Bisexuelle sind die größte sexuelle Minderheit – und doch werden sie in der Gesellschaft kaum wahrgenommen. Julia Shaw, promovierte Psychologin, Queer- Historikerin und selbst bisexuell, will das ändern und schrieb mit ihrem neuesten Buch "Bi. Vielfältige Liebe entdecken" eine wahre Bi-Bibel. Dabei rollt die Bestseller-Autorin das Thema historisch, naturwissenschaftlich, gesellschaftspolitisch und persönlich auf.
Von Anna L. Stark
- Bisexualität ist weder Trend noch Modeerscheinung. Sie fand schon immer statt, es verstärkt sich alleine die öffentliche Wahrnehmung und das Selbstbewusstsein der Bisexuellen.
- Im JOYclub hast du die Möglichkeit, dich über Bisexualität zu informieren, auszutauschen und deiner eigenen sexuellen Identität Ausdruck zu verleihen. So findest du in deinem Profil und in dem anderer die Neigungen "Bisexuell" und "Bi-interessiert".
- Gleichgesinnte erkennst du schnell an ihren Profildetails und kannst dich mit ihnen vernetzen.
Bisexualität: Klischee und Wirklichkeit
Was ist Bisexualität – Neigung oder Identität? Woran erkennst du eigentlich, dass du bisexuell bist? Wie ist es mit dem Outing? Was kann die Gesellschaft tun, um Bisexuellen mehr Wahrnehmung zu schenken? Was ist Hypersexualisierung? Und was Doppeldiskriminierung? Eins wird beim Lesen von Julia Shaws Werk jedenfalls schnell klar: "Nur eine vorübergehende Phase", "vögelt doch jeden" oder der klassische Porno-Dreier FFM – keines der viel bedienten Klischees über Bisexualität trifft auch nur annähernd den Nerv.
Von der Unsichtbarkeit der Bisexualität
Hand aufs Herz: Wie viele bisexuelle oder bi-interessierte Personen kennst du? Geht es nach Julia Shaw, ist Bisexualität weit verbreitet, aber kaum öffentlich sichtbar. Weder in den Alltagsmedien noch in der Sachliteratur finden sich relevante Veröffentlichung zum Thema. Auch viele Bisexuelle selbst outen sich nicht. Shaw zitiert dazu Studien, laut denen bisexuelle Personen ihre Orientierung doppelt so häufig unsichtbar lassen wie Homosexuelle.
Missverständnisse rund ums Bi-sein
Nach Julia Shaw erleben viele Bisexuelle gleich auf mehreren Ebenen Unverständnis: Während manche Heteros mit einer Art "Hypersexualisierung" auf die Orientierung zu beiden Geschlechtern blicken, gilt sie in der queeren Community häufig als nicht eindeutig genug. Für bisexuelle Frauen und Männer nicht gerade eine gute Basis für ein Coming-out. Und immer wieder das Gefühl:
Bisexualität ist mehr als eine Orientierung
Genau wie Homosexualität stellt Bisexualität für die Psychologin Shaw mehr als nur eine sexuelle Orientierung dar. Indem sie die Bisexualität als sexuelle Identität definiert, gibt sie ihr Gewicht – und öffnet sie vielleicht auch für all jene, die ihre sexuellen Bedürfnisse (noch) nicht ganz zuordnen können.
Von der Stille zum Sturm
Mit der Sichtbarmachung der Bisexualität für die breite Öffentlichkeit beendet die Autorin eine fast strukturelle Negierung der sexuellen Identität im öffentlichen Diskurs. So musste RTL-Chefmoderator Peter Kloeppel in einer Talkrunde im Mai 2022 gegenüber der promovierten Psychologin zugeben, dass er und sein Team in 30 Jahren "RTL aktuell" nie über Bisexualität berichtet hätten.
Demgegenüber löste die Bekanntmachung von Shaws Buch "Bi" alleine in Deutschland ein wahres Feuerwerk an Berichterstattung aus. Daraus könnte die These resultieren, Bisexualität sei ein Trend. Doch auch mit diesem Klischee räumt das Buch auf. Ähnliches zeigt sich unter den Mitgliedern im JOYclub.
Wie lieben Mitglieder ihre Bisexualität aus?
Menschen aus der JOYclub-Community berichten in einer aktuellen Umfrage von ihren schönsten Erfahrungen rund um ihr Bi-sein.
Auch die Erfüllung sexueller Fantasien bis hin zur Entdeckung völligen Neulands ist für JOYler Teil ihrer positiven Erlebnisse.
Viele Befragte genießen die Vielfalt, die sich durch ihre Bisexualität ergibt und nehmen die Unterschiede beim Sex mit verschiedenen Geschlechtern als große Bereicherung wahr.
Wieder andere beschreiben den offenen Umgang als besonders befriedigend.:
Eine solche selbstbewusste Einstellung von Bisexuellen ist auch Ziel der Bi-Bibel von Dr. Julia Shaw. Die Autorin zeigt in Studienergebnissen und persönlichen Berichten viele positive Erfahrungen auf. Doch sie offenbart in ihrem Buch auch die Schattenseiten der Bisexualität.
Stigmata und Ausgrenzung
Negativbeispiele sind laut der von Shaw untersuchten Studienlage Doppeldiskriminierung, also die Ablehnung durch Heterosexuelle und Homosexuelle sowie starke sexuelle Übergriffigkeit oder sogar Gewalt gegenüber Bisexuellen.
JOYclub-Mitglieder berichten auf Nachfrage von Vorurteilen, Ablehnung oder Grenzüberschreitungen. Ein Bi-Mann sagt: "Immer wieder unschön ist, dass einige Männer wohl glauben, das Bi-Interesse eines anderen Mannes sei eine Art Freibrief, um dann zudringlich oder gar übergriffig zu werden." Auch Frauen kennen Vorurteile:
Einige Bisexuelle oder bi-interessierte Mitglieder erleben in ihrem Umfeld eine generelle Entwertung: "Du bist bi – das ist ja eklig."
Mit mehr Transparenz zur Offenheit
Es wird also höchste Zeit, dass die Wahrnehmung und Beurteilung von Bisexuellen an Vorurteilen verliert. Berichterstattung und Austausch, wie die Bi-Bibel von Julia Shaw und auch die Vernetzung im JOYclub, sind wichtige Schritte dazu. Ein Mitglied aus der Community bestätigt das:
Bisexualität sichtbar machen
"Ich möchte die vielfältige Welt der Bisexualität aus dem Schatten holen", sagt Julia Shaw. "Ich wünsche mir Aufmerksamkeit, Verständnis und Neugier auf das Thema. Und ich möchte mit fundierten Argumenten für bisexuelle Freiheit kämpfen."
Dass es ihr ernst ist mit diesem Anliegen, zeigt die gebürtige Kölnerin nicht nur mit ihrem umfassend recherchierten Buch, sie gründete auch eine eigene Forschungsgruppe zum Thema für zukünftige wissenschaftliche Erkenntnisse. Wir dürfen gespannt sein, wie sich die Wahrnehmung und Sichtbarkeit von Bisexualität in Zukunft entwickelt.
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