Wie gehst du damit um, wenn der Partner oder die Partnerin auf Schläge und harte Zurechtweisungen steht, du selbst aber Hemmungen hast, einer geliebten Person wehzutun? Ein Betroffener erzählt.
Aufgeschrieben von Nina Ponath
Sex und Liebe? Gehören für mich zusammen!
Meine letzte Beziehung scheiterte am Sex. Ich dachte eigentlich immer, dass der Sex, wenn man jemanden richtig liebt, automatisch gut ist. Klar, auch ich hatte in meiner Vergangenheit schon Partnerinnen, bei denen die ersten paar Male noch verkrampft, komisch, irgendwie gehemmt waren. Das Gute an einer Beziehung ist aber für mich, dass man über alles reden kann und der Sex so mit der Zeit immer besser wird. Das dachte ich jedenfalls, bis ich Laura kennenlernte.
Laura und ich hatten uns in einer Bar kennengelernt; sie war den Abend mit ihren Mädels unterwegs. Ich war gerade Single, nicht unbedingt auf der Suche, doch Laura fiel mir sofort auf: Immer wieder blickte sie zu mir, warf mir ein herausforderndes Lächeln zu, strich dabei ihr blondes Haar zurück.
Ich sprach sie also an. Wir redeten über belanglosen Kram, trotzdem kamen wir beide aus dem Lachen gar nicht mehr heraus. Ein paar Tage später folgte ein Spaziergang, dann ein Abendessen und schließlich landeten wir zusammen im Bett. Das Klischee schlechthin. Frisch verliebt war ich mir aber sicher, Laura und ich hätten etwas völlig Neues entdeckt.
Kommunikation? Bis dato kein Problem für uns
Danach waren wir zusammen. Weder sie noch ich mussten die Frage stellen, so leicht und selbstverständlich fühlte sich alles zwischen uns an. Wir hatten den gleichen Humor gemeinsame Interessen und ähnliche Vorstellungen vom Leben. Außerdem war zwischen uns so ein sexuelles Knistern, wie ich es zuvor noch nie erlebt hatte.
Laura und ich waren regelrecht verrückt nacheinander – auch nach drei Jahren Beziehung fielen wir regelmäßig übereinander her. Wir sprachen über unsere sexuellen Wünsche, was sich für uns gut anfühlte und was wir gerne mal ausprobieren würden. Darunter waren auch eher unkonventionelle Dinge, etwa ein Dreier oder Sex in Kostümen.
Laura hatte Lust, ein Putzfrauenkostüm zu tragen, worauf ich wie eigentlich immer, interessiert reagierte und Laura bereits kurz darauf vornübergebeugt in einem knappen Rock Staub wedelte. Deshalb ist es mir auch schleierhaft, weshalb sie mir ihre eigentlichen Fantasien nie offen sagte. Von ihrem geheimen Fetisch erfuhr ich nur zufällig.
Sexuelle Tabus? Noch hatte ich keine ...
Wir wohnten inzwischen zusammen und arbeiteten beide. Laura war in der Regel vor mir zu Hause. An diesem einen Abend hatte ich früher Schluss und freute mich, dass ich die Wohnung kurz für mich hatte. Ich setzte mich aufs Sofa, auf dem Laura es sich heute Morgen offensichtlich bequem gemacht hatte – über der Lehne lag ihre Strumpfhose und das Sofakissen war eingedellt. Auf dem Couchtisch stand Lauras Laptop.
Laura und ich hatten keine Geheimnisse voreinander, deshalb teilten wir uns unsere Laptops mehr oder weniger. Je nachdem, welcher gerade zufällig herumstand, schauten wir Netflix auf ihrem oder meinem Mac. Als ich Lauras Laptop aufklappte und das Passwort eingab, um einen Film zu streamen, öffnete sich ein Fenster im Explorer und ein lautes Stöhnen ertönte. Ein Porno. Es dauerte ein wenig, bis ich das, was sich dort auf dem Bildschirm abspielte, richtig einordnen konnte.
Der Porno zeigte einen dunklen, versifften Raum, in dem die Darstellerin gefesselt auf einem Stuhl saß, und von einem in meinen Augen ekligen Typen regelrecht gepeinigt wurde. Immer und immer wieder schlug er ihr ins Gesicht, bis sie ganz benommen wirkte. Angewidert klappte ich den Laptop wieder zu. Was war das bitte?
Versuch tut gut – hilft aber nicht immer
Abends konfrontierte ich Laura mit dem, was ich versehentlich entdeckt hatte. Laura war die Sache peinlich und sie druckste lange drum herum. "Ich wünsche mir mal wieder so eine Art von Sex", sagte sie schließlich, "bei uns ist alles immer nett und liebevoll und eigentlich möchte ich es einfach auch mal hart." Ich versuchte Verständnis zu zeigen, auch wenn mir die Art von Porno, die meine Freundin da konsumierte, zuwider war. Wir könnten es ja mal ausprobieren, sagte ich, auch wenn mir nicht so richtig klar war, wie ich das anstellen sollte.
Wenn ich jemanden liebe, möchte ich, dass es dieser Person gut geht. Ihr absichtlich wehzutun, ist etwas, das ich absolut nicht erstrebenswert finde. Gewalt liegt mir prinzipiell fern. Ausgerechnet bei meiner Freundin damit anzufangen, schien absurd, dennoch versprach ich Laura, es wenigstens zu versuchen.
Ein paar Tage später starteten wir unseren BDSM-Versuch. Ich hatte mir im Vorfeld Zeit genommen, an meinem Mindset zu arbeiten: Wenn meine Freundin nun mal auf diese Art von Sex steht, tat ich ihr ja, auch wenn ich ihr eigentlich wehtat, dennoch etwas Gutes. Sie wollte es ja so.
Tja, in der Theorie konnte ich damit umgehen. In der Praxis sah es anders aus: Wie besprochen, schlug ich Laura beim Sex ins Gesicht, fester, doller, so wie sie es wollte. Mir selbst verging dabei die Lust. So richtig Spaß hatten wir beide nicht dabei, weil ich mich furchtbar schäbig und Laura sich immer noch zu "wenig angepackt" fühlte. Danach begruben wir diese Art von Sex erst mal wieder.
Wir sprachen bestimmt ein halbes Jahr gar nicht mehr darüber, aber der Wunsch und Lauras unerfülltes Verlangen standen zwischen uns wie ein rosa Elefant im Raum. Die Stimmung litt darunter, und hatten wir vorher so gut wie nie gestritten, regten wir uns nun häufiger über belanglose Kleinigkeiten auf. Sex hatten wir nur noch selten; ich mochte die Initiative nicht mehr ergreifen, weil ich die Befürchtung hatte, Laura eh nicht genügen zu können.
Laura spürte, dass ich etwas mit mir herumtrug, aber wir kamen nicht mehr an den anderen heran. Darüber zu sprechen, probierten wir ehrlich gesagt aber auch nicht; vielleicht, weil wir uns beide mit dem Thema nicht wohlfühlten. Am Ende war es der heruntergefallene Handtuchhalter, der die Beziehung killte.
Wenn die Neigung größer als die Liebe ist
Laura hatte vor dem Duschen ihre Klamotten mit etwas zu viel Elan auf den Handtuchhalter geworfen. Der Halter kapitulierte unter dem Gewicht und lag nun mit einer abgebrochenen Kante auf dem Boden. "Michi? Kannst du das bitte kleben?", rief mich Laura in einem Ton, der inzwischen weniger liebevoll, sondern weitaus herrischer als noch vor einem Jahr war. Ich war gerade von der Arbeit zurückgekommen und hatte keine große Lust, meinen Feierabend jetzt mit Handwerkerarbeiten zu verbringen, also schlurfte ich lustlos ins Bad.
"Ich mache das morgen, ja?", sagte ich, als ich den Halter unter Lauras Kleidung dort liegen sah, "lass mich mal kurz ein bisschen chillen." "War ja klar", sagte Laura zynisch. "Was soll das denn heißen?", fragte ich; ahnte ich bereits, worauf sie anspielte. "Ich mag nicht mehr. Mir reicht das nicht", sagte Laura und fing an zu weinen.
Sie sei unglücklich, fühle sich unverstanden und habe das Gefühl, dass sie ständig etwas zurückhalten müsse. Sie hätte immer schon von ihrer speziellen Neigung gewusst, lediglich nicht erwartet, dass diese so wichtig für sie sei. "Ich kann und will's so nicht mehr", sagte Laura. Wir trennten uns.
Mir tat die Trennung unglaublich weh und ich hätte ihr wirklich gern versprochen, es zu versuchen. Ich kenne mich aber gut genug, um zu wissen, dass diese Art von Sex für mich nicht funktioniert hätte. Manchmal reicht Liebe eben nicht. Ich sehe und sah mich, wenn auch nur innerhalb eines Rollenspiels, als Vergewaltiger, der seine Freundin vermöbelt.
Es mag sein, dass durch ihre Erlaubnis der Schaden irgendwie entschuldigt gewesen wäre. Das ändert aber nichts daran, dass mir meine eigene Hemmung zu sehr im Weg gestanden hätte. Für mich hat Gewalt nichts in meiner Beziehung verloren – selbst wenn sie ganz explizit von mir gefordert wird. Ich kann über vieles im Bett reden, aber zu unterschiedliche Vorstellungen beim Sex sind letzten Endes nichts anderes als eine unterschiedliche Vorstellung vom Leben, wenn etwa nur einer der Partner einen Kinderwunsch hat und Ähnliches. Manche Differenzen sind unüberbrückbar.
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