leben, sprich: mich selbst ans Steuer zu setzen und den Wagen zu fahren. Wenn ich heute in den Rückspiegel schaue und die junge Frau betrachte, die ich einmal war, muss ich manchmal fast weinen.
Pure Ahnungslosigkeit
Ich habe erkannt, dass es keine Unterdrückung seitens des Mannes war, es war schlichtweg pure Ahnungslosigkeit und das Unvermögen, in mich selbst hinein zu hören, was mir denn eigentlich gefällt. Es war wie Autofahren in einem völlig fremden Fahrzeug. Ich wusste nicht, was es kann. Ich traute mich nicht, auszutesten, wie schnell es fährt. Ich wusste nicht, ab wann es in der Kurve ausbricht und wie das Fahrgestell aufgebaut ist. Ich fuhr damit quasi blind durch die Gegend in der Hoffnung, keinen Unfall zu bauen.
Meine ersten Entdeckungstouren
Ich würde an dieser Stelle gern sagen, dass die Entdeckung meiner Vorlieben aus mir selbst heraus kam. Doch ich muss gestehen: Es war ein Mann. Ein Mann, dem ich für vieles dankbar bin. Er war der erste, der mich ganz direkt gefragt hat, worauf ich denn stehe. Und da wurde mir klar: Ich weiß es nicht. Er hatte die Gabe, meine Vorlieben zu kennen, bevor ich sie kannte. Er war zu etwas imstande, zu dem ich es nicht war und es war so einfach: Er beobachtete meinen Körper.
Er las mich wie ein Buch, Seite für Seite. Wir probierten allerlei Dinge aus und er fragte mich immer wieder nachdrücklich, ob mir das wirklich gefällt oder eben nicht. Ich lernte es, Nein zu sagen und ich lernte es, Ja zu sagen.
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Genau das bedeutet für mich, sexpositiv zu sein. Es klingt so banal, doch es ist so enorm wichtig. Zum ersten Mal in meinem Leben, beschäftigte ich mich mit mir und meinem Körper. Ich las Bücher und experimentierte – mal allein, mal mit ihm. Ich war nicht verliebt in ihn, deshalb fiel es mir leichter, meine Wünsche und Bedürfnisse offen zu kommunizieren. Es war mir egal, was er von mir denkt. Doch sobald ich das Label "Partnerin" trug, bremste ich mich aus. Zu groß war die Angst, dass mich mein Freund für eine "Schlampe" hält oder – schlimmer noch – für "pervers" und sich von mir distanziert.
Ein einfacher Satz, der mir doch so unglaublich schwer fiel, ihn zu sagen. Warum? Männer tun es ständig. Ich wartete mein halbes Leben geduldig, bis der Mann es einfach von selbst tat – leider viel zu selten. Was ist, wenn er Nein sagt? Oder noch schlimmer: Er findet meine Vulva vielleicht nicht schön. Oder worst case: Eklig! Ja, auch ich musste lernen, meine Vulva zu lieben. Sie zu achten und auf sie zu hören.
Es gibt nach wie vor so viele Frauen, die mit ihr nicht im Reinen sind. Doch nur dann kann eine Frau sich wirklich fallen lassen und den Oralverkehr nicht nur einfordern, sondern auch genießen. Ich habe gelernt, dass man nur durch Akzeptanz und Liebe zum eigenen Körper wirklich frei wird und das ist ein langer Weg.
Schwierige Straßenverhältnisse
In kleinen Schritten traute ich mich immer öfter, Dinge auszusprechen. Und stellte fest, dass das Ego des Mannes sehr empfindlich ist, wenn Kritik oder Verbesserungsvorschläge im Bett von der Frau geäußert werden, seien sie noch so diplomatisch formuliert. Es passt nicht ins Bild des tollen Liebhabers. Einige Männer sind regelrecht schockiert, wenn man ihnen mitteilt, dass die eine oder andere Praktik so gar nicht geil ist. "Aber bisher hat sich keine Frau beschwert", höre ich dann oft.
Ja genau, weil die wenigsten Frauen etwas sagen. Sie schalten ab oder sehen darüber hinweg. Sie gehen im Geiste ihre Einkaufsliste durch, stöhnen und räkeln sich und liefern eine oscarreife Darstellung ab, wenn sie zum vermeintlichen Höhepunkt kommen. Auch ich bin Meisterin des Vortäuschens. Denn wenn ich klar sagen würde, was mir gefällt, um zum Höhepunkt zu kommen, ist der Mann entweder eingeschüchtert oder ignorant. Es ist ein holpriger Weg voller Schlaglöcher, die man mit Bedacht umfahren muss.
Da klappert was vorne links
Ich möchte kein Schwarz-Weiß-Bild zeichnen, welches nur aus "total fremdbestimmt" und "total frei" besteht. Es sind die vielen kleinen Nuancen dazwischen. Es ist der eine Zentimeter zu viel Schwanz in meinem Mund, der darüber entscheidet, ob es noch Spaß macht oder ich mich übergeben muss. Es ist eine kleine Bewegung meines Beckens, die darüber entscheidet, ob ich mehr oder weniger Lust empfinde. Ein kleines Klappern irgendwo im Motor kann schon ausschlaggebend sein, ob die Karre läuft oder nicht. Doch genau diese kleinen Geräusche nicht zu überhören, nicht zu überspielen oder zu ignorieren, sind nötig, um sich sexuell zu emanzipieren.
Freie Fahrt
Tatsächlich half mir auch JOYclub dabei, meine Scham abzulegen. Der offene Umgang mit Fetischen aller Art ermutigte mich, zu meiner Sexualität zu stehen. Hier fällt es mir leichter, meine Bedürfnisse und Wünsche zu kommunizieren und meine eigene Lust genau so zu leben, wie ich es möchte. Heute besuche ich regelmäßig sexpositve Partys und finde es unbeschreiblich befreiend, mich auszuleben und auszuprobieren, ohne Angst vor Verurteilungen, die eigene Scham zu überwinden und mit Menschen zu tanzen und zu flirten, die respektvoll und tolerant miteinander umgehen.
Bei mir gab zufälligerweise ein Mann den entscheidenden Anstoß, aber liebe Frauen: Wartet nicht darauf, dass ein Mann eure Lust entflammt. Entdeckt sie selbst, probiert euch aus und hört in euch selbst hinein. Und liebe Männer: Fragt die Frauen, was ihnen gefällt, was sie mögen, wie sie berührt werden möchten. So würdet auch ihr einen großen Teil dazu beitragen, Scham und Ängste beim weiblichen Geschlecht abzubauen. Letztlich haben wir ja alle was davon, denn Sex ist nur wirklich gut, wenn er beiden Spaß macht.
Der Weg ist das Ziel
Das Schöne an der sexuellen Lust ist, dass der Weg so wunderbar, spannend und erkenntnisreich sein kann. Auch ich bin noch nicht total frei von Hemmungen und Ängsten. Während meiner Fahrt durch erregende Landschaften tippe ich hin und wieder mit dem Fuß noch leicht auf die Bremse. Doch ich weiß, danach kommt eine lange Gerade. Ich drehe die Musik laut auf und fühle mich sicher. Ich blicke kurz in den Rückspiegel und lächle.
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